Freitag, November 29

The Market zeigt monatlich die Schweizer Unternehmen, die im Fokus der Leerverkäufer stehen. Diese setzen darauf, dass die Aktienkurse sinken werden. Neu auf der Liste stehen U-Blox und Komax.

Die Short-Seller bleiben ihren Wetten im November weitgehend treu, intensivieren sie aber teilweise: DocMorris, Swatch Group und Idorsia bleiben ihre Favoriten. Aus den unteren Rängen haben sie neu U-Blox und Komax in die Top Ten gehievt.

Short-Seller leihen sich Aktien aus, verkaufen sie am Markt und hoffen, sich später günstiger mit den Titeln eindecken zu können, um sie dem Eigentümer zurückzugeben. Die Differenz aus dem Verkaufs- und dem Rückkaufskurs ist ihr Gewinn.

In der Schweiz werden die Short-Positionen nicht offiziell erfasst. The Market präsentiert deshalb im Monatsrhythmus die Erhebung von S&P Global Market Intelligence. Der Datenanbieter trägt das Volumen der ausgeliehenen Aktien zusammen.

DocMorris

DocMorris kämpft weiterhin: Erst war da eine teure M&A-Strategie, die Refinanzierungssorgen aufkommen liess. Darauf folgte der Verkauf des Schweizer Geschäfts sowie die Konzentration auf den deutschen Markt, wo sich die Onlineapotheke von der Einführung des elektronischen Rezepts das grosse Geld versprach.

Mit Verzögerung ist das E-Rezept nun deutschlandweit eingeführt und DocMorris steht finanziell solide da. Doch das Wachstum beschleunigt sich nicht so rasant wie erhofft und vor allem langsamer als bei der deutschen Konkurrentin Redcare Pharmacy.

Die Short-Seller haben auf dieser Basis ihre Wetten im September bis auf 45% aller ausstehenden Aktien erhöht. Im November haben sie leicht abgebaut. Mit gut 40% ausgeliehenen Aktien belegt das Unternehmen aber weiterhin den Spitzenplatz.

DocMorris hat allerdings Wandelanleihen ausstehend. Damit gibt es ausser der Spekulation auf einen sinkenden Kurs noch einen technischen Grund, Leerverkaufspositionen in den Aktien einzugehen: Wandelanleihen enthalten neben dem Zinscoupon eine Aktienkomponente. Investoren, die diese angesichts der starken Kursausschläge neutralisieren wollen, verkaufen die Aktien leer – ohne dabei aus Überzeugung auf einen sinkenden Kurs zu setzen. Dieser Mechanismus gilt ebenfalls für Idorsia und Meyer Burger, deren Valoren auf den Plätzen drei und sechs der Rangliste liegen.

Swatch Group

Seit März befinden sich die Inhaberaktien der Swatch Group auf der Liste der zehn grössten Shorts – und seit Oktober belegen sie den zweiten Platz. Und auch im November haben die Short-Seller ihre Wette gegen den Uhrenkonzern um 12% aufgestockt. Ein Fünftel aller handelbaren Titel ist inzwischen in ihren Händen.

Swatch Group leidet seit mehreren Quartalen unter der schwachen Nachfrage nach Luxusgütern, vor allem in China, wo sie einen erheblichen Teil ihres Umsatzes erwirtschaftet.

Die Mitte Juli publizierten Zahlen zum ersten Halbjahr fielen miserabel aus. Gleichwohl hat der Konzern die Fertigung von Uhren nicht gedrosselt, im Gegenteil. Das Unternehmen produzierte unbeirrt auf Halde, obwohl die Uhrenexporte weiter zurückgingen, diejenigen in den wichtigen Absatzmarkt China haben sich teilweise halbiert.

Swatch Group leidet unter der schwachen Führung. Konzernchef Nick Hayek schaltet und waltet in Biel, wie er will. Einen effektiven, unabhängigen Verwaltungsrat gibt es nicht. Auch das belastet die ohnehin gedrückte Bewertung der Swatch-Group-Papiere.

Idorsia

Auf dem dritten Platz liegt Idorsia; auch beim Biotechnologieunternehmen haben die Short-Seller im November kräftig aufgestockt. Mehr als 18% der ausstehenden Aktien sind nun ausgeliehen.

Die Basler befinden sich seit rund einem Jahr in finanzieller Schieflage. Hauptgrund ist der unerwartet schleppende Verkauf des Schlafmittels Quviviq. Ende September verfügte das Unternehmen über liquide Mittel von 92 Mio. Fr., was den operativen Betrieb nur bis zum Jahresende sichert. Es ist klar: (Finanzierungs-)Lösungen müssen her.

Kürzlich hat das Management Verhandlungen zu einem Deal mit einem ungenannten Interessenten für den Blutdrucksenker Aprocitentan angekündigt. Für die exklusiv geführten Gespräche erhält Idorsia 35 Mio. $. Das sichert den Betrieb für geschätzt einen weiteren Monat, unterstreicht aber vor allem, dass der Interessent es wohl ernst meint mit einem Deal. Ein solcher drängt, denn im Januar wird eine Wandelanleihe über 200 Mio. Fr. fällig, wofür kein Geld vorhanden ist.

SIG Group

Leicht abgebaut haben die Short-Seller bei SIG Group. Die Aktien belegen mit einer Leerverkaufsquote von gut 10% aber weiterhin den vierten Platz.

AMS Osram

Seit September sind die Aktien von AMS Osram zurück in den Top Ten der grössten Schweizer Shorts. Vor einem Jahr hatten sie vor einer Kapitalerhöhung gar die Spitzenposition belegt. Danach verschwanden sie vorübergehend aus der Liste – obwohl die Talfahrt der Aktien anhielt.

Ende Februar kam ein Schock für die Aktionäre: Der Licht- und Sensorenspezialist gab bekannt, das Schlüsselprojekt der MicroLED-Strategie sei «unerwartet storniert» worden. Dass es sich beim Grosskunden um Apple handelte, ist ein offenes Geheimnis.

Verwundbar macht AMS nun, dass rund die Hälfte des Umsatzes auf den Automobilsektor entfällt und dieser steht derzeit unter enormen Druck. In Kombination mit hohen Schulden von 2 Mrd. € sind das keine erbaulichen Aussichten – ausser für die Leerverkäufer.

Sie haben in den beiden vorangegangenen Monat ihren Einsatz gegen AMS Osram jeweils verdoppelt. Diesen Monat haben sie leicht Druck rausgenommen. Position fünf haben die Aktien jedoch behalten.

Meyer Burger

Bei Meyer Burger droht den Anteilseigner ein Totalausfall.

Seit mehr als zehn Jahren schreibt das Solarunternehmen Verlust, und nach der wegen finanzieller Klammheit geplatzten Verlagerung der Produktion in die USA ist der Weg zur Profitabilität in noch weitere Ferne gerückt.

Vor kurzem kam der nächste Schock: Meyer Burgers grösster Kunde hat mit sofortiger Wirkung seinen Rahmenvertrag gekündigt. Das könnte der Gesellschaft das Genick brechen: «Sollte die finanzielle Restrukturierung scheitern, könnte das Unternehmen nicht mehr in der Lage sein, seine Fortführung zu gewährleisten», schreibt Meyer Burger dazu.

Frohlocken dürften einzig die Leerverkäufer, die 7,5% der Titel halten.

Adecco

Obwohl die Titel von Adecco diesen Herbst beinahe ihr Allzeittief erreicht haben, haben die Short-Seller ihre Wetten auf einen noch niedrigeren Kurs im Oktober nahezu 40% ausgebaut und im November um 25% aufgestockt. Der Personaldienstleister steigt damit auf Rang sieben auf.

Im Jahresverlauf haben die Analysten ihre Gewinnschätzungen um mehr als 30% nach unten korrigiert. Sie veranschlagen nun den laufenden Jahresgewinn je Aktie auf weniger als 2 €. Das liegt unter der Dividendenschätzung, die zwar unter Vorjahr, aber immer noch bei 2.40 € liegt. Short-Seller glauben offenbar nicht, dass das aufgehen wird und erwarten weitere Enttäuschungen.

U-Blox

Im Mai verschwand U-Blox aus den grössten Shorts, nun sind die Aktien zurück, und zwar auf Platz acht.

Vor einem Jahr hat sich der Chipdesigner auf das Positionierungsgeschäft fokussiert. Die alte Garde zog sich zurück und machte Platz für ein neues Kapitel – und ein belastendes Übergangsjahr, das von hohen Kosten geprägt sein wird. Dazu kommt, dass U-Blox stark am Automobilgeschäft hängt, das harzt und wegen übervollen Lagern bei den Kunden allgemein die Neubestellungen schwächeln.

Die Fokussierung war zwar ein überfälliger Schritt. Doch die Short-Seller wetten trotz einem Kursverlust von in diesem Jahr bereits rund 30% offensichtlich darauf, dass es erst noch schlimmer kommt, bevor eine Erholung einsetzt.

Barry Callebaut

Bei Barry Callebaut hat der Druck der Leerverkäufer im November 11% zugenommen. Mit einer Short-Quote von leicht über 6% bedeutet das unverändert Rang neun.

Der weltgrösste Schokoladenproduzent muss mehrere Herausforderungen bewältigen: Unberechenbare Kakaopreise und die schwächelnde Konsumlaune belasten das Geschäft. Zudem steckt das Unternehmen in einer kostspieligen Restrukturierung, deren Erfolg sich erst im Laufe der nächsten Quartale abschätzen lässt.

The Market sieht Barry Callebaut derzeit im perfekten Sturm – deutet das mit Blick auf die lange Frist aber als Chance. The Market ist zuversichtlich, dass der Konzern gestärkt aus dieser Krise hervorgeht.

Komax

Im Oktober war Komax aus der Top Ten der grössten Shorts herausgefallen, im November sind die Aktien zurück. Die Leerverkaufsquote ist 20% höher, was für Platz zehn reicht.

Komax leidet unter dem kriselnden Automobilsektor, mit dem das Unternehmen rund 70% des Umsatzes erwirtschaftet. Zudem erschüttert die wachsende Dominanz chinesischer Elektroautohersteller die Marktverhältnisse.

Im Juni schreckte Komax mit einer Gewinnwarnung auf. Die im August vorgelegten Halbjahreszahlen waren schwach und im September wurde bekannt, dass die deutsche Leoni – früher die grösste Kundin von Komax – an ein chinesisches Unternehmen verkauft wurde.

Am Investorentag in diesem Monat zeigte sich das Management auch für 2025 noch pessimistisch und schob gar die Mittelfristziele auf 2030 hinaus.

Ausgeschieden aus der Liste der grössten Schweizer Shorts ist im November Addex Therapeutics.

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