Donnerstag, Februar 27

Die Maschinenindustrie steckt schon lange im Abschwung – und jetzt kommt Trump. Wehe, wenn die Schweiz zwischen die Fronten der USA und der EU gerät.

Donald Trump hat sich über Nacht keine neuen Freunde in der Schweiz gemacht. Die Ankündigung des amerikanischen Präsidenten, wahrscheinlich Zölle von 25 Prozent auf alle Einfuhren aus der EU zu verhängen, schlägt hierzulande Wellen.

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«Trump zerschlägt jahrzehntelange Partnerschaften, an die Stelle des Völkerrechts tritt reine Machtpolitik», beklagt sich Martin Hirzel, Präsident von Swissmem, dem Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM). Die Verlässlichkeit staatlichen Handelns und die Planungssicherheit hätten sich in Luft aufgelöst.

Swissmem befürchtet, dass die stark vom Export abhängige Maschinenindustrie in die Mühlen eines internationalen Handelskriegs gerät. Denn auch wenn Trump am Mittwoch über die EU sprach und nicht explizit über die Schweiz: Sie würde indirekt unter den Zöllen leiden.

Die Schweiz zwischen den Stühlen?

Die Firmen der Branche verkaufen 80 Prozent ihrer Erzeugnisse ins Ausland. Davon landen 55 Prozent in der EU, zum Beispiel in Form von Komponenten für die grossen Autobauer. Verkaufen die EU-Konzerne weniger in den USA, schrumpfen ihre Aufträge für Schweizer Firmen.

Aber es kann die Schweiz auch direkt treffen: wenn die USA, die vergangenes Jahr 15 Prozent der MEM-Exporte abnahmen, flächendeckende Zölle gegen den Rest der Welt verhängen. Swissmem hofft zwar, dass die Schweiz, die ihrerseits alle Industriezölle abgeschafft hat, von Trump verschont werde. Doch das allein reicht nicht: Kritisch würde es, wenn die EU auf US-Zölle ihrerseits mit Schutzzöllen antwortete, die sie gegen alle Drittländer verhängte – inklusive der Schweiz. «Das wäre existenziell gefährlich», so Hirzel.

In kleinerem Rahmen war das schon 2018 geschehen, als zwischen den USA und der EU ein Zollkrieg um Stahl und Aluminium entbrannte. Auch diesmal hat Trump bereits einen Zoll von 25 Prozent auf alle Importe von Stahl und Aluminium angekündigt, gültig ab Mitte März. Anders als in seiner ersten Amtszeit gilt dieser Zoll auch für weiterverarbeitete Produkte. Abgesehen von den direkten Kosten steigt dadurch der bürokratische Aufwand enorm. Die Konsequenzen für Schweizer Unternehmen sind laut Swissmem noch nicht absehbar.

Das Trump-Problem erwischt die Schweizer MEM-Industrie in einer sehr ungünstigen Zeit. Im vergangenen Jahr sind ihre Umsätze um knapp 5 Prozent gesunken, wie Swissmem am Donnerstag mitteilte. Seit Herbst 2022 ist das Volumen neuer Aufträge fast die ganze Zeit zurückgegangen; die Umsätze schrumpfen seit Frühjahr 2023. Die Kapazitäten der Firmen sind nur noch zu 81 Prozent ausgelastet. Ein wichtiger Grund ist die Industriekrise in Deutschland, dem wichtigsten Exportland.

Hoffnungen auf eine Trendwende für die Schweizer Unternehmen haben sich vergangenes Jahr nicht erfüllt. Aufgrund der hohen politischen Unsicherheiten traut sich Swissmem für 2025 keine Prognose zu. Die Aufträge wachsen immerhin seit zwei Quartalen wieder etwas – was sich aber als Strohfeuer entpuppen kann.

Ohne Trump wären die USA ein Lichtblick

Insgesamt kam es noch nicht zu einem relevanten Stellenabbau; die Branche beschäftigt hierzulande rund 329 000 Mitarbeiter. Die Kehrseite dieser Konstanz ist die stark gestiegene Kurzarbeit. Sie ist auf 18 Monate beschränkt – und müsste von vielen Firmen im Sommer beendet werden. Hat sich die Lage dann nicht gebessert, werden Entlassungen wahrscheinlicher.

Hart trifft es bereits die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) der Branche. 34 Prozent haben im vierten Quartal 2024 Personal abgebaut, so viele wie letztmals vor vier Jahren. Das ergab eine Umfrage des KMU-MEM-Verbands Swissmechanic unter mehr als 500 Firmen. Nur knapp ein Viertel von ihnen bewertete das Geschäftsklima im Januar als günstig – ebenfalls der tiefste Stand seit vier Jahren.

Ironischerweise könnten die USA ein Lichtblick für die Branche sein, wenn nur Trump nicht wäre. Die Schweizer MEM-Exporte in die Vereinigten Staaten kletterten 2024 um knapp 4 Prozent, während jene nach Deutschland um 8 Prozent sanken. Die Kombination aus dem grossen Konsummarkt USA, dem Rohstofflieferanten Kanada und dem günstigen Produktionsstandort Mexiko sei phänomenal, sagte Hirzel: «Umso trauriger ist es, was hier an Vertrauen verspielt wird.»

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