Hohe Gebühren fressen oftmals einen grossen Teil der Rendite der Geldanlagen weg. Mit der Wahl der richtigen Bank oder des richtigen Online-Brokers lassen sich Hunderte Franken sparen.
Um den Lebensstandard im Alter zu halten, ist private Vorsorge unerlässlich. Um ansprechende Renditen zu erzielen, empfehlen Bankberater, einen grossen Teil des Vorsorgekapitals in Aktien anzulegen. Gleichzeitig verlangen aber viele Finanzhäuser von den Kunden hohe Gebühren, die die Rendite der Anlagen schmälern.
Zu den anfallenden Kosten zählen Courtagen, Depotgebühren, Kontoführungsgebühren und Verwaltungsgebühren für Finanzprodukte. Sogar für den jährlichen Steuerauszug werden manche Bankkunden zur Kasse gebeten.
Deutliche Unterschiede zwischen Banken und Online-Brokern
Die Kosten für die Verwahrung der Wertschriften, auch Depotgebühren genannt, unterscheiden sich von Bank zu Bank stark. Dies zeigt ein Überblick des Online-Vergleichsdiensts Moneyland.ch über die von Banken und Online-Brokern im Schweizer Markt verlangten Kontoführungs- und Depotgebühren.
Für den Vergleich wurden die Gebühren für ein passives Portfolio, bei dem nur Depot- und Kontogebühren anfallen, erhoben. Das Musterdepot enthält 25 500 Franken in Schweizer Aktien, 9000 Dollar in amerikanischen Aktien, 7500 Euro in europäischen Aktien und 14 000 Franken in kotierten Indexfonds (Exchange-Traded Funds, ETF).
Die günstigsten Anbieter sind Cornèrtrader, FlowBank und TradeDirect. Bei ihnen fallen für die Verwahrung dieser Wertschriften Kosten von 43.25 Franken beziehungsweise jeweils 59.55 Franken an. Am meisten Depotgebühren verlangen Direct Net (CS Online Trading) mit 259.45 Franken, die UBS (E-Banking) mit 242.20 Franken und die ZKB (E-Banking) mit 231.85 Franken.
Auf den ersten Blick sehen diese Kosten verkraftbar aus. Allerdings gilt auch: je grösser die Wertschriftenvolumina, desto höher die Gebühren. Denn die Depotgebühren werden grundsätzlich prozentual zum Volumen erhoben. Sie liegen zwischen 0,1 und 0,4 Prozent pro Jahr. Dazu kommt oftmals noch die Mehrwertsteuer. Es gibt aber auch Banken, die bei höheren Anlagebeträgen niedrigere Prozentanteile verlangen.
Gebühren «nicht mehr zeitgemäss»
«Für die reine Verwahrung von börsengehandelten und standardisierten Wertpapieren ist eine Gebühr von 0,4 Prozent nicht mehr zeitgemäss», sagt Alain Beyeler, Chef des Finanzdienstleisters Finpact, eines Spin-offs der Universität St. Gallen. Sogenannte «Custody»-Leistungen seien heutzutage standardisiert und hochskalierbar.
Auf der Gegenseite sei jedoch zu beachten, dass der Standardisierungsgrad wie zum Beispiel bei Private-Equity-Anlagen oder exotischen Hedge-Funds noch relativ gering sei und mit einem substanziellen manuellen Aufwand verbunden sein könne. «In solchen Fällen kann vereinzelt eine etwas höhere Gebühr gerechtfertigt sein», sagt er.
Laut Benjamin Manz, Gründer und Geschäftsleiter von Moneyland.ch, verlangen manche Banken auf eigene Produkte oder Kassenobligationen niedrigere Depotgebühren. Viele unterscheiden auch zwischen Wertschriften, die im Inland, und solchen, die im Ausland deponiert sind – bei letzteren sind die Gebühren höher.
«Hohe Depotgebühren machen Geld nicht sicherer»
Bekommen die Kunden wenigstens etwas für die höheren Depotgebühren? «Nein», sagt Manz, «hohe Depotgebühren machen das Geld nicht sicherer.» Wertpapiere werden schliesslich stets im Namen des Kunden und gesondert von der Bankbilanz geführt. Dass Anlagen bei einer «besonders sicheren» Schweizer Bank lägen, trage nicht direkt zu einer höheren Sicherheit der Wertpapiere bei, sagt Beyeler.
Auch wenn die Wertpapiere bei einer Bank lägen, die in eine Schieflage geraten könnte, sei dies nicht mit einem Wertverlust der Wertpapiere verbunden. Allerdings bestehe das Risiko, dass es länger dauern könnte, bis der Zugang zu den Wertpapieren wieder sichergestellt sei.
Steuerausweise kosten bei vielen Banken extra
Zudem ist zu beachten, dass die Kosten für Konto- und Depotführung nur ein kleiner Teil der Gebühren sind, die Finanzinstitute bei der Vermögensverwaltung erheben. Schon der jährliche digitale Steuerausweis kann mehrere hundert Franken kosten. Wie eine Auswertung von Moneyland.ch für die «NZZ am Sonntag» ergeben hat, greifen hier auch Banken kräftig zu, die bei den Depotgebühren gut abschneiden.
Die hohen Gebühren für elektronische Steuerausweise lassen sich schlecht rechtfertigen. Denn den Banken liegen alle Informationen vor, und sie können diese Standarddokumente mit minimalem Aufwand elektronisch erstellen. Nur bei exotischeren Anlagen kann es Gründe für höhere Kosten geben. «Befinden sich illiquide und nicht standardisierte Anlagen in einem Depot, kann die Aufbereitung eines Steuerausweises mit zusätzlichem Aufwand verbunden sein, was eine Gebühr für diese Dienstleistung rechtfertigt», sagt Beyeler.
Wie man bei den Gebühren für Konten und Depots spart
Was können Kundinnen und Kunden also tun, um zu hohe Gebühren zu vermeiden?
Zu Online-Brokern wechseln: Manz rät, zu Online-Brokern zu wechseln, um von ihren günstigeren Konditionen zu profitieren. Kunden sollten sich aber zuvor über die Konditionen eines Wechsels erkundigen. Manche Broker übernehmen die Kosten für die Übertragung der Wertschriften. Laut Manz betragen diese in der Regel zwischen 50 und 100 Franken, manchmal sogar bis zu 200 Franken pro Wertpapiertitel. Viele Titel im Depot zu haben, kann bei einem Wechsel also sehr teuer werden.
Vorsicht bei nicht der Finma unterstellten Brokern: Online-Broker in der Schweiz sind der Finanzmarktaufsicht (Finma) unterstellt und müssen sich an die entsprechenden Gesetze halten. «Davon zu unterscheiden sind Online-Broker, die in einem anderen Land unter einer anderen Regulierung tätig sind», sagt Beyeler. Je nach Land können die regulatorischen Anforderungen an den Online-Broker geringer ausfallen.
Anbieter ohne Depotgebühren berücksichtigen: Auch ein Wechsel zu Yuh oder Neon könne eine Option sein, sagt Manz. Diese Neobanken bieten ebenfalls den Kauf von Aktien oder ETF an. Allerdings ist die Auswahl an Geldanlageprodukten dort weniger gross als bei Banken oder anderen Online-Brokern.
Yuh und Neon seien insbesondere für eine jüngere Kundschaft geeignet, sagt Beyeler: «Sie eignen sich gut für Anleger, die mit kleinen Beträgen aktiv am Markt teilnehmen möchten, ein begrenztes Universum an Anlageoptionen bevorzugen und eine einfache Benutzeroberfläche suchen.» Für Privatinvestoren, die eine umfassende Betreuung wollen oder komplexere Strategien umsetzen möchten, seien die beiden Anbieter weniger geeignet.