Rund 80 Prozent der Täter stammen aus dem Maghreb. Sie sind in letzter Zeit besonders aktiv, auch im Kanton Zürich.
Rund 740 000 Autos gibt es im Kanton Zürich. Die Fahrzeuge sind je nach Perspektive Statussymbole, Hassobjekte – oder aber Ziele der kriminellen Begierde.
Gleich das ganze Fahrzeug zu stehlen, das ist nur etwas für Profis. Aber aus einem Auto etwas zu entwenden, gerade wenn es nicht einmal verschlossen ist, das können auch Kleinkriminelle ohne Erfahrung. Entsprechend häufig kommt es vor: Im Jahr 2022 erhielten die Zürcher Polizeikorps Meldungen von rund 1400 Diebstählen aus Fahrzeugen. Dazu kommen rund 900 Fahrzeugeinbrüche.
Die Erhebungen für das abgelaufene Jahr werden erst Ende März veröffentlicht, sagt Roger Bonetti von der Kantonspolizei. «Die Zahlen sind jedoch in der Tendenz steigend. Bei den Tätergruppierungen handelt es sich neben Personen aus Nordafrika auch um klassische Kriminaltouristen.»
Ganz ähnlich tönt es bei der Stadtpolizei Zürich: «2023 hatten wir tendenziell mehr Delikte im Bereich Fahrzeugeinbruch und Diebstahl ab Fahrzeug als 2022», sagt der Mediensprecher Michael Walker. Es habe tendenziell auch mehr Beschuldigte aus dem Maghreb gegeben als im Vorjahr.
Wie die Kantonspolizei Zürich schreibt, suchen Diebe in der Regel systematisch ganze Strassenzüge, Parkplätze oder Parkhäuser nach lohnenden Objekten ab. «Dabei schauen sie in die Autos und suchen nach Wertsachen oder betätigen Fahrzeug für Fahrzeug die Türgriffe, um zu prüfen, ob sie verschlossen sind.»
Immer wieder Asylbewerber aus Nordafrika
Pech haben die Kriminellen, wenn ein wachsamer Anwohner sie beobachtet und die Polizei ruft, so wie am vergangenen Wochenende in Effretikon. Zwei Männer schlichen am Sonntag um zwei Uhr morgens um parkierte Autos, zerrten offenbar nicht ganz so diskret an den Türgriffen und zogen damit die Aufmerksamkeit des Beobachters auf sich.
Als die Polizei eintraf, flüchteten die zwei Männer in den Wald, wo der erste Verdächtige schon nach wenigen Minuten festgenommen werden konnte. Der zweite Mann wurde vom Diensthund Bono von Morgenthau aufgespürt.
Bei den beiden Männern handelt es sich um einen 27-jährigen Marokkaner und einen 26-jährigen Algerier. Bereits in früheren Jahren kamen etwa 80 Prozent der Täter bei solchen Delikten aus Marokko, Algerien und Tunesien, wie Zahlen der Zürcher Polizeikorps zeigen.
Die aktuellsten Zahlen gibt es aus dem Kanton Aargau: Dort stammten im letzten Jahr 83 Prozent der Verdächtigten aus dem Maghreb. In den meisten Fällen sind es abgewiesene Asylbewerber. Die Kantonspolizei Aargau bestätigt einen entsprechenden Bericht der CH-Media-Zeitungen vom vergangenen Wochenende.
Die Autoausräumer waren gerade in den letzten Wochen besonders aktiv: In den ersten sechs Wochen im Jahr 2024 verzeichneten die Aargauer Behörden 209 Diebstähle aus Fahrzeugen, in der gleichen Zeitspanne im Vorjahr waren es 118.
Strafen beeindrucken nicht
Die tatsächliche Zahl der Delikte dürfte noch höher liegen als in der Kriminalstatistik ausgewiesen. «Wir gehen davon aus, dass gar nicht alle Diebstähle gemeldet werden», sagt Corina Winkler, die Sprecherin der Kantonspolizei Aargau.
«Wenn es keine offensichtlichen Spuren gibt, merken unter Umständen nicht einmal die Betroffenen selbst, dass ihnen etwas abhandengekommen ist.» Wenn nicht gerade das Portemonnaie verschwunden sei oder das Handy, dann falle ein Diebstahl nicht unbedingt auf Anhieb auf.
Viel zu befürchten haben die Täter nicht. Das Risiko, erwischt zu werden, ist vergleichsweise tief; selbst in guten Jahren wird nur etwa jeder vierte Fall aufgeklärt. Auch wer das Pech hat, von Bono von Morgenthaus feiner Schnauze im Unterholz erschnüffelt zu werden und mit auf die Wache muss, kommt in der Regel nach wenigen Stunden wieder frei und mit einer Geldstrafe davon.
Wer diese Strafe nicht bezahlen kann, und das ist bei abgelehnten Asylbewerbern in der Regel der Fall, muss eine Ersatzfreiheitsstrafe absitzen, wenn er von der Polizei aufgespürt wird. Doch im Gefängnis sei es nicht selten sogar angenehmer als im Asylzentrum, sagte ein Sprecher der Oberstaatsanwaltschaft Aargau gegenüber CH Media.
Vielleicht ist ja die Haustür offen
Wer besonders schlau ist, verschiebt sein Wirken einfach über die Kantonsgrenze, denn bis heute fehlt eine gesamtschweizerische Polizeidatenbank. Will die Polizei herausfinden, ob der mutmassliche Dieb auch in anderen Kantonen schon erwischt worden war, muss sie 25 Mails verschicken. Selbst mit ausländischen Fahndungsbehörden ist der Austausch einfacher als mit den Nachbarkantonen.
Auch wenn etliche Diebstähle aus den Autos nicht einmal bemerkt werden und nicht mehr als eine Geldstrafe nach sich ziehen: Bagatellisieren sollte man die Taten laut den Strafverfolgungsbehörden nicht. «Die Täter sind nicht nur an Autos interessiert», sagt Corina Winkler von der Kantonspolizei Aargau. «Auf Aufnahmen von Überwachungskameras von Carports sehen wir, dass sie nicht selten auch prüfen, ob die Haustür verschlossen ist.»
Es gehe ihnen nicht darum, mit Gewalt oder Werkzeug ins Auto oder ins Haus zu kommen, sondern darum, eine Gelegenheit zu nutzen. Entsprechend einfach – und offensichtlich – ist die Prävention: Türen, ob von Auto oder Haus, immer abschliessen.