Nur eine von sechs Modellreihen überlebt. Jaguar Land Rover streicht fünf Fahrzeuge wegen fehlender Profitabilität aus dem Programm. Die Strategie geht konsequent in Richtung luxuriöse Elektroautos.
Von allen derzeit verfügbaren Fahrzeugtypen des britischen Autobauers Jaguar soll einzig das SUV F-Pace übrigbleiben, wie Adrian Mardell, CEO von Jaguar Land Rover (JLR) im Juni gegenüber Investoren bekanntgab. Das Fahrzeug ist mit Verbrennungsmotoren erhältlich, künftig als einziges in der Jaguar-Palette. Es ist zudem das derzeit meistverkaufte Modell im Angebot der Marke.
Mit diesem radikalen Schritt will JLR die Marke Jaguar wieder flott machen, die zuletzt unter schwachen Margen litt. Die fünf Modelle XE (kompakte Limousine), XF (mittelgrosse Limousine und Kombi), F-Type (Sportcoupé und Cabrio), E-Pace (SUV) und I-Pace (Elektro-SUV) werden nicht weiter produziert. Die Herstellung von XE, XF und F-Type endete bereits im Mai 2024, E-Pace und I-Pace laufen noch bis Dezember 2024 weiter.
JLR will die Marke Jaguar in eine reine Elektroauto-Marke umbauen, die im Premium-Bereich positioniert werden soll. Noch in diesem Jahr sollen erste Ergebnisse dieses Wandels in den USA – einem der Kernmärkte von Jaguar – bekanntgegeben werden.
Drei neue Batterie-Elektromodelle
Der Umbau sieht vor, dass Jaguar 2025 drei neue Elektroautos lancieren wird, die im britischen Werk Solihull vom Band rollen sollen und alle auf der neuen Fahrzeugplattform JEA (Jaguar Electrified Architecture) basieren. Durch diese Vereinheitlichung sollen sich der durchschnittliche Verkaufspreis für Jaguar-Modelle (aktuell bei gut 70 000 Pfund) und die Marge verbessern, wie JLR-Chef Mardell ausführte.
Das erste Elektrofahrzeug von Jaguar werde eine sportliche viertürige Reiselimousine sein, sagte Designchef Gerry McGovern. Sie werde atemberaubend gestaltet sein und sich deutlich von aktuellen Elektroautos der Konkurrenz unterscheiden.
Die Lagerbestände der fünf eingestellten Modelle werden in den kommenden Monaten ausverkauft. Zudem werde es weiterhin Wartungsdienste und Ersatzteile für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor geben, heisst es bei JLR.
Hiobsbotschaft für österreichische Partner
Der Strategiewechsel bei Jaguar ist keine gute Nachricht für den in Graz beheimateten Auftragshersteller Magna Steyr. Bisher wurden die beiden Modellreihen I-Pace und E-Pace im Magna-Werk Graz gefertigt. Diese Produktion läuft nach fast zehn Jahren per Ende 2024 aus.
Für Magna Steyr, die österreichische Tochterfirma des kanadischen Konzerns Magna International, ist dies bereits der dritte Rückschlag innerhalb weniger Monate. Mit der Insolvenz des E-Autobauers Fisker verlor der Hersteller bereits die Fertigung des SUV Fisker Ocean. Zudem hat Geländewagenhersteller Ineos den Produktionsstart seines elektrischen Fusilier zurückgestellt, der ebenfalls bei Magna Steyr gebaut werden soll.