Immer wieder erlebe ich, dass Kollegen mir bei der Arbeit ungefragt Bilder ihrer Kinder ins Gesicht drücken; kaum sitzt man Montagfrüh an seinem Schreibtisch, hat man auch schon das Handy mit der ersten Ausflugsszene vor der Nase. Ist das normal? – Tobias L., ohne Ort
Lieber Tobias, ich verrate Ihnen etwas: Das Glückslevel von Menschen mit und solchen ohne Kinder ist ungefähr gleich hoch. Aber es gibt diese eine Lebensphase, meist sind die Kinder klein, in denen Eltern ihre grösste Freude aus dem Nachwuchs beziehen. Vom gloriosen Früher ist nicht mehr viel übrig: Der Körper geht aus dem Leim, ungeahnte Mengen an Geld werden im Drogeriemarkt verpulvert, Sex ist selten (und dann so aufregend wie eine Folge «Peppa Wutz»), acht Stunden durchschlafen kennt man nur vom Hörensagen.
Da bietet es sich an, etwas zu zeigen, was nicht so ramponiert ist wie man selber – etwa diese schönen neuen Menschen, die man gemacht hat. Gewiss sollte man gegenüber Kinderlosen mit Kiddie-Content zurückhaltend sein, da man die Hintergründe nie kennt. Aber darüber hinaus: Vergleichen Sie es mit Ihrem Output über Autoreparaturen, Restaurantbesuche, Ferienerlebnisse – Themen, die Sie beschäftigen, die aber für andere auch nur begrenzt interessant sind. Sich diese Geschichten – in Massen – anzuhören, ist so etwas wie Care-Arbeit für den eigenen Stamm.
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