Freitag, September 27

Die Regierung sieht im Projekt «Chancen», die Sportministerin Viola Amherd womöglich eine Perspektive für sie als Bundesrätin.

Das olympische Feuer flackert immer noch im Bundesrat. An seiner Sitzung vom Freitag hat er entschieden, eine Kandidatur für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2038 wohlwollend zu prüfen. Man sehe Chancen für das Land, heisst es in einer Mitteilung, «so unter anderem für die Weiterentwicklung des Sports, für technische Innovationen, für die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts wie auch für das positive Ansehen der Schweiz».

Die Hoffnungen des Bundesrats sind im Vorgehen des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) begründet. Dieses hat eine Schweizer Kandidatur für die Spiele 2030 oder 2034 zwar nicht berücksichtigt, sie aber in einen sogenannten privilegierten Dialog für 2038 aufgenommen. Das heisst: Wenn die Schweiz die Anforderungen bis 2027 erfüllt, bekommt sie den Zuschlag quasi ausser Konkurrenz. Die Frage, die sich die Schweiz bis dahin stellen muss, ist nicht, ob sie die Spiele ausführen kann. Sondern ob sie das will.

Vor allem die Kosten (für die Sicherheit) dürften angesichts der klammen Bundesfinanzen zu reden geben. Der Bundesrat hat deshalb das zuständige Sportdepartement von Viola Amherd beauftragt, bis im Juni 2026 die finanziellen Eckwerte aufzuzeigen. Zudem soll eine interdepartementale Arbeitsgruppe einberufen werden, die die Kandidaturarbeiten von Swiss Olympic bis spätestens Ende 2027 begleitet.

Neue Perspektive für die Bundesrätin

Das Projekt könnte auch der VBS-Chefin Amherd wenn nicht neuen Schwung, so zumindest eine neue Perspektive bringen. Die Bundespräsidentin bekundet Mühe, Mehrheiten zu finden, um in nützlicher Frist die Armee nachzurüsten. Latente Rücktrittsgerüchte sind dabei wenig hilfreich. Nun kann Amherd signalisieren, dass sie in der laufenden Legislatur noch das Olympiaprojekt unter Dach und Fach bringen muss.

In der Personalpolitik macht sie derweil Nägel mit Köpfen. Auf ihren Antrag hin hat der Bundesrat am Freitag Sandra Felix zur neuen Chefin des Bundesamtes für Sport (Baspo) ernannt. Sie folgt am 1. November auf Matthias Remund. Felix verfüge über operative und strategische Führungserfahrung und sei mit dem Schweizer Sportsystem sowie der Verwaltung bestens vernetzt, heisst es in einer Mitteilung.

Die 57-Jährige wurde unter Amherd bereits zur Vizedirektorin des Baspo ernannt. Gemeinsam mit ihrer Chefin und alt Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold sitzt sie unter anderem im Matronatskomitee von Sportif, einem Frauennetzwerk im Sportbereich. Der Verein hatte sich fast als einziger Akteur für Amherds Vorschlag eingesetzt, eine Geschlechterquote in Vorständen von Sportorganisationen einzuführen. Die entsprechende Verordnung sorgt bis heute für Ärger und Verwirrung in der Sportwelt.

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