In Papua-Neuguinea werden Stammesfehden sehr blutig ausgetragen. Jetzt gab es im Hochland der Tropeninsel Dutzende Tote – die Mitglieder eines Stamms sind offenbar in einen Hinterhalt geraten.
(dpa) Bei einer gewaltsamen Stammesfehde im Hochland von Papua-Neuguinea sind laut Berichten Dutzende Personen getötet worden. Der Vorfall ereignete sich in der Provinz Enga, mehr als 580 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Port Moresby. Der australische Sender ABC zitierte die Polizei in dem riesigen Inselstaat am Montag mit den Worten, es seien mindestens 26 Opfer gezählt worden. Zunächst war von mehr als 50 Toten die Rede gewesen. Die Zeitung «Post Courier» berichtete, es würden aber noch immer Leichen entdeckt.
Armut trotz Rohstoffen
Die Tropeninsel Papua-Neuguinea liegt nördlich von Australien. Sie ist wild und teilweise unerforscht. Zehn Millionen Einwohner leben in dem Commonwealth-Land, die meisten in bitterer Armut – trotz reichen Vorkommen an Rohstoffen wie Öl, Gas und Gold.
«Viele Menschen wurden getötet», sagte der örtliche Polizeichef George Kakas. «Es handelt sich um die grösste Zahl, die es seit langem bei einem Massaker gegeben hat.» Laut den Behörden waren Mitglieder eines der Volksstämme am Wochenende – unterstützt von Verbündeten und Söldnern – auf dem Weg, um einen benachbarten Stamm anzugreifen. Dabei gerieten sie wohl in einen Hinterhalt.
Lockdown wegen Zusammenstössen
An den jüngsten gewaltsamen Zusammenstössen seien bis zu 17 verschiedene Stämme beteiligt gewesen, berichtete ABC weiter. Schon im vergangenen Jahr war es in der Region zu schweren Auseinandersetzungen gekommen, in deren Folge in der Provinz teilweise ein Lockdown verhängt wurde.
Stammeskriege zwischen indigenen Gruppen Papua-Neuguineas gibt es vor allem im Hochland schon lange. Auf gegenseitige Vorwürfe folgen Angriffe, die dann wieder mit Vergeltungsschlägen beantwortet werden.
«In den Highlands greifen Clans zu den Waffen, um ihren Stolz und ihre Interessen zu verteidigen», schreibt das Rote Kreuz auf seiner Website zu den Ursachen solcher Gewalt. Die Auslöser eines Kampfes reichten von generationsübergreifenden Landstreitigkeiten bis hin zu einem simplen Missverständnis nach einer Auseinandersetzung. Wegen der Einführung moderner Waffen seien die Kämpfe aber heute brutaler als in der Vergangenheit.
Die Regierung von Premierminister James Marape hat bereits zusätzliche Sicherheitskräfte in die Region entsandt, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Der australische Premierminister Anthony Albanese sprach von einem beunruhigenden Vorfall und sagte dem Land seine Unterstützung zu, falls das gewünscht sei.