Reisetipps

Keine lauten Beach Clubs oder nervige Jetski-Fahrer: An diesen einsamen Küsten und Buchten findet man nichts ausser Felsen, Wald und blaues Wasser.

1. Praia da Fábrica, Algarve, Portugal

Ein einsamer Strand an der Algarve? Den gibt es. Man fährt vom Flughafen in Faro einfach nicht zu den bekannten Badeorten im Westen, sondern nimmt die Schnellstrasse nach Osten, in Richtung Spanien. Das Sotavento (Windschatten) genannte Gebiet ist noch weitgehend unentdeckt, Englisch eine echte Fremdsprache und ein Hotel nicht automatisch ein Resort mit Golfplatz und Spa.

Cacela Velha befindet sich kurz vor der spanischen Grenze und punktet mit knapp zwei Handvoll weissen Algarve-Häusern, einer Kirche und einem Fort – alles hübsch um einen kopfsteingepflasterten Platz herum auf eine Hügelkuppe gestellt. Von hier oben sind die vorgelagerten Sandbänke von Fábrica zu sehen. Bei Ebbe läuft man zu Fuss durch das Watt hinüber, bei Flut bleibt man einfach am Ufer stehen. Es dauert meist nur wenige Minuten, bis ein Fischer kommt und einen für einen Euro auf die Sandbank fährt. Die Praia da Fábrica ist gut einen Kilometer lang und bietet … nichts – ausser feinstem goldgelbem Sand, lange grasbewachsene Dünen und das tiefblaue Wasser des Atlantiks.

2. Plage de l’Escalet, Ramatuelle, Frankreich

Wer auf die Celebrities, die sich am nahen und viel berühmteren Pampelonne-Strand vergnügen, verzichten kann und statt Remmidemmi lieber seine Ruhe hat, geht an den idyllischen Escalet-Strand. Er liegt südlich vom Cap Camarat in der Küstenfelslandschaft der Côte d’Azur mit ihren «criques» und Buchten eingebettet und ist über eine Serpentinenstrasse, mit dem Boot oder zu Fuss über den «sentier du littoral de l’Escalet» zu erreichen.

Weit und breit ist hier kein Jetski zu sehen, dafür viel Natur: Feine Sandstrände wechseln sich mit felsigen Buchten ab, in denen auch FKK toleriert wird. Dahinter steht ein dichter, duftender Kiefernwald, der vor der Geräuschkulisse der Küstenstrasse und neugierigen Blicken schützt. Der Strand ist im Hochsommer bewacht, Duschen und Toiletten sind vorhanden. Doch es gibt weder Vermietung von Liegen und Sonnenschirmen noch eine Bar mit Mojitos und Musik. Dafür das Zirpen der Zikaden und ein sanftes Meeresrauschen.

3. Altinkum Beach, Halbinsel Karpas, Zypern

Noch vor wenigen Jahren war Nordzypern ein isoliertes Hinterland, das so gut wie niemand kannte. Doch schöne Orte bleiben selten unentdeckt, und so hat es auch dieser Inselteil auf die Liste der «To do»-Destinationen abenteuerlustiger Feriengäste geschafft. Trotzdem ist es hier immer noch sehr viel ruhiger und beschaulicher als in Zyperns wohlbekanntem Süden, und die Halbinsel Karpas, auf der kristallklares Mittelmeerwasser an honigfarbene Strände schwappt, punktet mit paradiesischer Ruhe.

Selbst am Altinkum Beach – einem vier Kilometer langen Küstenabschnitt, der sich vom Galunopetra-Kap im Osten bis zum Jyles-Kap im Südwesten erstreckt – mit seinen markanten, bis zu 500 Meter langen Sanddünen gibt es kein Gedränge, ganz im Gegenteil.

4. Praia das Rodas, Illas Cíes, Spanien

Wenn es um spanische Strände geht, denken die meisten Menschen unwillkürlich an das Mittelmeer. Doch die wilde Atlantikküste Galiciens hat weitaus dramatischere Praias zu bieten – mit weitaus weniger Menschen. Ein besonderes Juwel liegt auf den Illas Cíes, die rund vierzig Bootsminuten von der hübschen Stadt Baiona entfernt im tiefblauen Meer schwimmen. Cíes war einst ein beliebter Aufenthaltsort für Piraten und ist heute ein unbewohnter und unberührter Nationalpark, der nur im Sommer für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Einheimische verbringen lange, faule Sommertage an der Praia das Rodas, einem perfekten Halbmond aus weichem, hellem Sand, umgeben von kleinen Dünen, die eine ruhige Lagune mit kristallklarem Meer schützen. Zugang zum Strand ist nur mit dem Boot möglich, in der Hochsaison gibt es einen öffentlichen Verkehrsdienst, der die Inseln mit verschiedenen Orten an der Küste von Pontevedra verbindet, und auch einen Rettungsschwimmerposten, der den Strand überwacht. Da es sich um ein geschütztes Gebiet handelt, sind Aktivitäten wie Sport- und Unterwasserfischerei verboten, für andere wie Tauchen oder das Ankern von Booten ist eine Genehmigung erforderlich.

5. Leba, Slowinski Park Narodowy, Polen

Zum Baden nach Polen? Aber ja! Das Wetter sollte mitspielen, aber dann bietet die polnische Ostseeküste endlos weite Strände und wenig Zivilisation. Die kleine Ortschaft Leba liegt etwa 50 Kilometer westlich der Danziger Bucht im Slowinzischen Nationalpark, bekannt für Europas mächtigste Wanderdünen, die bis zu vierzig Meter Höhe erreichen, ständig in Bewegung sind und sich jedes Jahr um neun bis zehn Meter verlagern. Die Landschaft heisst nicht umsonst polnische Sahara: Das Gebiet ist riesig, und vom Parkplatz bis zum Pinienwald am Ostseestrand stapft man ein gutes Stück durch nicht enden wollende Sandhügel.

Direkt vor Leba erstrecken sich viele Kilometer eines einzigartig schönen Strands: breit, sauber, weiss und feinsandig wie Mehlstaub. Manche dieser Kilometer sind im Sommer gut besucht – das Ostseebad war schon zu Kaisers Zeiten beliebt –, doch es reicht, ein paar hundert Meter weiterzugehen, um den Strand fast für sich allein zu haben. Insider kommen übrigens erst am Nachmittag und bleiben dafür bis in die Abendstunden, wenn die Sonne wie ein leuchtender roter Lampion direkt vor der Küste im Meer versinkt.

6. Seychelles, Ikaria, Griechenland

Dass ein griechischer Strand nach einem Archipel im Indischen Ozean benannt ist, hat wohl einen Grund. Und tatsächlich enttäuscht Ikaria nicht: Mit ihrem weissen Sand, den hellen Kieselsteinen und dem leuchtend türkisfarbenen Wasser kann die Bucht problemlos mit ihrer fernen exotischen Namensschwester mithalten.

Die Insel Ikaria liegt weit weg von Athen, aber nur einen Katzensprung von der viel grösseren und bekannteren Insel Samos entfernt in der nördlichen Ägäis und erstreckt sich über 165 Kilometer. Benannt nach dem mythischen Ikarus, der hier abgestürzt sein soll, nachdem er mit seinen Wachsflügeln zu nah an der Sonne geflogen war, ist die Insel auch für wilde Panagyria-Partys mit jeder Menge Speisen, Wein und traditionellen Tänzen bekannt.

Als Highlight der Insel gilt tatsächlich der Strand. Er befindet sich rund 25 Kilometer westlich der Inselhauptstadt Agios Kirykos und ist über einen steilen Pfad – für Badeschlappen nicht geeignet – von der darüberliegenden Strasse erreichbar.

7. Punta Corvo, Montemarcello/Spezia, Italien

Auch um diesen Strand zu erreichen, ist eine gewisse Fitness nötig: Die lange Treppe, die von Montemarcello zur Bucht führt, ist in weniger als dreissig Minuten nicht zu schaffen – es sind fast 800 Stufen –, und der Rückweg dauert meist noch länger. Besser, man nimmt ein Boot von den winzigen Ortschaften Bocca di Magra oder Fiumaretta aus – die Küste mit ihren kleinen Buchten abzufahren, macht deutlich mehr Spass, und die Bootsverbindung ist den ganzen Sommer lang aktiv.

Punta Corvo – «spiaggia di Cró» im lokalen Dialekt – ist winzig, aber wunderschön. Der Strand ist dank der kontinuierlichen Erosion der Kalksteinküste durch das ligurische Meer entstanden, er schmiegt sich an eine gewaltige Steilküste aus den charakteristischen dunklen Felsen Liguriens, die von einem dichten Wald aus Aleppo-Kiefern bewachsen sind. Es handelt sich um einen intimen Strand mit kleinen Kieselsteinen, der vollkommen naturbelassen ist und das schönste Meer der ganzen Region bietet.

8. Stiniva, Vis, Kroatien

Wer den bald ein Vierteljahrhundert alten, in Thailand gedrehten Kultfilm «The Beach» gesehen hat, wird unweigerlich an das Szenario erinnert: eine durch hohe Felsen zum offenen Meer hin abgeschirmte Bucht, eine in hellem Türkis schimmernde Lagune, ein kleiner sichelförmiger Strand. Aber dies ist nicht Thailand, sondern Kroatien, nicht die exotische Phi-Phi-Inselgruppe, sondern Vis, die südlichste Insel des Landes, bekannt für ihr mildes Mittelmeerklima und die unberührte Schönheit, die die jahrzehntelange Abgeschiedenheit ihr erhalten hat.

Vis ist die abgelegenste und am weitesten vom Festland entfernte bewohnte Insel in Kroatien – aber von Split aus mit der Fähre problemlos erreichbar. Der Stiniva-Strand liegt versteckt in der beeindruckenden, von hohen weissen Klippen umgebenen Stiniva-Bucht. Seit der Strand und die Bucht 1967 zum geschützten Naturdenkmal erklärt wurden, stehen sie unter strengem Schutz, Sonnenbaden und Schwimmen sind aber erlaubt.

9. Tregirls Beach, Padstow, England

Mit 650 Kilometern Küste, malerischen Fischerdörfern und einer wild-schönen Landschaft ist es kein Wunder, dass Cornwall eines der beliebtesten Reiseziele Grossbritanniens ist. Englands südlichster Zipfel gilt als magischer Ort für die Sommerferien, im Juli und August platzen die besten Strände oft aus allen Nähten.

Für diejenigen, die bereit sind, sich abseits der ausgetretenen Pfade zu bewegen, gibt es aber auch abgelegene Buchten und versteckte Lagunen, wie der malerische Tregirls-Strand. Diese unberührte, goldfarbene Sandbucht gehört zu den wenigen noch geheimen Orten an Cornwalls Champagnerküste und liegt nur zwanzig Gehminuten von Padstow – einer kleinen Hafenstadt im Norden der englischen Grafschaft Cornwall – entfernt. Der Sand ist fein und hell, das geschützte, seichte Wasser eignet sich perfekt zum Paddeln und Baden, und man hat einen herrlichen Blick auf die Bucht mit den Fischerdörfern Rock und Polzeath.

10. Lister Ellenbogen, Sylt, Deutschland

Die schlechte Nachricht zuerst: Baden ist an diesem Strand verboten. Der Grund sind die gefährlichen Strömungen und Wasserwirbel, die durch das Aufeinandertreffen von offener Nordsee und dem zum Weltkulturerbe gehörenden Wattenmeer entstehen. Trotzdem ist der Lister Ellenbogen ganz im Norden der Insel mit feinem weissem Sand, karibikblauem Wasser, mächtigen Dünen und Ruhe einen Besuch wert.

Allein der Weg zum Strand ist ein Erlebnis: Die Privatstrasse, die Autofahrer eine Mautgebühr kostet, für Fussgänger und Radfahrer aber umsonst ist, führt durch ein nahezu unberührtes Naturidyll aus Dünen und Heide, in dem Schafe grasen und Vögel brüten. Es gibt auch eine Schutzzone für Seehunde und Kegelrobben – der ganze Ellenbogen ist so etwas wie eine «Chill-out-Area» für die Tiere.

Restaurants oder Strandkörbe sucht man hier vergebens, dafür lässt sich das beeindruckende Zusammenspiel von Wind, Weite und Wellen selbst im August ohne viele andere Menschen geniessen.

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