Der Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne präsentiert Pläne, wie der Hamburger Elbtower doch noch fertig gebaut werden kann. Aber die Lage ist kompliziert.
Der Hamburger Elbtower steht sinnbildlich für das Scheitern von René Benko. Das Prestigeprojekt sollte einmal die glänzende Zukunft von Benkos Signa-Gruppe illustrieren. Ein Wahrzeichen in der Hamburger Hafen-City war geplant: 245 Meter hoch, das drittgrösste Hochhaus Deutschlands, mit Büros, Cafés und einem Luxushotel, Kostenpunkt 950 Millionen Euro.
Doch als im vergangenen Herbst die Bauarbeiten am Elbtower plötzlich stillstanden, wurde einer breiten Öffentlichkeit klar, dass die Signa-Gruppe in akuten Geldproblemen steckt.
Seither wird um den Elbtower gerungen. Die Bauarbeiten stehen immer noch still, vom Prestigeprojekt ragt bisher nur ein 100 Meter hohes Betongerippe in den Hamburger Himmel. Allseits ist klar, dass dies nicht so bleiben kann.
Stadt soll Ankermieter werden
Nun hat der Investor Klaus-Michael Kühne neue Vorstellungen präsentiert. Eine Lösung sei möglich, sagte der 87-jährige Hamburger Logistik-Milliardär, der in der Schweiz wohnt, gegenüber dem «Spiegel». Die Stadt Hamburg müsse sich an die Spitze einer «Pro Elbtower Bewegung» setzen, um das Projekt zusammen mit privaten Investoren «zu einem guten Ende zu führen». Kühne war selbst ein wichtiger Investor bei der mittlerweile insolventen Immobiliengesellschaft Signa Prime Selection, der der Elbtower gehört.
Kühne stellt weitreichende Forderungen gegenüber der Stadt Hamburg auf. Sie solle sich verpflichten, Ankermieter im Elbtower zu werden. Das hiesse, dass die städtische Verwaltung die Hälfte der Mietflächen im Elbtower anmietet, sobald der Turm fertig ist. Laut den Vorschlägen Kühnes soll dies zu Mietkonditionen geschehen, «die die Wirtschaftlichkeit des Objekts sicherstellen».
Darüber hinaus möchte Kühne, dass die Stadt die Federführung beim Projekt übernimmt. Sie solle Verträge zur Fortsetzung des Bauprojekts aushandeln und die Gespräche mit interessierten Privatinvestoren koordinieren. Falls am Ende Geld fehle, solle die Stadt zudem selbst den restlichen Betrag investieren.
Die Stadt Hamburg äusserte sich nicht zu Kühnes Vorschlägen. Aber sie dürfte kaum erfreut sein. Die Stadtregierung hat wiederholt klar gemacht, dass sie sich nicht finanziell am Elbtower beteiligen werde, denn es handle sich um ein privates Projekt.
Zurückhaltende Investoren
Die Lage rund um den Elbtower ist allerdings kompliziert. Sie gleicht einem Mikado-Spiel. Einerseits ist es bei solch grossen Bauprojekten üblich, dass es einen Ankermieter braucht. Sonst sind Investoren nicht bereit, Mittel zuzusagen. Der Signa-Gruppe war es einst gelungen, die verlangte Vorvermietungsquote zu erfüllen, indem man die Hamburg Commercial Bank (früher HSH Nordbank) als Ankermieter gewann. Doch die Bank hat laut dem «Spiegel» den Vertrag mittlerweile gekündigt. Anderseits will sich kein Privatinvestor im Alleingang engagieren – auch Kühne nicht. Es braucht also jemanden, der für Koordination sorgt und alle Interessenten an einen Tisch bringt.
Bis jetzt kommt diese Rolle dem Insolvenzverwalter der Elbtower-Projektgesellschaft, Torsten Martini, zu. Er äusserte sich jüngst zuversichtlich, dass der Elbtower bis Ende Jahr verkauft werden könne. Martini sprach gegenüber deutschen Medien von einer Handvoll Interessenten sowohl aus dem Ausland wie aus Deutschland.
Nun bringt Kühne die Stadt Hamburg als Koordinatorin ins Spiel. Welche Interessen er dabei verfolgt, bleibt offen. Klar ist nur: Die Signa Prime Selection als Eigentümerin will den Elbtower loswerden – so, wie sie auch alle anderen Immobilien aus Benkos einstigem Imperium verkauft.