Die Planer passen die Kostenprognose für den Tiefbahnhof Basel und dazugehörende Projekte nach oben an. Die knapper werdenden Mittel sind nur ein Problem von vielen.
Vor einem Jahr kam der Bund zu dem Schluss, dass der Ausbau des Bahnknotens Basel rund eine Milliarde Franken teurer wird. Die Planer führten dies auf weitere Baumassnahmen zurück, die nötig sind. Der Kern des Grossprojekts ist das sogenannte «Herzstück» mit einem Tiefbahnhof und zwei Tunnels zwischen dem Bahnhof Basel SBB, dem Badischen Bahnhof und Basel St. Johann. Die Ausbauten ermöglichen dank Durchmesserlinien bessere Verbindungen der grenzüberschreitenden S-Bahn, mit einer neuen Station Basel Mitte. Das soll bestehende Strecken entlasten und mehr Kapazitäten für den Fern- und Güterverkehr schaffen.
Diese Woche haben das Bundesamt für Verkehr (BAV) und die SBB den lokalen Medien nun die Ergebnisse einer Vorstudie zum Ausbau des Bahnknotens Basel präsentiert. Sie beziffert die Kosten inzwischen auf 14 Milliarden Franken – das sind nochmals 4 Milliarden mehr, als die Planer zuletzt veranschlagt hatten. Das BAV führt die Kostensteigerung primär auf höhere Risikozuschläge zurück. Die bisherigen Berechnungen sind offenkundig von zu tiefen Kosten ausgegangen. Zudem gibt es detaillierte Erkenntnisse zum Grossprojekt. Die Teuerung beim Bahnbau führt ebenfalls zu Mehrkosten.
Inbetriebnahme frühestens gegen 2080
Die Vorstudie zeigt zwar, dass der geplante Ausbau des Knotens Basel umsetzbar ist – und das langfristig angestrebte Angebot im Personen- und Güterverkehr ermöglicht. Allerdings sind die Arbeiten aufwendig und zeitintensiv. Wegen der dichten Besiedelung seien unterirdische Bauwerke erforderlich, schreibt das BAV. Auch oberirdisch seien umfangreiche Anpassungen nötig. Deshalb zeichnen sich hohe Kosten ab, die sich jedoch über einen Zeithorizont von mehreren Jahrzehnten verteilen.
Das Grossprojekt soll in Etappen umgesetzt werden. Alleine die Kosten für den Tiefbahnhof Basel SBB beziffern die Planer auf rund 2,8 Milliarden Franken. Gemäss der Vorstudie ist der Baubeginn frühestens Ende der 2040er Jahre möglich. Mit der Inbetriebnahme aller Tiefbahnhöfe mit den unterirdischen Zufahrten und der Haltestelle Basel «Mitte» rechnet das BAV frühestens etwa 2080, wie die «Basler Zeitung» berichtete. Es handle sich um eine hypothetische Bauzeit, wenn man sämtliche nötigen Elemente zeitlich aneinanderreihe, sagt der BAV-Sprecher Mark Siegenthaler.
Dass es bis zur Realisierung so lange dauern soll, sorgt in der Region für Konsternation. Das BAV wolle nun prüfen, ob die bauliche Umsetzung beschleunigt werden könne, sagt Siegenthaler. Zeiteinsparungen wären möglich, wenn der Betrieb stärker eingeschränkt würde und Bauarbeiten parallel realisiert würden.
Das Geld reicht nicht für alles
Fraglich ist auch, wie die immer höheren Kosten finanziert werden sollen. Die Mittel im Bahninfrastrukturfonds des Bundes werden schon jetzt knapp. Das Geld wird nicht für alle gewünschten Projekte reichen. Der Ausbau des Knotens Basel steht in Konkurrenz zu anderen Vorhaben wie dem Tiefbahnhof Luzern und Ausbauten der Ost-West-Achse. Die Finanzierbarkeit hänge vor allem davon ab, wie der Knoten Basel bei den nächsten Ausbauschritten abschneide, sagt Siegenthaler. Entscheidend ist zudem, was der Bundesrat und das Parlament beschliessen.
Schon beim beschlossenen Bahnausbau bis 2045 kommt es zu Mehrkosten von 14 Milliarden Franken. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass für das stark verbesserte Angebot ab dem Jahr 2035 zusätzliche Baumassnahmen nötig sind und Projekte teurer werden.
Der Ausbau des Knotens Basel gehört zwar zu jenen Projekten, die der Bundesrat im Auftrag des Parlaments für den nächsten Ausbauschritt prioritär prüfen muss. Doch wegen der knappen Mittel hat das Verkehrsdepartement von Albert Rösti (SVP) den ETH-Professor Ulrich Weidmann beauftragt, die Ausbauprojekte zu priorisieren. Die ETH werde sowohl das Basler Gesamtprojekt als auch mögliche erste Etappen überprüfen, sagt Siegenthaler.
Weidmann soll seine Studie im Herbst vorlegen. Anschliessend will das Verkehrsdepartement den nächsten Ausbauschritt erarbeiten, der im Jahr 2027 ins Parlament kommen soll. Dann zeigt sich, wie es mit dem Grossprojekt in Basel weitergeht.