Aktien aus dem Technologiesektor haben in den ersten drei Monaten des Jahres erneut eine erfreuliche Performance verzeichnet. Für viel Fantasie sorgt das Thema künstliche Intelligenz. Auf diese Entwicklungen gilt es nun zu achten.
Den amerikanischen Aktienmärkten fehlt es momentan etwas an Impulsen. Nach einem abrupten Stimmungswechsel in der letzten Handelsstunde hat der Leitindex S&P 500 gestern Dienstag 0,3% leichter geschlossen. Der Nasdaq 100 mit den grössten Technologiewerten gab 0,4% nach.
Die meisten Marktteilnehmer dürften es gelassen nehmen. Die US-Börsen bewegen sich weiterhin nahe dem Rekordhoch von vergangener Woche. Seit dem Tief der Covid-Panik am 23. März 2020 ist es lange her. Inklusive Dividenden hat der S&P 500 in den vergangenen vier Jahren annähernd 150% gewonnen. Der Nasdaq 100 ist knapp 170% avanciert – und dies trotz des Bärenmarktes im Jahr 2022.
Wie ruhig es dieser Tage an Wallstreet zugeht, veranschaulicht diese Statistik: Inzwischen sind über hundert Handelstage vergangen, seit der S&P 500 in einer Börsensitzung 2% oder mehr verloren hat. Gemäss dem Researchdienst Bespoke Invest ist dem Index in den vergangenen 25 Jahren zuvor nur zweimal eine derart lange Serie gelungen.
Nach Sektoren betrachtet verzeichnen Aktien aus dem Bereich Kommunikationsdienste in den ersten drei Monaten dieses Jahres mit einem Plus von gut 12% die beste Performance. Massgeblich verantwortlich dafür sind die Avancen von Meta Platforms (+40%), Disney (+33%) und Netflix (+29%). Auch die Aktien des Google-Mutterkonzerns Alphabet haben sich nach dem Rückschlag in den vergangenen Wochen aufgerappelt.
Anders als man vielleicht meinen könnte, hinkt der Sektor Informationstechnologie mit einem Kursgewinn von 8% demgegenüber dem Gesamtmarkt hinterher. Dies trotz der fulminanten Avance von Nvidia von 87%. Wie ein genauerer Blick zeigt, stehen 24 der insgesamt 65 Titel aus dem IT-Sektor im S&P 500 seit Anfang Jahr im Minus, darunter die Schwergewichte Apple, Intel und Adobe.
Ein differenziertes Bild ergibt sich ebenso nach Segmenten. Der PHLX Semiconductor Index zur Halbleiterindustrie liegt mit einer Performance von gut 16% vorne, hat allerdings seit dem Hoch von Anfang März 6% korrigiert. An zweiter Stelle rangieren Aktien aus der Internetbranche, gefolgt von den Börsenneulingen im Renaissance IPO-ETF. Schwächer als der Gesamtmarkt entwickelt haben sich hingegen Software-Aktien. Cloud-Firmen und spekulative Namen aus dem ARK Innovation ETF haben seit Anfang Jahr an Terrain eingebüsst.
Das grosse Thema des ersten Quartals bezüglich der Performance ist die Diskrepanz unter den glorreichen Sieben. Im Kreis der «Mag 7» hat es vor allem Tesla schwer erwischt. Der Kurs des Elektroautoherstellers hat seit Ende Dezember fast 30% eingebüsst und bewegt sich mehr als 55% unter dem Allzeithoch vom November 2021.
Generell entsteht das Gefühl, dass sich die imposante Rally, die Ende Oktober in Tech-Aktien eingesetzt hatte, allmählich etwas erschöpft. Seit Anfang März sind an den US-Börsen primär Unternehmen aus den zyklischen den Sektoren Grundstoffe und Industrie gefragt. Besonders kräftig Auftrieb haben Energiekonzerne verspürt.
Wie geht es demnach weiter? Der Börsenchronist Jeffrey Hirsch, Herausgeber des «Stock Trader’s Almanac», hält dazu fest, dass mit dem April der Schlussabschnitt der «besten sechs Monate» beginnt, in denen die US-Börsen ab Oktober saisonal in der Regel besonders erfreulich laufen. Im historischen Vergleich hat sich der S&P 500 mit einem Plus von mehr als 21% bereits in den letzten fünf Monaten rund doppelt so gut entwickelt wie im historischen Durchschnitt.
Der von der Begeisterung um das Thema künstliche Intelligenz angefeuerte Bullenmarkt könnte gemäss Hirsch unmittelbar zwar durchaus noch etwas anhalten. «Die Dynamik scheint jedoch nachzulassen», relativiert er. «Da der April und das Ende der ‹besten sechs Monate› rasch näher rücken, gehen wir zu einer vorsichtigeren Haltung über. Generell bleiben wir für 2024 zuversichtlich, was aber eine gewisse Schwäche im Frühjahr und Sommer nicht ausschliesst.»
Was sind also die wichtigsten Entwicklungen und Trends, die es hinsichtlich des zweiten Quartals zu beachten gilt?
Die Grosswetterlage
Aus makroökonomischer Perspektive waren die Rahmenbedingungen im ersten Quartal erneut weitgehend freundlich. Gemäss dem Echtzeit-Konjunkturbarometer der Fed-Distriktnotenbank Atlanta ist die US-Wirtschaft in den ersten drei Monaten auf annualisierter Basis um 2,1% expandiert, nach 4,9 bzw. 3,2% im dritten und vierten Quartal 2023.
An den Märkten setzt sich das Narrativ eines «No Landing» durch. Laut der monatlichen Umfrage der Deutschen Bank unter professionellen Investoren gehen 45% davon aus, dass die Konjunktur in den USA bis Ende Jahr auf Wachstumskurs bleibt und die Inflation über dem 2%-Ziel der US-Notenbank verharrt. Nur 17% erwarten ein «Hard Landing», sprich eine Rezession.
Zu den wichtigsten Entwicklungen zählt der deutliche Anstieg der Energiepreise. Ein Fass der US-Ölsorte WTI kostet mit 81.50 $ rund 14% mehr als Anfang Jahr. Die Kosten für Benzin haben sich 27% verteuert. Dieser Trend hat entsprechende Auswirkungen auf die Inflation. Eine Faustregel besagt, dass sich ein Anstieg des WTI-Preises um 10 $ verzögert mit einem Anstieg von 0,4 Prozentpunkten im Index der Konsumentenpreise (Consumer Price Index, CPI) niederschlägt.
Im Februar ist der CPI auf Basis zum Vorjahr um 3,2% gestiegen – erneut etwas mehr, als von Ökonomen erwartet. Das Gleiche gilt für die Kernrate, die Lebensmittel sowie Energie ausklammert und auf 3,8% zu liegen kam. Die Rally am Bondmarkt hat sich denn auch bereits erschöpft. Die Rendite zehnjähriger Treasury Notes schwankt seit Wochen zwischen 4,2 und 4,3%, nachdem sie Ende Dezember auf unter 3,8% gefallen war.
Ein zweiter Fokus richtet sich auf den Arbeitsmarkt. Oberflächlich betrachtet bleibt das Jobwachstum robust. Die Zahl der Vollzeitstellen geht aber seit drei Monaten in Folge zurück. Entscheidend wird, was mit der Arbeitslosenquote passiert. Sie hat im Februar weiter auf 3,9% zugenommen und ist damit über den gleitenden Durchschnitt der letzten zwölf Monate geklettert. In der Vergangenheit war das stets ein zuverlässiges Signal für einen nahenden Abschwung.
Um diesen Sachverhalt noch etwas besser zu veranschaulichen, wird hier die gleiche Entwicklung seit Mitte der Achtzigerjahre illustriert:
Wenig erbaulich sieht zudem die regionale Entwicklung aus. In 36 von 51 US-Bundesstaaten ist die Arbeitslosenquote höher als vor einem Jahr, wobei der District of Columbia in der Statistik als zusätzlicher Bundesstaat erfasst wird. Berücksichtigt man die letzten drei Monate, hat sich dieser Trend verschärft, speziell in bevölkerungsreichen Gliedstaaten wie Kalifornien, New York, Florida, Illinois und New Jersey.
Die Kombination aus einer Abkühlung des Arbeitsmarktes und hartnäckiger Inflation wird die US-Notenbank vor einen Balanceakt stellen. Obschon sie die Zinsen deutlich erhöht hat, sind die finanziellen Rahmenbedingungen gemäss gängigen Indikatoren wie dem Chicago Fed National Financial Conditions Index im Vergleich zum Frühjahr 2023 wesentlich lockerer. Die reichliche Liquidität an den Märkten reflektiert sich möglicherweise darin, dass Gold und Bitcoin auf einem Rekordhoch notieren.
Zum Hauptereignis aus makroökonomischer Sicht wird im zweiten Quartal somit die Fed-Sitzung vom 12. Juni. Der Konsens erwartet, dass die Geldpolitik in den USA dann erstmals leicht gelockert wird und zwei weitere Schritte bis Ende Jahr folgen. Da Aktien aus dem Tech-Sektor und die Finanzmärkte generell diesem Ereignis seit Monaten entgegenfiebern, ist aber vermutlich schon einiges davon eingepreist – speziell, wenn sich das Fed nicht klar zu weiteren Lockerungen bekunden sollte.
Die Fundamentaldaten
Auf fundamentaler Ebene steht der nächste Test für die Börsen bereits in wenigen Wochen an, wenn die Saison der Unternehmensabschlüsse zum ersten Quartal beginnt. Im Tech-Sektor machen wie immer die Halbleiterschmiede TSMC aus Taiwan und der niederländische Equipmenthersteller ASML gegen Mitte April den Anfang. Bereits vorher treffen die Vorabzahlen von Samsung Electronics ein.
In den USA gibt Netflix voraussichtlich in der Woche vom 21. April das Startsignal. Superschwergewichte wie Microsoft, Apple, Amazon und Alphabet warten dann Ende Monat respektive Anfang Mai mit dem Geschäftsbericht auf.
Analysten gehen gemäss dem Finanzdatendienst FactSet davon aus, dass die Konzerne im S&P 500 das Ergebnis in der Berichtsperiode um 3,4% gegenüber dem Vorjahr verbessern konnten. Das würde dem dritten Quartal in Folge mit steigenden Gewinnen entsprechen. Seit Ende Dezember wurden die Schätzungen indes nur für vier der elf Sektoren angehoben.
Dazu zählt der IT-Sektor. Laut dem Research-Haus LSEG prognostiziert der Analystenkonsens ein Gewinnwachstum von 20%, nach gut 24% im vierten Quartal 2023. Das Umsatzwachstum soll sich derweil von knapp 8 auf 7% verlangsamen. Mit anderen Worten: Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen werden in der anstehenden Berichtssaison bei vielen Unternehmen einmal mehr im Zentrum stehen.
Zum Geschäftsgang von Tech-Konzernen sind in den vergangenen Wochen mehrheitlich positive Nachrichten eingetroffen. Für eine angenehme Überraschung haben vor wenigen Tagen die Quartalszahlen des Speicherchip-Herstellers Micron Technology gesorgt. Auch der Unternehmenssoftware-Spezialist Oracle und der Hardware-Hersteller Dell Technologies ernteten für den Leistungsausweis Applaus.
Im Gegensatz dazu wurden die Cloudsoftware-Anbieter Adobe und MongoDB abgestraft. Negative Reaktionen löste ebenso der Ausblick des IT-Beraters Accenture aus. In Nordamerika und Europa läuft das Geschäft weniger gut als erwartet. «Unsere Kunden bewegen sich in einem unsicheren makroökonomischen Umfeld, das durch wirtschaftliche, geopolitische und branchenspezifische Herausforderungen geprägt ist», sagte Konzernchefin Julie Sweet bei der Ergebnispräsentation letzten Donnerstag.
Für Bewegung im Rahmen der Berichtssaison könnten ausserdem Ankündigungen zu neuen Aktienrückkäufen sorgen. Im Tech-Sektor ist diese Form der Ausschüttung besonders verbreitet. Adobe beispielsweise hat nach der geplatzten Übernahme des Branchennachbarn Figma unlängst ein Programm im Umfang von 25 Mrd. $ lanciert. Der Halbleiterkonzern Marvell Technology und das Online-Auktionshaus eBay kündigten in den letzten Wochen ebenfalls zusätzliche Rückkäufe an.
Gemäss einer Analyse von Bank of America bewegt sich das Buyback-Volumen an den US-Börsen gegenwärtig auf dem höchsten Niveau seit mehreren Jahren. Konzerne aus dem S&P 500, die zu den Kunden der Grossbank zählen, haben seit Anfang Januar Aktienrückkäufe im Umfang von 0,34% der Marktkapitalisierung des Index getätigt. Zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr waren es 0,3%.
Ein auffälliger Kontrast ist in diesem Kontext, dass sich Insider vermehrt aus Tech-Aktien verabschieden. Wie eine Auswertung der «Financial Times» ergibt, ist das Verhältnis von Verkäufen zu Käufen bei Mitgliedern der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats im ersten Quartal auf den höchsten Stand seit drei Jahren gestiegen. Unter anderen haben Peter Thiel (Palantir), Jeff Bezos (Amazon) und Mark Zuckerberg (Meta) Titel in grossem Stil veräussert.
KI: Profiteure und Verlierer
Wie es mit Aktien von Technologiekonzernen im zweiten Quartal weitergeht, hängt thematisch primär von einer Frage ab: Hält die Begeisterung um das Thema generative künstliche Intelligenz an?
Klar ist, dass der Boom in den Bewertungen für viel Fantasie sorgt. Auf Basis der Analystenschätzungen für die nächsten zwölf Monate handelt der Nasdaq 100 zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 28. Das ist sowohl historisch wie auch im Vergleich zum breiten Gesamtmarkt ein stolzes Niveau. Besonders sportlich bewertet ist der Halbleitersektor mit einem KGV von knapp 32.
Zu den wichtigsten Ereignissen in Sachen KI haben im bisherigen Jahresverlauf der Quartalsabschluss des Chip-Designers Nvidia sowie seine Produktpräsentationen letzte Woche gezählt. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass die Publikation des nächsten Geschäftsberichts am 22. Mai erneut für Bewegung an den Börsen sorgen wird.
Praktisch jedes Unternehmen aus dem Tech-Sektor ist darum bemüht, sich an den Märkten als KI-Gewinner zu präsentieren. Auch in anderen Branchen ist der Hype beträchtlich. Insgesamt haben in der vergangenen Berichtssaison 179 Konzerne das Stichwort «KI» bei ihrer Resultatbesprechung erwähnt. Das ist nahe am Rekord vom zweiten Quartal 2023 mit 181 Erwähnungen.
Allein im Earnings Call von Nvidia wurde künstliche Intelligenz 114-mal angesprochen. Zu den Konzernen aus dem S&P 500, die gegenüber Analysten am meisten von KI reden, zählen die Software-Anbieter Salesforce und Cadence sowie die Branchenriesen Alphabet, Microsoft und Meta.
«Interessant ist, dass die Unternehmen aus dem S&P 500, die bei der Ergebnisbesprechung zum vierten Quartal das Thema KI erwähnten, in den letzten zwölf Monaten eine bessere durchschnittliche Kursentwicklung verzeichnet haben als Unternehmen, die das Thema nicht anschnitten», berichtet FactSet-Analyst John Butters. Konkret beträgt die Performance der ersten Kategorie im Durchschnitt knapp 29%, verglichen mit 17% in der zweiten.
Wie stark die Börse auf das Thema fixiert ist, lässt sich gut im Halbleitersektor beobachten. Unternehmen wie Nvidia, AMD, Broadcom, TSMC, ASML oder Applied Materials, die als KI-Profiteure gehandelt werden, verzeichnen seit Anfang Jahr Kursavancen von 20% oder mehr. Spätestens seit Microns Quartalsbericht von letzter Woche hat das Fieber nun auch das Segment Speicherchips erfasst.
Unternehmen, die keine «heisse» KI-Story erzählen können und sich hauptsächlich mit dem sonst schwierigen Umfeld für die Branche konfrontiert sehen, stossen auf bedeutend weniger Wohlwollen. Vor allem Hersteller von Analog-Chips mit Fokus auf die Endmärkte Industrie und Automotive wie Texas Instruments, Analog Devices, STMicroelectronics oder ON Semiconductor haben seit Ende Dezember sogar an Börsenwert verloren.
Ein ähnliches Problem macht Apple zu schaffen. Der iPhone-Konzern gilt unter den Tech-Titanen als KI-Nachzügler. Die Aktien werden durch den Umsatzrückgang in China und einen schwachen Erneuerungszyklus im Smartphone-Geschäft belastet. Der Kurs reagiert daher auch empfindlicher als sonst auf Nachrichten wie die diffuse Wettbewerbsklage des US-Justizministeriums, die der Markt letzten Freitag andernfalls wohl eher mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen hätte.
Zu einem Schlüsselereignis im zweiten Quartal für Apple – und aufgrund der Bedeutung des Konzerns für den Sektor generell – könnte daher die jährliche Entwicklerkonferenz vom 10. bis 14. Juni werden. An der Börse wird erwartet, dass Konzernchef Tim Cook dann die lang erwartete Strategie im Bereich künstliche Intelligenz und erste praktische Anwendungen präsentiert. Angesichts des wachsenden Drucks dürfte die Toleranz im Fall einer Enttäuschung gering sein.
Deep Diving
An dieser Stelle präsentieren wir wie immer einige Links, die einen vertieften Einblick in ein aktuelles Thema geben:
- Der Boom im Bereich künstliche Intelligenz prägt das Geschehen im Tech-Sektor seit mehr als einem Jahr. Doch wie funktionieren grosse Sprachmodelle wie ChatGPT eigentlich genau? Ganz klar ist das bis heute nicht. Einen hilfreichen Einblick dazu gibt dieser Beitrag aus dem Blog «Understanding AI», der bewusst auf komplizierte Formeln und das branchenübliche Kauderwelsch verzichtet.
- Viel Potenzial wird dem Einsatz von künstlicher Intelligenz im Gesundheitssektor zugetraut. An konkreten Anwendungen forscht unter anderen der Google-Mutterkonzern Alphabet. Das Wissenschaftsmagazin «Nature» berichtet in diesem Artikel über ein Programm, das auf Basis von maschinellem Lernen mit Millionen von menschlichen Hustengeräuschen darauf trainiert wurde, Krankheiten wie Covid-19 und Tuberkulose zu erkennen.
- Eine Entwicklung, die es im Bereich Elektrofahrzeuge im Auge zu behalten gilt: Der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi beginnt mit der Auslieferung seines ersten Elektroautos. Wie die Nachrichtenagentur «Reuters» meldet, wird der Speed Ultra 7 genannte Mittelklassewagen diese Woche lanciert. In den hart umkämpften Markt dringt auch Foxconn vor, der Auftragsproduzent für Apples iPhone.
Und zum Schluss noch dies: Lost in Translation
Die Vorfreude ist gross. In Nordamerika beginnt die Saison der Baseball-Profiliga MLB. Vor allem in Los Angeles sind die Ambitionen beträchtlich. Die Dodgers, das heiss geliebte Heimteam der Stadt, haben ihr elitäres Kader in den letzten Monaten aufgestockt und werden als Favorit für den Titelgewinn gehandelt.
Für Zuversicht sorgt vor allem der neue Superstar Shohei Ohtani. Der 29-jährige Japaner wird von Fans als Reinkarnation der Baseball-Legende Babe Ruth gefeiert. Bereits mehrfach von der Liga zum besten Spieler gekrönt, hat er im vergangenen Jahr in L.A. einen Zehnjahresvertrag für die Rekordsumme von 700 Mio. $ unterzeichnet.
Umso grössere Wellen schlägt der Skandal, der die Schlagzeilen in den amerikanischen Sportnachrichten seit Tagen dominiert. Zum aktuellen Kenntnisstand ist Ohtani einem massiven Betrug zum Opfer gefallen. Sein Übersetzer und enger Freund Ippei Mizuhara, ohne den er seit seinem MLB-Debüt 2018 selten zu sehen war, hat ihn angeblich um mindestens 4,5 Mio. $ bestohlen.
Die Betrugsaffäre kam vergangene Woche ans Licht, als die Dodgers das Auftaktspiel der Saison gegen die San Diego Padres in Seoul bestritten. Reportern des Sportsenders «ESPN» und der «Los Angeles Times» wurden vertrauliche Informationen zugesteckt, wonach die Behörden gegen Mizuhara ermitteln.
Wie inzwischen bestätigt ist, hat sich der Übersetzer mit Sportwetten bei einem illegalen Buchmacher schwer verschuldet. Besonders brisant ist, dass in diesem Zusammenhang eine Reihe von Geldüberweisungen von Ohtanis Bankkonto ausgeführt worden sind. Die offizielle Erklärung von Mizuhara dazu lautete zunächst, dass sein guter Freund damit die Spielschulden für ihn beglichen habe.
Doch die Story nahm kurze Zeit später eine dramatische Wende. Wie sich herausstellte, wusste das Baseball-Ass seinen Aussagen nach von all dem gar nichts. Wie er über seine Anwälte verlauten liess, hatte sein Übersetzer einfach etwas zusammengelogen. Ohtani bemerkte den Betrug anscheinend erst, als der Vorfall bei einem Team-Meeting der Dodgers nach dem Eröffnungsspiel in Südkorea zur Sprache kam.
Anfang Woche hat das Baseball-Wunderkind erstmals öffentlich Stellung zum Skandal genommen. «Ich bin sehr betrübt und schockiert, dass jemand, dem ich vertraute, so etwas getan hat», sagte er. «Ich habe nie auf eine Sportwette gesetzt oder absichtlich Geld an einen Buchmacher geschickt.»
Wie es genau zu den fraglichen Transaktionen kam, ist noch immer unklar. Ohtani wird voraussichtlich weiter für die Dodgers spielen, während die Ermittlungen laufen. Baseball-Profis sind Sportwetten gemäss dem Reglement der Liga streng verboten. Der letzte Verstoss wurde 2015 bekannt, als ein Spieler der Miami Marlins zu einer Geldstrafe in nicht bezifferter Höhe verurteilt wurde.