Sonntag, November 24

Keystone

Am 14. März 1924 öffnete die erste Internationale Automobilausstellung in Genf ihre Tore und über Jahrzehnte gehörte der Genfer Autosalon zu den wichtigsten Automessen der Welt. Kaum eine Marke konnte es sich erlauben, der automobilen Schau auf neutralem Boden fernzubleiben. Zum 100. Geburtstag der Messe zeigen wir einen Überblick aus unseren Archiven.

Der erste Internationale Automobil-, Motor- und Fahrradsalon Genf vom 14. bis 23. März 1924 war eigentlich gar keine Premiere. Es gab bereits 1905 einen Autosalon in Genf, die in einem Wahllokal am Boulevard Georges-Favon durchgeführte Nationale Automobil- und Fahrradausstellung. Nachdem in Genf jedoch unmittelbar danach eine autofeindliche Stimmung aufkam, die mit einer Gefahr für Fussgänger begründet wurde, verlegten die Veranstalter den Autosalon 1907 kurzerhand nach Zürich.

Von 1908 bis 1922 fand kein Autosalon statt. Für die Veranstalter beginnt die Zeitrechnung erst 1924 mit der Durchführung des Salons im März. In den 1920er Jahren durften die Stände nur mit Teppichen und Pflanzen dekoriert werden.

Zu den wichtigsten Weltpremieren der 1920er und 1930er Jahre gehörten am Genfer Autosalon Opel Laubfrosch (1924), Fiat 502, Ford Model A, Mercedes-Benz SSK, Alfa Romeo 8C und Opel Kapitän.

Bereits in den 1930er Jahren kristallisiert sich das Konzept des Autosalons heraus: Alle Stände in grossen Hallen dicht an dicht, darüber grosse Schilder mit den jeweiligen Markennamen. Bis heute halten sich die Veranstalter daran.

Von 1940 bis 1945 fand aufgrund des Zweiten Weltkriegs kein Genfer Autosalon statt. Doch bereits in den 1950er Jahren gelangte die auf neutralem Boden stattfindende Messe zu Weltruhm.

In den 1960er und 1970er Jahren entdecken auch die grossen deutschen Autohersteller den Autosalon Genf als das richtige Terrain, um sich mit französischen, britischen und italienischen Marken zu messen. Fahrzeuge wie Jaguar E-Type, Mercedes 230 SL, Lamborghini Miura, Ferrari Dino, Peugeot 504 Coupé und VW Scirocco werden in den Hallen des Genfer Salons erstmals enthüllt.

In den 1960er Jahren erfuhr der Genfer Salon ein starkes Wachstum. Die Veranstaltung wurde nun auch von Herstellern aus Russland, Israel und vor allem aus Japan besucht. Die 44000 m² Ausstellungsfläche reichten nicht mehr aus, um die fast 1300 Aussteller und über 500 000 Besucher zu empfangen. 1964 wurde ein neuer Messekomplex geplant – das heutige Palexpo. Bis heute dient das nahe am Flughafen Genf gelegene Areal als Veranstaltungsort für den Autosalon.

Der Genfer Autosalon war stets auch für die Anwesenheit zahlreicher Karosseriebauer und kleiner Konstrukteure bekannt. In den 1970er Jahren setzten sich vor allem drei Schweizer Kleinhersteller in Szene: Felber, Monteverdi und Sbarro. Ihre luxuriösen, gewagten und manchmal provokanten Kreationen, die nach Mass und auf Wunsch angefertigt wurden, zogen die Aufmerksamkeit vieler Besucher auf sich. Die Besucherzahlen des Salons bewegten sich in den 1970ern stabil, mit durchschnittlich 470 000 Besuchern und 1000 Ausstellern auf einer Ausstellungsfläche von 30 000 m².

Gleichzeitig machte das Projekt Palexpo gute Fortschritte: 1976 wurde das Bauvorhaben an einer Volksabstimmung ganz knapp mit 28 984 gegen 27 550 Stimmen angenommen. Die Arbeiten im Grand-Saconnex begannen im Juli 1977.

Die 1980er Jahre sind für den Autosalon Genf vor allem durch den Umzug ins neue Palexpo in der Nähe des Flughafens Cointrin geprägt. Das Palexpo wurde im Dezember 1981 eingeweiht und war der Schauplatz der 52. Ausgabe des Salons im März 1982. Mit mehr als 580 000 Besuchern war er ein grosser Publikumserfolg, aber es zeichneten sich bereits Parkplatzprobleme ab. Es wurden Massnahmen zur Verkehrslenkung ergriffen und mit der Eröffnung des Bahnhofs am Flughafen im Jahr 1987 wurde die Anreise zum Palexpo mit öffentlichen Verkehrsmitteln vereinfacht.

Der Erfolg der Messe erreichte neue Dimensionen und ab 1985 herrschte bereits Platzmangel. Die Behörden beschlossen eine erste Erweiterung des Palexpo. Die Halle 5 wurde 1987 eingeweiht. Ab Mitte der 1980er Jahre spürten die Autobauer die besondere Aufmerksamkeit der internationalen Presse bei der Vorstellung von Weltneuheiten in Genf. Bisher bevorzugten die Hersteller ihre nationalen Messen (Turin, Paris, Frankfurt und Tokio), um ihre Weltpremieren vorzustellen. Der Trend begann, sich zugunsten des Genfer Autosalons zu wenden.

1995 wurde die neue Halle 7 eröffnet, die die Ausstellungsfläche um 16 000 m² Fläche erweitert. Sie wurde seither hauptsächlich für Werkstattzubehör und -ausstattung genutzt. Fast 670 000 Besucher kamen in den 1990er Jahren durchschnittlich zum Palexpo. 1995 war der Genfer Autosalon der Einzige in Europa, der noch jedes Jahr abgehalten wurde, wodurch die Position Genfs auf dem Weltmarkt gestärkt wurde. 1998 begannen erste Diskussionen rund um den Bau der Halle 6 mit 22 000 m², die oberhalb der Autobahn errichtet werden sollte und eine physische Verbindung zwischen den Hallen 5 und 7 darstellen würde.

2007 kamen die ersten chinesischen Konstrukteure zum Internationalen Automobilsalon. Trotz der Finanzkrise waren die Hersteller bei den Ausgaben 2008 und 2009 mit von der Partie. Die Ökologie und die CO2-Emissionen waren mehr denn je das Hauptthema und der Salon weihte 2009 einen «grünen Pavillon» ein, wo sich alles um emissionsfreie Antriebe oder solche mit geringen Emissionen drehte.

Heute, rund 100 Jahre nach dem ersten offiziellen Genfer Autosalon, dreht sich bei den Herstellern alles ums Thema Umwelt. Chinesische Autofirmen sind zur Normalität in den Hallen des Palexpo geworden, genauso wie Elektroautos und solche mit geringen Emissionswerten.

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