Der US-Präsident Trump will, dass die Europäer mehr amerikanische Güter kaufen. Die EU versucht, ihm entgegenzukommen. Vergessen gehen bei diesen Strategieplänen die Konsumenten.
Wie nur den manchmal etwas zornig wirkenden Mann im Weissen Haus besänftigen? Seit Monaten zerbricht sich die EU-Kommission den Kopf darüber, wie sie Unheil von Europa abwenden kann. Den neuen US-Präsidenten Donald Trump ärgert es, dass die EU-Länder mehr Güter in die USA exportieren als diese in den Staatenbund. «Sie nehmen unsere Autos nicht», lamentierte er. «Sie werden einen hohen Preis bezahlen müssen.» Trump drohte, europäische Produkte mit Zöllen von 10 bis 20 Prozent zu belegen.
Die EU versucht, das Thema sachlich anzugehen – darauf hoffend, dass Trump auch für abstrakte Argumente empfänglich ist. «Unser Hauptinteresse besteht darin, mit der neuen Regierung in einen konstruktiven Dialog zu treten», sagt Valdis Dombrovskis, der für Handel zuständige EU-Kommissar. Die EU will Trump vor allem bewusst machen, wie beide Seiten von einem möglichst ungestörten Handel profitieren.
General Motors ist in Europa abgeschlagen
Aber ob Trump das auch so sieht, weiss niemand. Vielleicht muss die EU mit ihm doch über einen Deal sprechen, und dafür braucht sie Verhandlungsmasse. Das sind offenbar Waffen, Flüssiggas und Autos. Der Austausch dieser Güter soll intensiviert werden, im Fall der Autos beispielsweise, indem die EU den Zoll von 10 Prozent allenfalls reduziert. Diesen Vorschlag hat jedenfalls Bernd Lange gemacht, der Vorsitzende des Handelsausschusses im EU-Parlament.
Allerdings gehen bei solchen Gedankenspielen jene Wirtschaftssubjekte vergessen, auf die es in der Ökonomie letztlich ankommt: die europäischen Konsumenten. Amerikanische Autos beispielsweise kaufen sie schon lange nicht mehr in grosser Zahl.
Daran dürfte auch ein etwas niedrigerer Zoll nichts ändern – so abgeschlagen wie die Fahrzeuge in den Zulassungsstatistiken 2024 sind. In jener des Acea, des europäischen Automobilherstellerverbandes, taucht der grösste amerikanische Produzent General Motors mit den Marken Chevrolet, Buick und Cadillac nicht unter den vierzig wichtigsten Marken auf. Ford ist der bedeutendste Hersteller mit 309 000 Zulassungen. Das entspricht einem rückläufigen Marktanteil von 2,9 Prozent. Der Marktführer, die Marke Volkswagen, bringt es auf über 1,1 Millionen Autos.
Auch in Deutschland war Volkswagen 2024 die Marke mit den meisten Zulassungen. Konkret waren es 536 000. Amerikanische Hersteller haben einen Anteil von 5,3 Prozent, inklusive der verankerten Marke Ford. Diese Wagen werden häufig in Europa gefertigt. General Motors dagegen liess in Deutschland kaum Autos zu, vom Klassiker Cadillac waren es bloss 175.
Amerikanische Autos sind in Europa also eher ein Nischenprodukt. Das ist aber nicht böser Wille, sondern ein Entscheid der Konsumenten. Darüber, welche Motive sie leiten, kann man nur rätseln. Die extrem niedrige Zahl der Zulassungen deutet aber darauf hin, dass Europäer amerikanische Autos als nicht attraktiv einstufen.
Gleichzeitig ist die Produktion europäischer Fahrzeuge in den USA ein Wirtschaftsfaktor. Im Jahr 2023 fertigten deutsche Hersteller dort 908 000 Autos, das war ein Höchststand. Rund die Hälfte davon wird exportiert. Die von Trump angestrebte Wertschöpfung in den USA findet seitens der Hersteller also bereits statt.
Rüstungsgüter sind knapp
Der Welthandel funktioniert eben nicht so, wie sich das die Strategen in den USA und in der EU vorstellen. Am Schluss entscheiden immer die Konsumenten – oder die Marktverhältnisse. Das gilt für Waffen. Auch wenn sich Europas Regierungen entscheiden, mehr davon in den USA zu kaufen, ist nicht gesagt, dass sie diese rasch bekommen.
Bei Rüstungsgütern gibt es kein Nachfrageproblem, sondern einen Engpass beim Angebot. Und wie andere Armeen drängt auch die amerikanische derzeit darauf, dass sie die modernsten Waffen als erste bekommt. Die Europäer müssen hinten anstehen.
Der Markt und nicht die Politik bestimmt schliesslich auch beim Flüssiggas. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat zwar bereits 2024 vorgeschlagen, Europa könnte mehr davon in den USA kaufen, um sich so Trumps Wohlwollen zu sichern.
Der Gasmarkt ist allerdings ein freier Markt, auf dem viele Händler aktiv sind. Sie kaufen und verkaufen den Energieträger für ihre Kunden, etwa aus der Industrie. Die EU ist in diesem Geschäft nicht aktiv. Die Kommission hat die Erwartungen jüngst denn auch gedämpft. Die EU schliesse keine Verträge ab, sagte eine Sprecherin.
Bei den Dienstleistungen haben die USA einen Überschuss
Der Welthandel ist kein Basar, sondern viel komplexer. Das gilt nicht nur bei Waren, sondern auch bei Dienstleistungen. Die EU-Länder erzielten zwar 2023 im Güterhandel mit den USA einen Überschuss von 156 Milliarden Euro, bei den Dienstleistungen haben die USA dagegen ein Plus von 104 Milliarden Euro. Aber darüber spricht der Dealmaker Trump nicht.