Das Explorer Beast ist wuchtig und schwer. Mit dem filigraneren und feiner zubereiteten Adventure Beast zeigt die Genfer E-Bike-Manufaktur Miloo, was sie draufhat.
Anders als das geländeorientierte, stabil ausgeführte, vollgefederte Explorer-Modell ist das Adventure Beast den Themen Leichtbau und Tempo gewidmet. Mit dem Adventure Beast demonstriert das junge Unternehmen seine steile Lernkurve und deckt gleichzeitig einen breiteren Einsatzbereich ab.
Ausstattung
Die von einem Gravelbike inspirierte Starrrahmengeometrie ist für schnelle Feldwege, hauptsächlich aber für Asphalt gedacht, also Stadt und Umland. Markentypisch lässt sich das Abenteuer-E-Bike je nach Kundenwunsch individuell konfigurieren; wahlweise gibt es eine Vorderachsfederung, Karbonpedale, elektrische Umwerfer und wahlweise Rohloff- oder Enviolo-Zahnriemen.
Das Testbike ist mit japanischem Vollkarbonrahmen (Einheitsgrösse für Fahrer von 170 bis 188 cm Körpergrösse), Karbon-Schutzblechen, vorbereiteten Gepäcktaschenbefestigungen an Gabel und Oberrohr, Seitenständer, LED-Beleuchtung (mit Fernlichtfunktion), Rückspiegel, elektrischer Hupe, einem SQ-Lab-612er-Sattel, Sram-4-Kolben-Bremsanlage und -Schaltung, DTSwiss-Karbonfelgen mit 28-Zoll-Pneu, 804-Watt-Akku oder Reifendruckkontrolle sehr gut ausstaffiert und 11 850 Franken teuer.
Das günstigste Adventure Beast ist ein Modell mit Unterstützung bis 25 km/h und ohne Kennzeichenpflicht; in der Topversion mit maximaler Ausstattung kostet es 12 500 Franken und fährt 45 km/h. Beiden gemein ist ein zentral verbautes Farbdisplay, das zahlreiche Einstellmöglichkeiten und Informationen wie Uhrzeit, Licht- und Batterieanzeige, Geschwindigkeit, Wattleistung (Mensch/Maschine), Herzfrequenz (über externe Sensoren), Entfernung, Zeit und Kilojoule-Verbrauch pro Fahrt (Letztgenanntes jeweils für Fahrer und Akku), Gesamtdistanz und -zeit, Reifendruck sowie die aktuelle Kadenz bereithält.
Abgesehen vom Tacho sind diese Angaben aber nur sehr klein darstellt, während der Fahrt nicht ablesbar und damit unbrauchbar. Miloo merkt hier an, dass auch andere Displays lieferbar sind. Abgerufen werden die jeweiligen Infos über einen links am Lenker platzierten Controller.
Verarbeitung
Auf den ersten Blick ist alles perfekt verarbeitet. Auffallend sind die matte Lackierung des Karbonrahmens, wertige Anbauteile oder die Oilslick-Optik einiger Schrauben, die feine Akzente setzen. Der Batteriefachdeckel rastet sauber ein, und auch das Ladesteckerkläppchen lässt sich nicht nur leicht schliessen, sondern ist hinter dem Sattelrohr auch griffgünstig platziert.
Kleine Detailmängel wie nicht ganz exakte Spaltmasse, zum Beispiel an der Vorbauverkleidung oder dem Rücklichtgehäuse, sind dagegen der Handarbeitsphilosophie des Herstellers geschuldet und nicht weiter schlimm.
Fahreindruck
Das Miloo Adventure bietet eine sehr angenehme Fortbewegung und wahlweise nachdrückliche Beschleunigung: Auch dieses Modell aus Genf weiss mit Kraft im Überfluss zu überzeugen, lenkt sich prima und verzögert auch bestens. Wir wollen es gleich wissen, fahren im Turbo-Modus und so flott wir können – über 13 Kilometer mit knapp 300 Höhenmetern in unter 30 Minuten, ohne dabei je ins Schwitzen zu kommen.
Unterdessen hat es bergauf geraschelt, doch das war unsere Jacke im Tempo-32-Fahrtwind: Der überaus leise E-Motor kommt aus China und dort von einem Zulieferer, der auch den aufstrebenden Autohersteller Nio mit Antrieben und Steuergeräten versorgt.
Nach der Testrunde ist die Ladung auf 73 Prozent gefallen, was bedeutet: So eine Tour de Force ist höchstens viermal drin, dann will nachgetankt werden. Klar ist auch: In niedrigeren Unterstützungsstufen Sport, Tour oder Eco und in der Ebene sind längere Etappen möglich.
Die Software wurde für Miloo massgeschneidert programmiert. Tatsächlich fährt sich das S-Pedelec harmonisch, erreicht spielerisch seine Höchstgeschwindigkeit (und sogar etwas mehr). Dabei ist es bretthart, weil ungefedert, und deshalb schlägt jeder Kiesel unbarmherzig im Lenker durch. Doch die Fahrer starrer Velos kennen das gut – man spürt es vor allem auf längeren Strecken.
Was wir weniger schätzen, ist das Knallen der Schaltung unter Last, doch auch hier lässt Miloo wissen: Dieses Testbike ist auf schnelle Wechsel unter Zug programmiert, was sich werkseitig im Sinne einer kleinen Schaltpause und zur Schonung des Materials ändern lässt.
Der grösste Kritikpunkt ist das nervige Knistern und Klappern rund um Gabel und Lenkkopf, hauptsächlich ausgelöst von den Schutzblechhaltern sowie einigen Kabeln und den Reisverschlüssen der Stoffhusse zum Bündeln derselben.
Fazit
Das jüngste Modell der schweizerischen Marke ist kein Velo von der Stange und damit für Leute konzipiert, die das Spezielle suchen, und das ist in diesem Fall fair eingepreist; optional bieten die Genfer das volle Verwöhnprogramm. Smartphone-Anbindung oder GPS-Tracking sind über die Miloo-App möglich; erweiterte Funktionalitäten zum Adventure Beast sind derzeit noch in Vorbereitung.
Velo à la carte: In der Schweiz wurden 2023 über 170 000 E-Bikes verkauft – und ständig kommen neue Modelle dazu. Die wichtigsten, innovativsten und spektakulärsten testen wir hier in loser Reihenfolge. Die Produkte werden uns von den Herstellern/Importeuren für die Zeit der Tests zur Verfügung gestellt.