Der Monegasse Leclerc gewinnt im Ferrari zum zweiten Mal nach 2019 den Formel-1-Grand-Prix von Italien – dank mutiger Taktik. Die künftigen Sauber-Verantwortlichen stellen sich in Monza kritischen Fragen.
Mit einer Alles-oder-nichts-Taktik haben Ferrari und sein Fahrer Charles Leclerc im Heimspiel in Monza triumphieren können. Die Scuderia legte als einziges Topteam im Grand Prix von Italien nur einen Boxenstopp ein, Leclerc hatte das Rennen vom vierten Startplatz aus aufgenommen. Der Monegasse war schon 2019 der letzte Sieger in Rot im Königlichen Park gewesen. Aber diesmal war es eine unvergleichliche fahrerische und strategische Meisterleistung, just beim Abschied der Formel 1 aus Europa. Leclerc fasste sie in zwei Wörtern zusammen: «Mamma mia!»
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Die Favoriten von McLaren, Oscar Piastri und Lando Norris, standen neben ihm düpiert auf dem Podium. Norris hatte seine Pole-Position in einem harten Duell mit seinem Markenkollegen verloren. Eine Stallorder wurde abgelehnt, obwohl Norris angesichts der fortgesetzten Formkrise von Red Bull Racing bei acht noch ausstehenden Rennen und drei Sprints eine echte Chance hätte, den WM-Leader Max Verstappen abzufangen. Der Niederländer, der in Italien lediglich Sechster wurde, liegt noch um 62 Punkte vorn. Verstappen hatte in Monza kurz vor Schluss in einem Funkspruch die Mitarbeiter in seiner Rennfabrik aufgefordert, endlich aufzuwachen.
Das Sauber-Team bleibt ohne Punkt
Dieser bewusst provokante Satz könnte so auch nach Hinwil in die Sauber-Zentrale übermittelt worden sein: Valtteri Bottas und Zhou Guanyu sind einmal mehr überrundet worden und nur auf den Plätzen 16 und 18 gelandet. Sauber ist weiter der einzige punktlose Rennstall. Erstmals war der neue Teamverantwortliche Mattia Binotto zu Gast in der Garage, er sprach mit dem Audi-Chef Gernot Döllner über die Perspektiven des künftigen deutsch-schweizerischen Werksteams.
Zur prekären sportlichen Situation bei Sauber sagte der ehemalige Ferrari-Manager Binotto: «Wir können die aktuellen Ergebnisse weder akzeptieren noch uns leisten, sie bereiten uns Schmerzen.» Auch wenn der Betrieb in anderthalb Jahren ganz anders aussehen werde, dürfe die bedenkliche Entwicklung nicht ignoriert werden. «Dieses Team muss ein Siegerteam werden. Es gibt viel zu tun. Wir müssen unsere Muskeln für die Zukunft trainieren.» Es gehe nicht nur um Resultate, sondern auch ums Selbstwertgefühl. Das Fundament dazu müsse jetzt gelegt werden. Nachholbedarf sieht Binotto beim Personal, in der Organisation, bei Werkzeugen und Methoden.
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Audis Vorstandsvorsitzender Döllner war auch deshalb aus Ingolstadt nach Monza gereist, um die sich hartnäckig haltenden Zweifel an der Unterstützung für das ehrgeizige Projekt auszuräumen. Für ihn habe das Engagement nie infrage gestanden, es sei bei seiner Neubeurteilung nur um den richtigen Weg gegangen. Dabei handle es sich um eine fortgesetzte Diskussion. Er habe akzeptiert, dass es angesichts der grossen und erfahrenen Gegner in der Formel 1 «länger dauern könnte, bis wir gewinnen werden». Der Manager versprach, dass der Einfluss der Konzernabteilungen mit Ausnahme von Design und Marketing so gering wie möglich gehalten werde. Döllners Vorgänger hatte um jeden Preis in die Königsklasse des Motorsports gedrängt.
Bottas möchte langfristige Sicherheit – aber auf der Liste der potenziellen Stammfahrer stehen auch ein paar Jüngere
Bis Ende September soll laut Binotto auch die Frage geklärt sein, wer neben Nico Hülkenberg das zweite Cockpit bekommen wird. Mit Mick Schumacher steht ein zweiter Deutscher auf der Liste, aber auch der brasilianische Nachwuchsfahrer Gabriel Bortoleto. Angeblich soll der bisherige Stammfahrer Bottas einen Ein-Jahres-Vertrag angeboten bekommen haben, Audi/Sauber könnte sich mit dieser Überbrückungslösung alle Optionen für 2026 offenhalten. Der Finne aber fordert jene langfristige Sicherheit, die er bisher hatte.
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