Die Deutsche Fussballliga hat sich dem Druck der Fans gebeugt. Deren miefiger Antikapitalismus ist eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit.
Es ging in den letzten Tagen hoch zu und her in deutschen Fussballstadien. Fans sorgten für Spielunterbrechungen, für verzögerte Anstosszeiten, für allerlei Radau. Sie protestierten damit gegen eine mögliche Öffnung der Deutschen Fussballliga (DFL) für einen Investor.
Nun hat sich diese Frage erledigt. Die DFL zog einen Schlussstrich, der Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke erläuterte die Ursachen: Bei den Fans habe sich Unmut geregt, und immer weniger der 36 Profivereine seien hinter dem Deal gestanden.
Die Aufkündigung des Verfahrens seitens der DFL ist kein trivialer Schritt. Sie beschädigt das Ansehen der Institution im Ausland. Schliesslich hatte sich zuvor schon der potenzielle Investor Blackstone zurückgezogen. Angesichts des bereits entstandenen Schadens ist die Entscheidung so nachvollziehbar wie vernünftig.
Watzke spricht, etwas hochtrabend, von einem demokratischen Prozess. Und doch wirft die Entscheidung Fragen auf. Sie betreffen nicht nur die Fussballliga, sondern auch die Erwartungen der Anhängerschaft. Denn der Deal, den die DFL anstrebte, war gewiss kein Ausverkauf. Eine Milliarde wollte die Liga lösen und dafür den Investor an Vermarktungseinnahmen beteiligen. Der Partner sollte im Gegenzug dafür sorgen, dass sich die Erträge aus der Auslandsvermarktung kräftig erhöhen.
So weit, so unspektakulär. Den idealistischen Fussballfans ging dies indes schon zu weit. Vor allem aber beklagten sie den Umstand, dass die Entscheidung auf nebulösem Wege zustande gekommen war. Die Abstimmung war geheim gewesen, Vereinsvertreter sollen anders entschieden haben, als es ihnen von den Klubs aufgetragen worden sei. Primär ging es hier um den Hannoveraner Klubchef Martin Kind, der seit Jahren auf eine Öffnung der Bundesliga drängt. Kind, der nicht bloss von den Anhängern als notorischer Querulant wahrgenommen wird, hat sein Votum für sich behalten.
So fühlten sich Fans hintergangen – ebenso der eine oder andere Klubvertreter. Durch das intransparente Prozedere wird der Verdruss der Anhänger deutlich; er kannte am Ende kein Mass mehr.
Bloss: Mit der romantischen Vorstellung vom Fussball, wie sie in den deutschen Fankurven gehegt wird, ist international kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Wer einen solch miefigen Antikapitalismus pflegt, der wird auf lange Sicht abgehängt. Und die eine Frage berührt die Liga in ihrer Substanz: Warum ist die Bundesliga im Ausland nicht in dem Masse nachgefragt, wie es sich deren Exponenten wünschen?
Die Antwort ist relativ simpel. Eine Liga, in der ein Klub wie Bayern München de facto seit mehr als einem Jahrzehnt das Monopol auf die Meisterschaft besitzt, hat ein bescheideneres Attraktionspotenzial als die englische Premier League, wo es alljährlich zu engen Titelkämpfen kommt. Es ist auch geringer als das der spanischen Primera Division, die mit dem Duell von Real Madrid und dem FC Barcelona ein einzigartiges Ereignis zu bieten hat.
Die bescheidene Attraktivität der Bundesliga ist somit der eigenen Schwäche geschuldet, die sich wiederum in der bayrischen Überlegenheit niederschlägt. Die Münchner haben einiges dafür getan, um diese Verhältnisse erst entstehen zu lassen. Jahrelang schwächten sie ihre Konkurrenten, indem sie das beste Personal nach München lotsten. Der sogenannte deutsche Classico zwischen den Dortmundern und den Bayern ist für die Münchner ungeachtet der gegenwärtigen Krise seit Jahren schon keine echte Prüfung mehr. Und im Zuge dieser Dominanz ist die Wettbewerbsfähigkeit der Bayern international erodiert, was wiederum den Preis der Auslandsvermarktung drückt.
Das ist kein erfreulicher Befund für den deutschen Fussball. Zu diskutieren gibt es also mehr als nur die Frage, ob ein Investorendeal den Klubs substanzielle Vorteile verschafft hätte.