In den letzten Jahren habe ich (50+) mir angewöhnt, mit Kopfhörern durch die Welt zu laufen. Ich mag es einfach, einen Soundtrack unter meinen Alltag zu legen. Jetzt frage ich mich, ob das unerwachsen wirkt? – Hans T., via E-Mail
Lieber Hans, ich finde weniger, dass der Verzicht auf Kopfhörer vor allem eine Frage der mentalen Hygiene ist. Warum? Musik über Kopfhörer zu hören, ist ein Werkzeug, um die eigene Stimmung zu regulieren: Einmal KT Tunstalls «Suddenly I See» – und schon ist man der Held in seinem eigenen Film namens «Ich – auf dem Weg zur Post». Zugleich kann man sich vor Gesprächen schützen und zumindest den akustischen Teil der City auf Abstand halten.
Klingt erst einmal ganz gut, doch das Ganze kommt mit einem Preis: Man verliert den Kontakt zur Welt. Zwitschern die Vögel? Worüber reden Pensionärinnen auf der Parkbank? Ist das ein Polizeihelikopter, der über uns kreist? Infos gehen verloren, Feinwahrnehmungen verschwinden, Verbindungen zu den Mitmenschen werden gekappt – und die Toleranz, Langeweile zu ertragen, schwindet. Geniessen Sie Ihr Hörbuch, Ihr «Best of Taylor Swift», den Podcast über das Ende der Welt: Aber überlegen Sie, ob Sie sich wirklich einen Gefallen damit tun, ständig unter Beschallung zu sein.
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