Freitag, September 27

Modisch stehen Kühe gerade hoch im Kurs: Ihre gescheckten Felle sind eine rustikale, augenzwinkernde Alternative zu den exotischen Animal-Prints, die in der Mode weit verbreitet sind.

Streetstyle-Bilder von den internationalen Fashion-Weeks haben den Trend bereits im vergangenen Jahr angekündigt: Kuhfell! Ob an einem Clog oder einem Stiefel, an einer Tasche, einem Kleidungsstück oder gar als Total-Look: Die meist braun-weiss gefleckten Felle und Textilien sind momentan als coole Hingucker beliebt. So hat kürzlich etwa der finnische Schuhdesigner Achilles Ion Gabriel in seiner ersten Modekollektion diverse Teile in diesem augenfälligen Muster präsentiert.

Wieso denn das auf einmal? Mit Kuhfell wurde bisher das pure Gegenteil der glamourösen Modewelt assoziiert: Wiesen, Traktoren, Bauernhof-Idylle. Doch die Mode liebt das Spiel mit Kontrasten. So sorgt die Jacke in Kuhfelloptik zur lässigen Oversize-Jeans und zur Cat-Eye-Sonnenbrille für einen Look, der durchaus auch mit etwas Humor zu verstehen ist.

Rustikales dank Beyoncé und Pharrell

Zudem sind Bekenntnisse zum Rustikalen seit einer Weile ziemlich angesagt. Das bezeugt die Beliebtheit von Schuhwerk wie Clogs mit Holzsohlen, vor allem aber der grosse Western-Modetrend dank Beyoncé sowie dank Pharrell Williams’ Herbst/Winter-Herrenkollektion für Louis Vuitton im Americana-Stil. Schon der Texaner Tom Ford hat in den 1990er und 2000er Jahren das Kuhfell immer wieder in seinen Kollektionen als Eyecatcher eingebracht. Etabliert hat es sich damals aber nicht.

In seiner zweiten Show als Kreativchef der Herrenkollektionen für Louis Vuitton präsentierte Pharrell Williams für Herbst/Winter 2024 Kuhfellversionen der Taschen «Soul Trunk» und «Speedy».

Nun aber die Frage: Löst das den Kühen entlehnte Motiv die etablierten Animal-Prints ab? Während diese mit den Musterungen exotischer Wildtiere wie Leopard, Zebra und Pythonschlange mittlerweile fast schon bourgeois wirken, steht das gescheckte Fell des soliden Nutztieres ihnen stilistisch diametral gegenüber. Es ist «in your face» statt subtil, das pure Gegenteil von «quiet luxury»: Ein lautes Gemuhe, könnte man sagen.

Wem dieser Neo-Animal-Print-Trend doch etwas zu wild und auffällig ist, der kann seine modischen Kuhbekenntnisse auch subtiler ausdrücken: etwa mit dem Tragen eines traditionellen Chüeligurtes aus dem Appenzell. Während der traditionellen Alpabzüge ist dieser in Landregionen hochaktuell, aber auch auf dem Laufsteg präsent: Unter dem Kreativchef Simone Bellotti sorgt Bally momentan mit einer Reihe schön gemachter Lederstücke, verziert mit Appenzeller-Kuhgurt-Motiven, für Gesprächsstoff. Auch die bauchige Schelle, ein weiteres Kuhemblem, kommt in den Entwürfen vor: Es ziert unter anderem Bootschuhe und Handtaschen.

Bauchige Schellen prägen die neuen Entwürfe von Bally.

Die Marke Appenzeller Gurt selbst hat ausserdem nicht nur klassische Gürtel im Sortiment, sondern auch eine Reihe moderner Interpretationen mit Kuhmotiven: etwa minimalistische Handtaschen oder Sweatshirts mit Stickereiaufnähern, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Modedesigner Julian Zigerli.

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