Noch im vergangenen Sommer hat er sich vor die VBS-Chefin Viola Amherd gestellt. Die Ruag-Spitze muss damit innert kürzester Zeit neu bestellt werden.
Das Verteidigungsdepartement (VBS) kommt nicht zur Ruhe. Nicolas Perrin, der Verwaltungsratspräsident der Ruag, wird nach NZZ-Informationen den bundeseigenen Rüstungsbetrieb verlassen. Laut unabhängigen Quellen sollen sich Perrin und das VBS auf einen einvernehmlichen Abgang verständigt haben. Über die Gründe ist bis jetzt nichts bekannt. Perrin soll im Amt bleiben, bis eine Nachfolge gefunden wurde.
Die Ruag geriet im vergangenen Sommer verstärkt in den medialen Fokus, nachdem die Landesregierung ein heikles Rüstungsgeschäft versenkt hatte. Der Betrieb hatte sich Anfang 2023 mit dem deutschen Rüstungsunternehmen Rheinmetall darauf geeinigt, fast 100 Kampfpanzer des Typs Leopard-1 zu verkaufen. Rheinmetall wollte diese instand setzen und dann über ein Drittland an die Ukraine weitergeben.
Da die Panzer via Ruag im Besitz des Bundes sind, kam der Bundesrat zu dem Schluss, dass ein Verkauf sowohl gegen das Neutralitätsrecht als auch gegen das eigens verschärfte Sanktionsregime verstossen würde. Dabei sorgte vor allem die Rolle von Bundesrätin Viola Amherd für Kopfschütteln. Bis zuletzt soll sie sich für den Deal starkgemacht haben, obwohl die Aussichten auf Erfolg von Beginn an sehr klein waren.
Perrin nahm damals die VBS-Chefin, die ihn 2019 als Verwaltungsratspräsidenten vorgeschlagen hatte, in Schutz. Man habe den Kaufvertrag eigenhändig abgeschlossen und die zuständige Verteidigungsministerin erst im Nachhinein involviert, sagte Perrin noch im vergangenen Sommer. Damit wollte er wohl den Anschein vermeiden, dass Amherd den umstrittenen Panzer-Deal ohne Rückendeckung des Gesamtbundesrats vorangetrieben hatte. Pikantes Detail: Perrin ist gleichzeitig auch der Schwager von Brigitte Hauser-Süess, Amherds Beraterin und engster Vertrauter.
Somit muss die Ruag-Spitze innert kürzester Zeit neu bestellt werden. Jüngst vermeldete das Unternehmen Ralph Müller als neuen CEO, der allerdings über wenig Erfahrung in der Rüstungsindustrie verfügt. Brigitte Beck, seine Vorgängerin, hatte die Ruag im vergangenen Sommer verlassen. Ihr wurden umstrittene Aussagen in der Öffentlichkeit über die Neutralität der Schweiz zum Verhängnis.