Sonntag, September 29

Die Region um den Westschweizer Flugplatz fühlte sich von der Armee benachteiligt gegenüber den Deutschschweizer Standorten. Nun erhält sie zum Ausgleich für die lauteren Flugzeuge auch neue Arbeitsplätze.

Rechtsbruch. Nicht mehr und nicht weniger warfen die Gemeinden um den Flugplatz Payerne vor einem Jahr dem Verteidigungsdepartement vor. Sie fühlten sich bei der Planung zur Einführung des neuen amerikanischen Kampfjets F-35 zum Jahr 2028 übergangen.

Aufhänger des Streits sind zwei neue Gebäude für ein Trainingszentrum und diverse Umbauten – aber im Kern geht es um etwas anderes: die Lärmbelästigung und eine vermeintliche Benachteiligung gegenüber den Deutschschweizer Militärflugplätzen.

Konkret warfen die Gemeinden dem VBS vor, ohne Rücksprache das Plangenehmigungsverfahren für die Bauarbeiten lanciert zu haben. «Wir wurden überrascht», wiederholte der Vorsitzende des Gemeindeverbands Communauté régionale de la Broye (Coreb), Olivier Piccard, am Dienstag bei einem Point de Presse des VBS auf dem wichtigsten Schweizer Militärflugplatz.

Payerne hat weniger Arbeitsplätze als andere Standorte

Folgt man ihm, hätte das Departement zuerst seinen Bedarf im Rahmen des Sachplans Militär anpassen und eine Aktualisierung des Lärmbelastungskatasters initiieren müssen. Ausserdem sagte Piccard, die Flugplätze Meiringen und Emmen hätten viel weniger Flugbewegungen, aber viel mehr Arbeitsplätze als Payerne.

Also waren Ende 2023 der Gemeindeverband, ein weiterer Verband von Anrainergemeinden sowie vierzehn Einzelkommunen wie Payerne auf die Barrikaden gegangen: Sie legten Beschwerden gegen die Bauvorhaben der Armee ein. Nun, nach fast einjährigen Verhandlungen, herrscht offenbar wieder Frieden: «Das Vertrauen ist zurück», sagte Olivier Piccard am Dienstag.

Möglich macht’s eine Einigung zwischen dem VBS, dem Bundesamt für Rüstung Armasuisse und den Gemeinden auf sogenannte Eckwerte für die Einführung des F-35 in Payerne. Die Einigung besteht hauptsächlich aus zwei Punkten: weniger Flüge, mehr Arbeitsplätze.

Die Anzahl der Flugbewegungen (Starts und Landungen) soll um fast die Hälfte gesenkt werden, von derzeit rund 8200 auf 4200 pro Jahr, wie vom VBS bereits 2022 in Aussicht gestellt. Diese Zahlen gälten «in Friedenszeiten», ergänzte der Kommandant des Flugplatzes Payerne, Michael Leuthold.

Leuthold erklärte, die starke Senkung der Flüge sei möglich, weil die Piloten künftig mehr am Simulator trainieren würden und weil sie künftig mit dem F-35 im Schnitt länger fliegen würden als mit dem derzeitigen Modell F/A-18. Im Ergebnis sei der Trainingseffekt der gleiche. «Es ist ein sehr guter Kompromiss», sagte Leuthold.

Der F-35 ist laut Messungen der Eidgenössischen Materialprüfanstalt Empa beim Start drei Dezibel lauter als der F/A-18, beim Rollen fünf Dezibel. Dieser Unterschied sei für das menschliche Ohr «kaum wahrnehmbar», sagte der Chef von Armasuisse, Urs Loher. Eine Erhöhung um zehn Dezibel gilt üblicherweise als eine Verdoppelung der Lautstärke.

Für Olivier Piccard vom Gemeindeverband Coreb jedoch bleibt der F-35 «extrem lärmig». Er und weitere Gemeindevertreter betonten am Dienstag, dass ihre primäre Aufgabe der Schutz ihrer Bevölkerung vor Lärmbelästigung sei.

Trainiert wird nicht freitagnachmittags

Deshalb nannten sie als wichtigsten Erfolg in den Verhandlungen mit dem VBS, dass die Luftwaffe in Payerne künftig montagmorgens und freitagnachmittags keine regulären Flüge mehr durchführt, also netto vier Flugtage pro Woche verbleiben. Davon ausgenommen sind Einsätze der Luftpolizei. Die 4200 Flugbewegungen entsprechen also rund 10 Flügen pro Flugtag.

Zweiter Punkt der Einigung sind vierzig zusätzliche Arbeitsplätze. Diese Beschäftigten sollen im zu bauenden Trainingszentrum arbeiten. Dort werden künftig nicht nur Piloten am Simulator trainiert, sondern auch das Bodenpersonal der gesamten Luftwaffe ausgebildet.

«Das ist nur ein Anfang», sagte der Vize-Vorsitzende des Gemeindeverbands Coreb, Nicolas Kilchoer, der auf weitere Arbeitsplätze, auch zivile, hofft. Wie das gelingen kann, darüber sollen zwei Arbeitsgruppen nachdenken, bestehend unter anderem aus VBS, Armasuisse, den Kantonen Freiburg und Waadt sowie der EPFL.

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