Freitag, Oktober 4

Das Bundesamt für Statistik feiert ein besonderes Jubiläum. Ein Blick zurück.

Bild links: Das Bundesamt für Statistik in Neuenburg. In den Büros gibt es noch Papier, auch wenn der Fokus heute auf digitalen Publikationen liegt.

Eine Welt ohne detaillierte Zahlen und Statistiken ist heute unvorstellbar. Sie liefern die Grundlage für politische Entscheidungen. In der Schweiz sammelt der Bund seit 162 Jahren Daten über das Land und die Bevölkerung. Am 26. September hat das Bundesamt für Statistik (BfS) seine 10 000. Publikation veröffentlicht.

Der Output des BfS hat vor allem in den vergangenen Jahrzehnten markant zugenommen. Bis in die 1970er Jahre veröffentlichte das Bundesamt weniger als 50 Publikationen pro Jahr. Heute sind es 200 bis 300, für die Jahre 2023 bis 2027 sind 350 Statistiken geplant. Dafür setzt das BfS auch immer mehr Personal ein. Im Jahr 2007 zählte es noch 524 Vollzeitstellen, im vergangenen Jahr waren es bereits 753.

Statistik sei nicht weniger als das Rückgrat einer faktenbasierten Politik, sagte Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider an der Jubiläumsfeier an diesem Mittwoch in Bellinzona. Erst durch Statistik entstünden informierte und verantwortungsvolle Bürgerinnen und Bürger.

Bundesrat, ETH-Gründer und Statistik-Autodidakt

Der Ort für die Jubiläumsfeier war nicht zufällig gewählt. Stefano Franscini, der erste Vorsteher des Innendepartements in der Geschichte der Eidgenossenschaft, stammte aus dem Tessin. Franscini war nicht nur Mitglied im ersten Bundesrat und Mitbegründer der ETH, sondern auch Gründervater der öffentlichen Statistik in der Schweiz.

Der 1796 geborene Bauernsohn Franscini besuchte als Einziger der Familie die Schule. Im Bereich der Statistik war er ein Autodidakt. Im November 1848 wurde er in den Bundesrat gewählt. Zwei Jahre später organisierte er die erste Volkszählung praktisch im Alleingang.

Franscini verstarb 1857 im Amt. Seine Aufbauarbeit mündete aber 1860 in der Gründung des Eidgenössischen Statistischen Bureaus. 1862 erschien zudem die erste statistische Publikation des Bundes, die «Eidgenössische Volkszählung», die massgeblich auf Franscinis Wirken zurückgeht. Seither schlüsselt diese Publikation die Bevölkerung nach Geschlecht, Alter, Zivilstand, Beruf und Konfession auf, zunächst alle zehn Jahre, seit 2010 jährlich. 1891 erschien erstmals das «Statistische Jahrbuch der Schweiz», bis heute die gewichtigste Publikation des BfS.

Einen ersten gesetzlichen Rahmen erhielt die amtliche Statistik 1870. In fünf bescheidenen Paragrafen wurden organisatorische Fragen geregelt und Kompetenzen festgelegt. 120 Jahre hatte dieses Gesetz Bestand. Erst 1992 erfolgte eine Modernisierung. Seither regelt das Bundesstatistikgesetz in 27 Paragrafen die Aufgaben des BfS und die Grundversorgung mit öffentlich zugänglichen Informationen.

Blick auf die Gesundheit der Rekruten

1966 veröffentlichte das Bundesamt seine 1000. Publikation. Das Büchlein widmet sich den Turnprüfungen der eidgenössischen Rekruten. Eine Erhebung, die seit der Gründung des Amtes durchgeführt wurde. Sie gibt nicht nur Auskunft über die sportlichen Fähigkeiten der Rekruten, sondern auch über den Gesundheitszustand der Bevölkerung (wenn auch nur der männlichen).

Mit dem Ziel, die Inhalte breiteren Kreisen zu vermitteln, setzten die Statistiker des Bundes schon sehr früh auf Grafiken. Bereits 1897 erschien erstmals der «Graphisch-statistische Atlas der Schweiz». Die generelle Professionalisierung der öffentlichen Statistik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts etablierte die Grundlagen und Methoden der modernen Datenvisualisierung im BfS.

Die Statistiker produzierten zunehmend auch Produkte für interessierte Laien. 1974 erscheint als 1256. Publikation die erste Taschenstatistik der Schweiz, die auf zehn Seiten die wichtigsten Kennzahlen veröffentlicht – leicht verständlich, ohne Fussnoten und methodische Erklärungen.

1996 kam das Internet als Vertriebskanal hinzu. 2003 erscheint das «Statistische Jahrbuch der Schweiz» erstmals mit einer CD-ROM. 2011 wird die erste App entwickelt und macht die Daten des «Statistischen Atlas der Schweiz» permanent verfügbar.

Büroräume des BfS in Neuenburg.

Papier verliert an Bedeutung

Während das Online-Angebot ausgebaut wurde, verloren die gedruckten Statistiken immer mehr an Bedeutung. Die nun erschienene 10 000. Publikation – «Umwelt. Taschenstatistik 2024» – kam nur noch digital heraus, dafür in diversen Formaten: als PDF, als interaktives Online-Format DigiPub, als Rohdatensatz auf der Open-Government-Data-Plattform des Bundes. Auf Papier kann man die zehn Seiten noch bestellen, doch gedruckt wird erst auf Anfrage.

Das BfS mischt auch auf internationaler Ebene mit. Zurzeit hat die Schweiz den Vorsitz der Uno-Statistikkommission inne. Dabei setze sie sich unter anderem für eine effiziente Koordination zwischen den verschiedenen Uno-Agenturen im Bereich Daten und Statistik ein, teilt das BfS mit. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Frage, wie künstliche Intelligenz im Bereich der Statistik in ethischer Form eingebunden werden könne. «In diesem Sinne hat die Schweiz auf alle Fälle eine Vorreiterrolle, wenn es um die Bereiche Statistik, Datenmanagement oder Datenwissenschaft geht.»

Die Jubiläumspublikation zur Geschichte des Bundesamtes ist als digitales Magazin erschienen.

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