Der SMIM kommt seit Jahresbeginn kaum vom Fleck. In der zweiten Reihe an der Schweizer Börse häufen sich derzeit die schwierigen Fälle.
Von der seit mehreren Monaten weltweit herrschenden Börseneuphorie ist am Schweizer Aktienmarkt bisher kaum etwas zu spüren. Gebremst durch die defensiven Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis sind sowohl der marktbreite Swiss Performance Index als auch der Blue-Chip-Index SMI seit Anfang 2024 rund 4% vorgerückt, während der Weltaktienindex von MSCI mehr als 7,5% gewonnen hat.
Noch schlechter aber lief der Index der dreissig mittelgrossen Werte an der Schweizer Börse: der SMIM. Das Plus beträgt nur gerade 1,5%. Im Vergleich mit den grossen Börsen in Europa schneidet er damit am schlechtesten ab.
In Franken gerechnet würde der Vergleich noch düsterer ausfallen, denn seit Jahresbeginn hat sich die Schweizer Währung gegenüber dem Euro um mehr als 5% und zum Pfund um mehr als 6% abgewertet.
In der weltweiten Betrachtung performt der Nikkei 225 seit Beginn des Jahres bisher ausser Konkurrenz.
Der SMIM umfasst die dreissig Titel in der zweiten Reihe am schweizerischen Aktienmarkt, sprich nach Marktkapitalisierung im Streubesitz (Free Float) und durchschnittlichem Handelsvolumen sortiert die Nummern 21 bis 50 an der Schweizer Börse.
Das grösste Gewicht im SMIM hat derzeit der Dentalimplantate-Hersteller Straumann mit 15,5 Mrd. Fr. Börsenwert (Free Float). Lindt & Sprüngli wäre mit insgesamt mehr als 22 Mrd. Fr. noch deutlich schwerer, die Kapitalisierung des Schokoladenherstellers verteilt sich aber auf die Namenaktien und die Partizipationsscheine.
Meyer Burger ist nur noch ein Schatten
Am unteren Ende der Indexgewichtung rangiert Meyer Burger mit einem Marktwert von mittlerweile weniger als 500 Mio. Fr. Der Solarspezialist ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Aktien haben seit Jahresbeginn 80% an Wert verloren.
Nun bewegt die markant geschrumpfte Meyer Burger den Index kaum noch. Im mittleren Börsensegment gibt es derzeit aber eine Häufung schwieriger Fälle: Am gewichtigsten sind die Einbussen von AMS Osram (–51% seit Jahresbeginn), Temenos (–20%) und Adecco (–16%).
2023 hätte für den österreichischen Sensorenhersteller AMS Osram eigentlich so etwas wie ein Jahr der Befreiung sein sollen. Die Konzernleitung wurde ausgewechselt und das Unternehmen refinanziert. Die Investoren mussten eine stark verwässernde Kapitalerhöhung schlucken. Ende Februar 2024 folgte der nächste Schlag: Die überraschende Stornierung des vielversprechendsten Projekts bringt das Unternehmen zurück auf die Intensivstation – an der Börse ist es noch 1 Mrd. Fr. wert.
Auch Temenos kommt nicht aus den Negativschlagzeilen, nachdem die Entwicklungen noch Anfang 2023 in die richtige Richtung gezeigt hatten. Mitte Februar 2024 wurde der Spezialist für Bankensoftware vom Hedgefonds und Short-Seller Hindenburg Research angegriffen, er soll die Geschäftszahlen manipuliert haben. Die Vorwürfe gegen das Unternehmen wiegen bis heute schwer, der Aktienkurs hat sich nicht mehr erholt. Mitte April wird Temenos das Resultat einer externen Untersuchung zu den Vorwürfen präsentieren.
Barry Callebaut kämpft mit vielen Herausforderungen
Erschwerend kommt hinzu, dass auch weitere mittelgrosse und grosse Indexmitglieder mit – oft auch hausgemachten – Herausforderungen kämpfen.
Barry Callebaut etwa hat seit Jahresbeginn rund 11% an Börsenwert auf 5,3 Mrd. Fr. (Free Float) eingebüsst. Der Kakaoverarbeiter, -händler und Schokoladenhersteller befindet sich in einer Krise: Nach einem Salmonellenvorfall und gestiegenen Kosten 2023 muss Barry das Vertrauen an der Börse dringend wieder herstellen. Da sorgen der markante Anstieg des Kakaopreises in den vergangenen Monaten und die schlechte Visibilität für zusätzliche Unsicherheit.
Operativ leidet Swatch Group (Marktkapitalisierung im Streubesitz 2,7 Mrd. Fr.) schon seit längerem unter der schlechten Konsumentenstimmung in China, im Februar sanken die Schweizer Uhrenexporte erneut um fast 4%. Die Gewinnwarnung des französischen Konkurrenten Kering liess Mitte März aufhorchen. Zum Malus für den Uhrenkonzern wird zunehmend auch das Management rund um CEO Nick Hayek. Zuletzt kritisierte er im Januar Investoren und Analysten offen – der Aktienkurs reagierte mit Abgaben.
Diese Misere im Schweider Mid-Cap-Segment können auch grosse und mittelgrosse Überflieger wie SGS (+21% seit Anfang Jahr), Flughafen Zürich (+16%), Avolta (+15%), VAT Group und Schindler PS (je +13%) nicht ausgleichen – zumal der SMIM mit den Namenaktien von Roche, Sandoz und SIG Group einige gewichtige defensive Werte vereint, die derzeit angesichts der guten Börsenstimmung kaum Beachtung finden.