Die Insolvenz der Signa-Gruppe ist ein Trauerspiel. Statt dass gerettet wird, was zu retten ist, zieht René Benko bei den Immobilienfirmen hinter den Kulissen wohl immer noch die Fäden. Bei Globus haben beherzte Signa-Manager das verhindert.
Die Insolvenz von René Benkos Signa-Gruppe ist nicht nur eine der grössten Pleiten Europas. Es dürfte auch eine der am schlechtesten gemanagten Pleiten sein. Riesige Bauprojekte wie der Elbtower in Hamburg oder das Lamarr-Einkaufszentrum in Wien stehen seit einem Jahr still und drohen, zu Bauruinen zu werden.
Ein Milliardenportfolio an Immobilien muss verkauft werden, um die enormen Schulden zu tilgen, doch die Verkäufe stocken, weil nach wie vor viel Intransparenz da ist und Streit herrscht über das richtige Vorgehen. Signa und Benko sind mit Klagen eingedeckt.
Globus war glücklicherweise ein Joint Venture
Auch die Schweizer Warenhauskette Globus ist vom Signa-Zusammenbruch betroffen, denn sie gehörte ebenfalls zur Gruppe. Doch im Vergleich zu anderen Bereichen hält sich das Chaos hier in Grenzen. Wie am Montag bekanntwurde, hat Globus einen neuen Eigentümer gefunden, der das Geschäft im bisherigen Stil fortführt. Auch während der gut neunmonatigen Verhandlungen waren die Warenhäuser stets geöffnet, der Betrieb lief normal weiter.
Globus scheint in dieser Krise glimpflich davongekommen zu sein. Aber warum?
Ein wichtiger Grund ist, dass die Schweizer Warenhäuser nicht ausschliesslich im Besitz von Benkos Signa-Gruppe waren. Signa hatte Globus Anfang 2020 gemeinsam mit der thailändischen Central Group erworben, wobei beide Partner je 50 Prozent hielten. Die Central Group war deshalb der logische Übernahmepartner, da sie bereits in Globus investiert war und für den Signa-Teil ein Vorkaufsrecht besass.
Zusätzlich wurde die Situation dadurch vereinfacht, dass das operative Geschäft von Globus, das nun von der Central Group übernommen wurde, günstig zu haben war. Bekanntgegeben wurde der Kaufpreis nicht. Aber bereits im Jahr 2020, als Signa und Central Globus gemeinsam erwarben, war klar, dass der Hauptwert nicht im Warenhausgeschäft liegt. Für das operative Geschäft zahlten Signa und Central damals einen einstelligen Millionenbetrag, für die Immobilien fast eine Milliarde Franken.
Gut möglich, dass Central in einem zweiten Schritt auch noch die eine oder andere Globus-Liegenschaft übernimmt. Aber nötig ist das nicht, um die Warenhäuser weiter zu betreiben.
Erfolgreiche Abschottung gegenüber Benko
Wichtig für den geordneten Ablauf bei Globus war allerdings noch etwas anderes: das entschlossene Handeln einer kleinen Gruppe von Signa-Managern in der Schweiz. Die Verantwortlichen der für Globus zuständigen Signa-Gesellschaften erkannten, dass Benko den Warenhäusern gefährlich werden könnte. Sie schotteten «ihre» Firmen rechtzeitig von ihm ab, um zu verhindern, dass diese mit in den Abgrund gerissen werden.
Konkret erfolgte diese Abschottung Ende November 2023. Kurz nach der Insolvenz der Signa-Holding beantragten mehrere in Zürich ansässige Gesellschaften Nachlassstundung.
Das war ein geschickter Schachzug. Durch die Nachlassstundung in der Schweiz entzog man sich dem Zugriff der österreichischen Muttergesellschaft – und damit auch der Einflusssphäre von René Benko. Stattdessen übernahm das Bezirksgericht Zürich die Zuständigkeit. Die bisherigen Signa-Manager, denen eine tragfähige Lösung für die Warenhauskette am Herzen lag, konnten – begleitet von zwei Schweizer Sachwaltern – ungestört nach einem Käufer für Globus suchen. Benko hätte diese Manager vermutlich gerne durch willfährige Helfer ersetzt, wie er es bei anderen Signa-Gesellschaften tat. Doch die Nachlassstundung verhinderte dies.
Wie wichtig das Schweizer Manöver für die Zukunft von Globus war, zeigt sich nicht nur am erfolgreichen Verkauf der Warenhauskette. Ein Blick auf die Insolvenzverfahren in Österreich verdeutlicht, was hätte geschehen können, wenn die Schweizer Tochtergesellschaften sich nicht erfolgreich distanziert hätten.
In Österreich versucht Benko bis heute, mit seinem loyalen Kernteam die Kontrolle zu behalten. Noch im Juni war einer seiner engsten Vertrauten der Finanzchef der Signa-Immobiliengesellschaften. Mehrere der bisher verkauften Liegenschaften landeten bei Weggefährten von René Benko.
Die dortigen Gläubiger stören sich zwar an diesen Praktiken und versuchen sich zu wehren. Doch das beste Vorgehen ist umstritten. So ist ein Ringen im Gange zwischen der Republik Österreich als Gläubigerin und den Schuldnern Signa Prime und Signa Development. Das Szenario eines Konkurses ist nicht auszuschliessen.
Ein solches Hin und Her wurde Globus erspart. Mit der jetzigen Lösung können sowohl die Belegschaft als auch die Kundinnen und Kunden aufatmen.