Wer aus Angst vor einem Asthmaanfall auf körperliche Anstrengung verzichtet, macht es nur noch schlimmer. Eine Physiotherapeutin erklärt, wie man mit Atemproblemen richtig trainiert.
Leserfrage: Kann moderates Kraft- und Cardiotraining asthmatische Anfälle verursachen? Was kann man dagegen tun?
Wer sich körperlich an die Grenze bringt, kennt das Gefühl: Das Herz rast, man ringt nach Atem, aber die Luft kann nicht schnell genug einströmen. Die Atemnot zwingt einen zur Pause – bis sich der Körper beruhigt. Wenn sich aber die Atemprobleme in der Pause verstärken, dann handelt es sich wahrscheinlich um einen Asthmaanfall.
Von einem Belastungsasthma spricht man, wenn während oder nach dem Sport Symptome wie Kurzatmigkeit oder Atemnot auftreten, die auch in Ruhe noch anhalten. Je nach Studie leiden zwischen 5 und 20 Prozent der allgemeinen Bevölkerung daran. Zum einen werden die Symptome bei Asthmatikern durch Sport verstärkt. Zum anderen können auch Nicht-Asthmatiker bei intensiver körperlicher Belastung einen Anfall erleiden.
Janina Mäder ist Physiotherapeutin und Co-Leiterin der ambulanten pulmonalen Rehabilitation am Universitätsspital Zürich. Sie erklärt: «Überproportional viele Profisportler sind davon betroffen. Sie treiben ihre Körper öfter an die Belastungsgrenze, was einen Anfall auslösen kann. Ein erhöhtes Risiko besteht zudem bei intensiven Sportarten, bei denen trockene, kalte Luft eingeatmet wird, wie zum Beispiel beim Langlaufen.» Tatsächlich gibt es Studien, die zeigen, dass 40 bis 50 Prozent der schwedischen Langläufer an Belastungsasthma leiden.
Die Mundatmung ist Teil des Problems
Solange man durch die Nase atmet, wird die Luft vorgewärmt und befeuchtet, zudem fangen die Nasenhaare einen Teil der Staubpartikel und Pollen ab. Bei grosser Anstrengung gehen die meisten Menschen aber zur Mundatmung über: Ungefilterte, kalte Luft strömt in die Lunge. Das reizt die Bronchien, die von der Luftröhre in die beiden Lungenflügel abzweigen.
Die Schleimhaut in den Bronchien von Asthmatikern ist chronisch entzündet und schwillt durch die Reizung weiter an. Kalte Luft oder Allergene wie Pollen oder Chemikalien können aber auch die Bronchien von Nicht-Asthmatikern anschwellen lassen. Im Extremfall löst das einen Anfall aus. Dabei ziehen sich die Muskeln um die Bronchien zusammen und verkrampfen, so dass noch weniger Luft einströmt und akute Atemnot entsteht. «Das löst Panik aus, was eine Verkrampfung der Muskeln noch verstärken kann», erklärt Mäder.
Die Crux ist: Auch wenn körperliche Anstrengung einen Asthmaanfall auslösen kann, sinkt das Risiko für weitere Anfälle, wenn man regelmässig Sport treibt. Denn je besser der Körper trainiert ist, desto höher ist seine Belastbarkeit, und dadurch steigt die Schwelle, bei der ein Anfall entsteht. Studien zeigen, dass ein Sportprogramm die Asthmasymptome und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern kann.
«Aufwärmen ist das A und O»
Besonders im Alter ist ein Aufbautraining wichtig, denn im Laufe des Lebens steigt das Risiko für Asthmaanfälle, weil die Lungenkapazität und die Muskelmasse im Alter abnehmen. Damit Menschen mit einem Belastungsasthma sicher trainieren können, sollten sie laut Mäder als Erstes ihre Asthmamedikamente von einem Lungenarzt überprüfen lassen. Ausserdem müsse das Programm an die Fitness der betroffenen Person angepasst sein.
«Das A und O ist das Aufwärmen, fünf bis zehn Minuten bei tiefer Intensität auf dem Velo oder Laufband», sagt die Physiotherapeutin Janina Mäder. Das Trainingsprogramm sollte Krafttraining enthalten – verschiedene Übungen, um alle grossen Muskelgruppen zu trainieren – und etwa 30 Minuten Ausdauertraining bei höherer Intensität.
Mit einem Pulsmesser lässt sich die Trainingsintensität zuverlässig bestimmen. Wer kein Pulsmessgerät besitzt, kann sich an folgende Devise halten: Beim Aufwärmen sollte man warm werden, aber noch genug Luft bekommen, um ein Lied singen zu können. Beim Ausdauertraining sollte der Atem schneller gehen, aber ein kurzes Gespräch noch möglich sein.
Allgemein kann es helfen, beim Training viel zu trinken, um die Schleimhaut zu befeuchten. Wichtig ist zudem die Luftqualität im Fitnessstudio. «Oft wird die Luft gekühlt und ist daher sehr trocken. Zudem reagieren manche Menschen empfindlich auf gewisse Chemikalien von neuen Geräten», sagt die Physiotherapeutin.
Komme es beim Training zu einem leichten Anfall, könne dieser oft mit der Atmung aufgelöst werden, sagt Mäder. Sie empfiehlt die «Lippenbremse». Bei der Ausatmung legt man die Lippen leicht aufeinander, so dass man gegen einen Widerstand ausatmet. So würden die Atemwege offen gehalten, und die langsame Atmung beruhige das Nervensystem. Bei stärkeren Anfällen helfen die Notfallmedikamente. Wer das alles beachtet, kann auch mit Belastungsasthma gefahrlos trainieren und sein Risiko für weitere Anfälle reduzieren.
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