Trotz Millioneneinnahmen hat der FCB erst wenig Geld in neue Spieler investiert. Die Verantwortlichen üben sich in Zurückhaltung – träumen aber bereits wieder von Europa.
Renato Veiga hat in der vergangenen Saison 23 Super-League-Spiele für den FC Basel bestritten. Dabei erzielte der Mittelfeldspieler zwei Tore, legte eines vor und holte sieben gelbe sowie eine rote Karte. Es sind keine Statistiken, die für einen Millionen-Transfer sprächen. Trotzdem hat der FC Chelsea aus der englischen Premier League Anfang Juli 14 Millionen Franken ans Rheinknie überwiesen, um sich die Dienste des portugiesischen U-21-Nationalspielers zu sichern. Das Geschäft lohnt sich für Basel nach einer Saison ohne sportlichen Erfolg.
Selbst in Basel staunt man über den Transfer. David Degen verstehe als früherer Spieleragent etwas vom Transferwesen, heisst es aus der Beraterszene. Im FCB sei der Verkauf von Veiga nicht eingeplant gewesen, sagt Daniel Stucki am Freitagnachmittag an der Medienkonferenz. «Der Transfer war nicht budgetiert.» Stucki ist seit April der neue Sportchef des FCB. Er sagt, das Angebot der Engländer gebe dem Verein finanzielle Sicherheit.
Der FCB macht mit Veiga einen satten Gewinn von 10 Millionen Franken. Der Transfer verdeutlicht den Weg, den der FCB-Präsident David Degen seit der Amtsübernahme vor drei Jahren gehen will. Junge Spieler preiswert einkaufen und mit möglichst viel Profit wieder verkaufen. Das funktionierte diesen Sommer neben Veiga zu Teilen auch mit Nasser Djiga und Sayfallah Ltaief. Die drei Spieler haben den Baslern zusammen fast 20 Millionen Franken eingebracht.
Gibt es dank Calafiori noch mehr Geld?
Und dann ist da noch Riccardo Calafiori. Der italienische Verteidiger wechselte vor einem Jahr von Basel zum FC Bologna. Nach starken Leistungen in der Serie A und im Dress der Squadra Azzurra an der EM ist er bei mehreren internationalen Topklubs im Gespräch. Die italienischen Gazetten schreiben von einer Ablösesumme in der Höhe von 40 Millionen Franken. Basel besitzt eine Weiterverkaufsklausel, die dem Verein 50 Prozent von Calafioris künftiger Transfersumme einbringt. Gelingt Calafiori der grosse Sprung, war seine Kurzvisite in Basel von unschätzbarem Wert.
Laut italienischen Medien soll Bologna einen höheren Anteil am Transfer fordern, da der Klub einen grossen Anteil an Calafioris Entwicklung habe. Basel will hingegen keine vertraglich abgemachten Abstriche hinnehmen. Der Sportchef Stucki sagt an der Medienkonferenz lediglich, dass der Verein keine offizielle Anfrage von Bologna erhalten habe.
Auch ohne die möglichen Calafiori-Millionen ist der Basler Transfersommer aus finanzieller Sicht positiv. Der Verein hat vor Saisonstart bereits rund einen Drittel der letztjährigen Einnahmen generiert. Damals nahm der FCB mit den Verkäufen von Zeki Amdouni, Dan Ndoye, Wouter Burger und Andy Diouf mehr als 50 Millionen Franken ein. Zahlen, die für den Schweizer Fussball einzigartig sind.
Basel ist seit Jahren der Verein, der die Verkaufsrekorde in der Super League sprengt. Acht der zehn teuersten Super-League-Verkäufe überhaupt wechselten vom Rhein ins Ausland. Mit den Transfers von Breel Embolo, Manuel Akanji, Zeki Amdouni, Mohammed Elyounoussi, Mohammed Salah, Artur Cabral, Andy Diouf und Renato Veiga hat der FCB über 144 Millionen Franken eingenommen.
Basel verpflichtet erst drei neue Spieler
Doch Daniel Stucki ist darauf bedacht, die Fehler der vergangenen Jahre zu vermeiden. Sein Vorgänger Heiko Vogel hatte im vergangenen Sommer diverse neue Spieler im Wert von mehr als 30 Millionen Franken nach Basel geholt. Die Rochaden sorgten im Verein für Chaos und in der Mannschaft für Verunsicherung.
Der Verein habe in den zurückliegenden Perioden sehr viele Transfers gemacht, sagte Stucki jüngst der «BZ Basel». Auf die Frage, ob der Verein nun auf Kontinuität setze, sagt er an der Medienkonferenz: «Wir haben aus den vergangenen Transferperioden, in denen wir viele Wechsel hatten, gelernt. Wir brauchen mehr Nachhaltigkeit und Kontinuität.»
Wohl auch aus diesem Grund hat der FC Basel bisher kaum neue Spieler verpflichtet. Einzig Léo Leroy, der vom FC Montpellier in Frankreich kam, und Kevin Rüegg, der nach einer Leihe fest verpflichtet wurde, stiessen zur Vorbereitung neu dazu.
Am Donnerstag kam mit Marin Soticek ein Dritter hinzu. Der junge kroatische U-21-Nationalspieler kostet den FCB laut Medienberichten 3 Millionen Franken. Soticek sei ein Spieler mit «guter Technik und grossem Entwicklungspotenzial», schreibt der FCB. Der Verein erhofft sich von dem Kroaten eine ähnliche Entwicklung wie bei Renato Veiga.
Neben Soticek wird Basel laut Stucki noch den «einen oder anderen» Transfer tätigen. Spieler wie Jean-Kévin Augustin, Liam Millar oder Jonathan Dubasin hätten hingegen keine Zukunft mehr in Basel. Einen Umbruch wie in den letzten beiden Jahren soll es jedoch nicht mehr geben.
Das bisherige Vorgehen auf dem Transfermarkt zeigt, dass in Basel derzeit wirtschaftliche Ergebnisse vor sportlichen Erfolgen stehen. Stucki gibt als Saisonziel aus, unter die ersten sechs zu kommen. Nach zwei Jahren ohne europäischen Fussball habe der Verein den Anspruch, nächste Saison wieder international zu spielen. Ein Klub wie der FCB gehöre auf «diese grosse Bühne».
Mit Shakes in den Marathon
Vom internationalen Geschäft ist der FC Basel im Sommer 2024 aber weit weg. Er hat gerade die schlechteste Saison seit 25 Jahren hinter sich, schloss die Saison 2023/24 im 8. Rang ab. Ende Oktober 2023 fand er sich am Tabellenende wieder und hatte mit Timo Schultz sowie Heiko Vogel schon zwei Trainer entlassen. Erst mit der Berufung von Fabio Celestini konnte sich der FCB stabilisieren.
Nun spricht Celestini vor dem Meisterschaftsauftakt von einer «guten Vorbereitung». Stucki hebt hingegen die Arbeit von José Blesa hervor. Der Spanier war einst der Ernährungsberater von Cristiano Ronaldo. Seit diesem Sommer ist er für die Ernährung der FCB-Profis verantwortlich und serviere dem Team «hervorragende» Shakes.
Mit grossen Versprechen halten sich sowohl Stucki als auch Celestini zurück. Die Mannschaft sei am Beginn eines Projekts, sagt der Trainer. Man sei dabei, etwas aufzubauen. Konkret wird Celestini zwar nicht. Er betont aber immer wieder das Wort «Prozess» und dass der Verein «den eingeschlagenen Weg gehen» wolle.
Der erste Weg führt die Basler am Sonntag zum FC Lausanne ins Stade de la Tuilière. Die Bilanz spricht für die Waadtländer. Basel wartet seit fünf Spielen auf einen Sieg gegen Lausanne. Man werde versuchen, dieses Spiel zu gewinnen, sagt Celestini, auf die Bilanz angesprochen. Die Ansprüche waren in Basel auch schon höher. Doch Celestini fügt an, die Saison sei nicht vom Auftaktspiel in Lausanne abhängig. «Fussball ist ein Marathon und kein Sprint.» Er wird ein Auge darauf haben, dass die Konkurrenz dem FC Basel auch dieses Jahr nicht schon am Start davonläuft.