Die Stadtzürcher Stimmbevölkerung dürfte sich hinter ein teures Pilotprojekt zur CO2-Abscheidung stellen.
Heute wird auf dem Areal Werdhölzli nicht nur das Abwasser der Stadt Zürich gereinigt, es wird auch der gesamte Klärschlamm aus dem Kanton verarbeitet. Etwa 100 000 Tonnen Klärschlamm wird in der grössten Kläranlage der Schweiz jährlich verbrannt. Dabei entsteht Rauchgas und CO2.
Dieses CO2 will die Stadt künftig nicht mehr in die Luft blasen, sondern abscheiden und verflüssigen. Rund 25 000 Tonnen CO2 sollen in einer «Pionieranlage» herausgefiltert werden. Über dieses Werk stimmen die Zürcher am Sonntag ab. 35,5 Millionen Franken kostet die neue Abscheidungsanlage, hinzu kommen jährlich wiederkehrende Ausgaben von 14 Millionen Franken.
Wie sich zeigt, dürften die Zürcher Stimmbürger sich klar hinter dieses Projekt stellen. Der erste ausgezählte Stadtkreis – der eher bürgerliche Kreis 12 – stimmt dem Kredit mit fast 70 Prozent zu. Das dürfte eine klare Sache geben. Der Kreis 6 stimmt sogar mit fast 80 Prozent zu.
Mit Ausnahme der SVP unterstützten alle Parteien das Vorhaben. Schliesslich will die Stadt bis 2040 klimaneutral werden; ohne Anstrengung gehe es nicht, fanden die Befürworter. Es brauche auch sogenannte Negativemissionen, die der Klimabilanz zugeschrieben werden könnten. Genau solche entstehen mit der Abscheidungsanlage im Werdhölzli.
Kritische Stimmen gab es zu den hohen Kosten. Für Stirnrunzeln sorgte auch, was mit dem abgeschiedenen CO2 geschehen soll. Das verflüssigte Gas kommt zur einen Hälfte in Schweizer Recyclingbeton, die andere wird wortwörtlich im Meer versenkt. Das CO2 soll in der dänischen Nordsee etwa 2000 Meter unter dem Meeresgrund unter einer Schicht aus Deckgestein verpresst werden.
Dazu sind tägliche Transportfahrten mit Lastwagen, Zug und Schiff nötig. Die Stadt rechnet damit, dass fünf bis sieben Lastwagen pro Tag das Werdhölzli verlassen werden. Trotzdem ist die Bilanz laut den Behörden positiv. 2028 soll die neue Anlage in Betrieb gehen.
Gut möglich, dass es nicht bei dieser einen Anlage bleibt. Die Stadt hat bereits angekündigt, dass sie künftig auch bei der Kehrichtverbrennungsanlage Hagenholz CO2 abscheiden will. Da geht es dann um eine wesentlich grössere Menge, nämlich 360 000 Tonnen im Jahr. Auch die Kosten dürften noch einmal deutlich höher sein.