Mehr als nur Bitcoin: Der bekannte Indexanbieter Stoxx will die zehn besten Krypto-Projekte ausfindig machen können. Der neue Index ist auch als börsenkotiertes Produkt erhältlich.
Viele Anleger sind mittlerweile mit Bitcoin und Ether vertraut. Doch neben den beiden grossen Krypto-Projekten gibt es eine verwirrende Vielfalt an kleinen und mittelgrossen Coins, in die man investieren könnte. Von den heute mehr als 9000 Token dürften langfristig allerdings nur ein paar Dutzend relevant bleiben.
Nun verspricht der bekannte Indexanbieter Stoxx, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Börse, ein bisschen Licht in diese obskure Welt zu bringen. In Zusammenarbeit mit dem Zuger Pionier Bitcoin Suisse und dem auf Krypto-Anlagen spezialisierten Vermögensverwalter Valour bietet er neu einen Blue-Chip-Index für Krypto-Vermögenswerte an.
Investierbarer Index
Wie bei den bekannten Aktienindizes SMI oder DAX, in die nur besonders etablierte Aktien aufgenommen werden, will der neue Index aus der unüberblickbaren Masse der Blockchain-Projekte die zehn wichtigsten Token herausfiltern. Wer es sich einfach machen will, kann nun einfach ein börsenkotiertes Anlagevehikel kaufen.
Das entsprechende Exchange-Traded Product wird bereits an der Deutsche Börse gehandelt, obwohl es offiziell erst am kommenden Dienstag lanciert wird. Es bildet den Digital-Asset-Blue-Chip-Index eins zu eins ab. Die Gebühren betragen 1,9 Prozent.
Es gibt auch andere Anbieter, namentlich Amina, Sygnum oder 21Shares, die mit börsenkotierten Produkten selbst kreierte Krypto-Indizes abbilden. Doch gerade bei institutionellen Anlegern wie Versicherungen oder Pensionskassen dürfte der Indexanbieter Stoxx ein grösseres Vertrauen geniessen.
«Strategisch wichtiger Schritt»
«Es gibt natürlich bereits heute Indizes für Krypto-Anlagen, aber deren Anbieter sind in der traditionellen Finanzwelt weitgehend unbekannt. Darum ist es ein wichtiges Signal, dass nun drei führende Unternehmen zusammen den Digital-Asset-Blue-Chip-Index lancieren und diesen auch investierbar machen», sagt Marco Infuso von Valour Europa.
Der Stoxx-Geschäftsführer Axel Lomholt bezeichnet die Expansion seiner Firma in die Welt der digitalen Vermögenswerte als «strategisch wichtigen Schritt». «In den letzten zehn Jahren haben sich die Strategien der Vermögensallokation erheblich verändert. Bis vor kurzem war ein typisches Portfolio zu 60 Prozent in Aktien und zu 40 Prozent in Anleihen investiert.»
Heute investierten viele institutionelle Anleger 20 Prozent ihres Kapitals in alternative Anlagen wie Infrastruktur und Rohstoffe. «Auch digitale Vermögenswerte gehören in diese Kategorie», sagt Lomholt.
In der nach wie vor kaum regulierten Krypto-Welt ein Qualitätsversprechen abzugeben, ist ein gewagtes Unterfangen. «Die Anforderungen an einen Blue-Chip-Index sind sehr hoch», sagt Luzius Meisser, Präsident von Bitcoin Suisse.
Die Berechnung beruhe auf einer regelbasierten, nachvollziehbaren Methode, die keinen Raum für willkürliche Entscheide zulasse. «Dabei ist die Marktkapitalisierung nur eines von vielen Kriterien, die über eine Index-Aufnahme entscheiden. Bedeutend sind unter anderem auch die Anzahl der Entwickler und die wirtschaftliche Aktivität im zugehörigen System», so Meisser.
Marktkapitalisierung bietet kaum Orientierung
Mit anderen Worten: Wichtig zur Beurteilung eines Blockchain-Projekts sind vor allem Kennzahlen, die anzeigen, wie stark dieses effektiv genutzt wird und wie hoch die Zahlungsbereitschaft der Kunden ist.
Anders als in der Welt der Aktien bietet die reine Marktkapitalisierung bei digitalen Vermögenswerten wenig Orientierung für Anleger. Bitcoin und Ethereum kommen zusammen auf ein Gewicht von rund 68 Prozent. Und dieses Klumpenrisiko ist sogar noch grösser, wenn man die Stablecoins herausrechnet, die per Definition kein Wertsteigerungspotenzial bieten, da sie einfach nur eine herkömmliche Währung wie Dollar oder Euro abbilden.
Auch eine Anlage in Meme-Coins – Projekte, die einzig auf die Emotionen der Investoren abzielen – scheint wenig sinnvoll. Die grössten Vertreter dieser Kategorie, Dogecoin und Shiba Inu, sind trotzdem die Nummern 9 und 11 im Krypto-Markt. Dazu kommt: Viele Token legen einen kometenhaften Aufstieg hin, spielen aber kurze Zeit später keine Rolle mehr.
Projekte, die sich bewährt haben
«Es gibt viele Modethemen im Krypto-Markt, die unter Umständen rasch wieder verschwinden», sagt Andrej Majcen, CEO von Bitcoin Suisse. «Im letzten Zyklus war es etwa das Metaverse, im Moment sind besonders Projekte aus den Bereichen KI oder Gaming angesagt.»
Der Digital-Asset-Blue-Chip-Index setze sich im Gegensatz dazu aus Projekten zusammen, die sich bewährt hätten und die auch in ein paar Jahren noch relevant sein würden. «Er hat in den letzten zwei Jahren sowohl Bitcoin als auch Ether outperformt», sagt Majcen. Das Gewicht dieser beiden grossen Token ist auf je 30 Prozent beschränkt.
Am 26. März werde in Frankfurt zum ersten Mal überhaupt die Börsenglocke für ein Krypto-Anlageprodukt läuten, sagt Marco Infuso. «Es handelt sich also in vielerlei Hinsicht um eine Premiere.»