Freitag, Januar 31

Zum 150-Jahre-Jubiläum feiert sich das Museum für Gestaltung Zürich mit einer Reihe von Veranstaltungen. Wir haben einen Blick in das Programm geworfen.

Zum 150-Jahre-Jubiläum blicke man mit Respekt zurück, so der Museumsdirektor Christian Brändle, und überaus zuversichtlich in die Zukunft. Allzu sehr in der Vergangenheit verweilen, wie es bei runden Geburtstagen so üblich ist, will man offenbar nicht. Schliesslich wurde die Historie des Museums, das aus dem 1875 gegründeten Kunstgewerbemuseum der Stadt Zürich hervorgegangen ist, bereits 2018 zur grossen Wiedereröffnung nach einer umfassenden Renovation gross behandelt.

Der 1933 bezogene, inzwischen denkmalgeschützte Bau von Adolf Steger und Karl Egender an der Ausstellungsstrasse 60 im Kreis 5 ist seither das Herzstück, aber nicht der einzige Standort des Museums für Gestaltung Zürich. Weitere hat der Betrieb bekanntlich auch im Toni-Areal und am See mit dem Pavillon Le Corbusier.

Zum grossen Geburtstag will die Zürcher Institution vor allem eins: nach vorne schauen, etwa indem aktuelle Entwicklungen im Bereich Design noch stärker beleuchtet werden. Das führende Designmuseum der Schweiz sieht sich nicht nur als Plattform für innovative Ausstellungen, sondern will herausragende Werke sichern und bewahren, aber auch den kreativen Austausch anregen. «Unser Programm zielt darauf ab, die enorme Bedeutung des Designs lustvoll zu vermitteln», so Brändle. Somit wolle man ein möglichst breites Publikum für gute Gestaltung begeistern.

Den Auftakt ins Jubiläumsjahr macht die frei zugängliche Ausstellung «Berl-Berl» des dänischen Künstlers Jakob Kudsk Steensen, eine immersive Installation, die noch bis zum 9. Februar 2025 an der Ausstellungsstrasse 60 zu sehen ist. Bis Ende Jahr steht ein vielfältiges und abwechslungsreiches Programm an.

Der Museumsshop in der luftigen Eingangshalle bot schon immer eine sorgsam kuratierte Auswahl an spannenden Produkten. In den vergangenen Jahren ist diese noch diverser und reichhaltiger geworden – wer also auf der Suche nach Geschenken ist und Neues entdecken mag, wird hier bestimmt fündig.

Unter dem Titel «Schönes, Seltenes, Einzigartiges – (R)Ausverkauf» werden nun bis Anfang Februar ältere Bestände zu reduzierten Preisen zum Verkauf angeboten. Dabei handelt es sich etwa um Publikationen, Postkarten, Plakate und verschiedene ausgewählte Designobjekte, darunter Schmuck, Schüssel, Schals, Kerzen, Trinkbecher, Korbtaschen oder Holzbretter. Das Sortiment wechselt ständig und umfasst limitierte Editionen und Produkte, die von derzeitigen Ausstellungen inspiriert sind.

Vom Abgesang auf die Liebe über flauschige, tierische Kreationen bis hin zu poetischen Fahnen und Gespinsten: Ab Mitte Februar wird die grosse Halle des Museums für Gestaltung Zürich ein textiles Gesamterlebnis. Die Ausstellung «Textile Manifeste – Von Bauhaus bis Soft Sculpture» zeigt rund sechzig Werke aus dem weichen Material, das mit vielfältigen Techniken bearbeitet wurde – von Handweberei über Tapisserie bis zu freier skulpturaler Form.

Chronologisch inszeniert, spannt die Schau einen Bogen von gegenwärtigen künstlerischen Positionen, die neue, radikale Auseinandersetzungen mit Material und Bedeutung verfolgen und aktuelle Themen wie den textilen Müll der Fast Fashion aufgreifen, zu den experimentellen Werken der 1960er-Fiber-Art-Bewegung, figurativen symbolischen Szenen der Nachkriegszeit, Handwebereien oder Vorlagen für die industrielle Herstellung aus der Sphäre des Bauhauses.

«Textile Manifeste – Von Bauhaus bis Soft Sculpture», 14. Februar bis 13. Juli 2025, Ausstellungsstrasse 60, Zürich, Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr. Die Vernissage findet am Donnerstag, 13. Februar 2025, von 19 bis 22 Uhr statt.

Das Museum für Gestaltung Zürich besitzt mit über 580 000 Objekten die grösste internationale Designsammlung der Schweiz. Ein beträchtlicher Teil davon schlummert in den Archiven. Ab April zeigt die neue Dauerausstellung «Swiss Design Collection» im Toni-Areal daraus rund 2000 Objekte aus den Bereichen Grafik, Typografie, Plakatgestaltung, Textil, Produktdesign und Kunstgewerbe. In temporären Inszenierungen beleuchtet die Ausstellung die Sammlungsbestände aus wechselnden Blickwinkeln. Zudem macht die neue Dauerausstellung Teile des Archivs zugänglich.

Das wird gefeiert: Am Abend des 10. April 2025 lädt das Museum zur grossen Vernissage ein, am darauffolgenden Wochenende, vom 11. bis 13. April 2025, steht der Museumsbesuch allen ohne Eintritt offen. Um den Besuch weiterhin einem breiten Publikum zu ermöglichen und die Gemeinschaft der Grafik- und Designinteressierten zu erweitern, bleibt der Eintritt zur «Swiss Design Collection» ab der Eröffnung jeden Donnerstagabend zwischen 17 und 20 Uhr kostenlos.

«Swiss Design Collection», ab 11. April 2025. Die Vernissage findet am 10. April 2025 um 19 Uhr im Toni-Areal an der Pfingstweidstrasse 96 in Zürich statt.

Im Jubiläumsjahr bietet das Museum für Gestaltung Zürich nebst Führungen durch die Ausstellungen weitere Aktivitäten an, um Design lustvoll zu vermitteln und ein breites Publikum für gutes Design zu begeistern. Eine Anregung, auch einmal selbst sich im Gestalten zu probieren, ist ein kostenloses, offenes Vermittlungsatelier. Ohne Voranmeldung können hier jeden Sonntag alle, die Lust haben, selbst kreativ werden.

Kulturvermittler und Designerinnen stellen Gestaltungsideen bereit, die auf die Ausstellungen oder die Architektur des Museums Bezug nehmen. Die Themen wechseln jeden Monat. Vom 6. April bis zum 6. Juli 2025 etwa dreht sich alles um textile Gestaltung. Das Angebot richtet sich an alle. Kinder bis 10 Jahre sollten in Begleitung einer erwachsenen Person kommen.

Offenes Atelier, kostenlos, jeden Sonntag, Ausstellungsstrasse 60, Zürich.

Den Auftakt für die Programmierung im zweiten Halbjahr macht eine vielversprechende Ausstellung über eine Kultfigur der New Yorker Klubszene, die Bernerin Susanne Bartsch. 2022 verlieh ihr das Bundesamt für Kultur den Schweizer Grand Prix Design, der üblicherweise an anerkannte Schweizer Designerinnen und Designer oder ausgewiesene Designbüros geht, die auf nationaler und internationaler Ebene massgeblich zum guten Ruf des Schweizer Designs beitragen.

Susanne Bartschs Schaffen entzieht sich aber dieser Kategorisierung. Als Partyveranstalterin befindet sich ihr Werk irgendwo dazwischen, ist sie doch in Mode, Kunst, Musik, Beauty wie auch Design tätig. Seit vierzig Jahren pflegt sie als «Königin der Nacht» ihre Version kreativer Zusammenkünfte in der Tradition von Gertrude Steins Salons oder Andy Warhols Factory und prägt damit Designerinnen und Designer, aber auch Persönlichkeiten wie RuPaul und Leigh Bowery.

Das Museum für Gestaltung widmet Susanne Bartsch und ihrer hybriden, interdisziplinären Arbeitsweise ab 20. Juni 2025 eine Einzelausstellung. Um ihre Rolle als Netzwerkerin deutlich zu machen, werden viele andere Positionen – aus ihrem Umfeld in New York, aber auch aus der Schweizer Szene – gezeigt. Die Kuratorin Meret Ernst präsentiert sechs Kapitel, die sich am roten Faden einer Partynacht orientieren: So wird Bartschs kreative Arbeit an «Auftritt» (Outfit), «Emotion» (Hair & Make-up), «Raum» (Boudoir, Fotoatelier, Klub, Social Media) und «Szene» (Netzwerk) aufgezeigt.

Die Eröffnung am 19. Juni fällt auf die Periode des 40-Jahre-Jubiläums der Aids-Hilfe Schweiz am 13. Juni und der Zurich Pride am 20. und 21. Juni, während am 9. August dann die Street Parade ansteht. Gut möglich also, dass an dem einen oder anderen Tag ein Besuch aus New York ansteht.

«Susanne Bartsch – Transformation!», von 20. Juni bis 7. Dezember 2025, Ausstellungsstrasse 60, Zürich.

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