Als Olympiareporter erlebt man bisweilen schwierige Momente. Nicole Kidman einen Korb erteilen zu müssen, gehört eindeutig dazu. Aber das Leben gibt einem manchmal eine zweite Chance.
Warnung! Dieser Text enthält Product-Placement und ist eines Journalisten unwürdig, denn es fehlt jede kritische Distanz. Aber lesen Sie selbst.
Alles fing mit einem denkwürdigen Interview an, das ich 2008 mit Cindy Crawford führte. Ich fragte sie, wie es sei, als Supermodel in die Jahre zu kommen. Damit war das Interview vorbei.
Das Gespräch hatte mir die Schweizer Uhrenmarke Omega vermittelt, und da hatte ich nun einen Fuss in der Tür. Vier Jahre später in London fragte ich deshalb, ob es möglich sei, Nicole Kidman vors Mikrofon zu bekommen, eine andere Botschafterin der Marke. Mein Kontakt sagte, Nicole (in unseren Sphären spricht man sich mit Vornamen an) gebe keine Interviews. Aber sie komme eventuell zu einer Party, und da lasse sich sehr eventuell eine VIP-Einladung (eben, unsere Sphären) für mich mischeln. In der folgenden Nacht schlief ich sehr unruhig.
Die Spiele hatten noch nicht begonnen, ich flog nach Schottland für eine Reportage über Highland-Games. Vierschrötige Männer, die mit Baumstämmen um sich werfen, auch das ist Sport. Ich schrieb mit Hingabe an meinem Text, als mein Telefon klingelte. Unbekannte Nummer.
Ich: Hallo?
X: Hallo Remo, wo bist du gerade? Heute Abend kommt Nicole, ich habe eine Einladung für dich.
Ich: Nein!!!
Ich war in einem Loch namens Dufftown, fast tausend Kilometer entfernt, es gab hier nicht einmal einen Privatflugplatz. Also sagte ich höflich ab und begab mich an die Bar, die zu meinem grossen Glück über 300 Whiskys im Sortiment führte. Seither erzähle ich gerne, dass ich wohl der einzige Mann auf Erden sei, der Nicole Kidman einen Korb gegeben habe.
Und dann kommt mir in Paris zugute, dass ich immer noch einen Fuss in besagter Tür habe. X hat zwar eine andere Funktion übernommen, aber ihre Nachfolgerin Y hört sich meine Geschichte mit Nicole gerne an. Ja, sie wird zu einer Party erwartet. Und ja, eventuell könnte man da etwas machen. Weit nach Mitternacht landet die Einladung in meiner Mailbox. «Her Time» heisst die Party. Ich übersetze das mit: Mein Moment.
Wie es so geht im Leben, werde ich am grossen Tag nach Versailles abgeordnet. Das ist zwar irgendwie mehr mein Stil als Dufftown. Aber hey: Vielseitigkeitsreiten??? Wenn die Schweizer eine Medaille gewinnen, sitze ich wieder am Computer und heule zwischen zwei Textzeilen eine Absage ins Telefon.
Aber die Rösseler haben ein Einsehen und räumen ein paar Stangen ab. Ich pulverisiere den Streckenrekord mit dem olympischen öV von Versailles nach Paris, style mich im Hotel auf Summer-Cocktail und eile leichten Fusses in die schickere Gegend von Paris.
Nicole steigt auf eine Bühne und lächelt so hingerissen ins Publikum, dass sie nur mich meinen kann. Sie sagt noch, sie habe ihren Mann für diesen Abend ins Kunstturnen geschickt. Habe ich ein Augenzwinkern gesehen? Dann geht Nicole irgendwie im Trubel verloren.
Ich nehme noch ein Cüpli.
Ich behalte den Fuss in der Tür. 2028 gibt es wieder Sommerspiele.