Freitag, Oktober 25

Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist es die grösste Beschlagnahmung durch die französischen Behörden.

Ein Tennisplatz, drei Schwimmbäder, ein Helikopterlandeplatz: Die Villa Maria Irina ist ein üppiges Anwesen in Roquebrune-Cap-Martin, einer Ortschaft an der Côte d’Azur östlich von Nizza. Es ist 30 000 Quadratmeter gross, hat einen geschätzten Wert von 120 Millionen Euro und zählt zu den grössten Anwesen an der französischen Riviera.

Vor einigen Tagen haben die Behörden in Frankreich das Grundstück beschlagnahmt, wie die Staatsanwaltschaft in Paris am Montag mitteilte. Der Grund: Im Zuge von Ermittlungen zu Geldwäscherei sind die Behörden auf die Villa gestossen. Man vermute, sie gehöre zum Imperium des russischen Energie- und Rohstoffkonzerns Gazprom.

Laut der französischen Tageszeitung «Le Monde» ist es die grösste Beschlagnahmung von Vermögenswerten seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022.

Die Villa ist offiziell im Besitz eines Oligarchen

Offiziell gehört die Villa dem russisch-armenischen Milliardär Samvel Karapetyan. Er soll die Villa im Jahr 2016 einer Tochtergesellschaft von Gazprom abgekauft haben. Doch die französischen Behörden gehen davon aus, dass die Villa noch immer zum Gazprom-Imperium gehört und der Verkauf nur Teil einer Verschleierungstaktik war. Seit der russischen Annexion der Krim 2014 üben westliche Regierungen mit Sanktionen wachsenden Druck auf die russische Elite aus.

Der Unternehmer Karapetyan hat im Jahr 1999 die Tashir Group gegründet – eine Unternehmensgruppe, die in Russland über mehr als 200 Unternehmen verfügt. Kerngeschäft der Gruppe sind der Energie- und der Bausektor. In den vergangenen Jahren expandierte sie ausserdem in andere Branchen wie Finanzen oder Unterhaltung.

Laut der Website der Tashir Group verwaltet die Gruppe ausserdem Vermögenswerte in verschiedenen Sektoren der russischen Wirtschaft. Der Gazprom-Konzern ist ein wichtiger Auftraggeber der Tashir Group.

Für den Kauf der Villa Maria Irina hat Karapetyan laut «Le Monde» von der Gazprombank ein Darlehen in Höhe von 115 Millionen Euro erhalten. Die Bank ist eine Tochtergesellschaft des Gazprom-Konzerns. Vorstandsvorsitzender und CEO der Bank ist Alexei Miller, ein langjähriger Bekannter und Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Eine Villa mit Geschichte

Die Villa Maria Irina hat eine lange Geschichte. Bei Einheimischen ist sie noch immer als Villa del Mare bekannt, unter ihrem früheren Namen. In den 1990er Jahren gehörte die Villa del Mare Mobutu Sese Seko, dem ehemaligen Diktator von Zaire (heute: Kongo-Kinshasa). Im Jahr 2001 erwarb laut «Le Monde» ein russischer Milliardär die Villa, der das Anwesen in Villa Maria Irina umbenannte.

Nun ist die Villa also mutmasslich Teil des Gazprom-Imperiums. Die französische Justiz hatte bereits Ende 2023 eine Untersuchung wegen Verdachts auf Geldwäsche eingeleitet und angeordnet, dass genauer zu beleuchten ist, wer nach dem Verkauf des Anwesens an den Unternehmer Karapetyan den Besitz der Villa Maria Irina tatsächlich innehat.

Die Villa wurde laut «Le Monde» am 12. Februar beschlagnahmt. Sind die Ermittlungen der Behörden erfolgreich, könnte sie versteigert werden.

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