Samstag, Oktober 19

Berge aus Kalk, so alt wie die Dinosaurier: Statt die zerklüftete Gipfelkette in den Voralpen zu beklettern, kann man sie auch wunderbar umwandern.

Wäre ich Hardcore-Kletterer, würde ich diesen Text etwa so beginnen: ein Eldorado, ein Mekka, das Beste in Europa! Hunderte von Routen vom dritten bis in den neunten Schwierigkeitsgrad, von wenigen Metern bis zu mehreren hundert. Kamine, Risse, Grate und die schönsten Wände bis zum Abwinken – eindeutig ein «Don’t miss!».

Nun bin ich aber der Wanderer und beginne nochmals: Die Gastlosen sind eine der eindrücklichsten Gipfelketten der Schweiz. Zusammen mit den Sattelspitzen ragt eine etwa vier Kilometer lange, spitz gezackte Mauer von Türmen in den Himmel. Das Schönste: Eine Luftseilbahn führt von Jaun bis an die Basis dieser Palisade, und dann geht es genüsslich auf einem Wanderweg um diese ganze Gipfelreihe.

Die Aussichten sind grandios: auf der Ostseite in die Berner Alpen um den Wildstrubel, im Westen weit in die Freiburger und Waadtländer Voralpen. Ebenfalls praktisch: Beim Ausgangspunkt gibt es ein Restaurant für eine Stärkung vor dem Aufbruch, dann ein zweites nach einer halben Stunde und ein ideal gelegenes nach etwa zwei Dritteln der Wegstrecke. Klingt doch ziemlich verlockend, auch wenn’s nur der dritte Wander-Schwierigkeitsgrad ist.

Der erste Abschnitt zwischen der Bergstation und dem Chalet Grat ist mit den Felsbrocken und dem knorrigen Wurzelwerk streckenweise knorzig. Auch sollte man wissen, dass der Abstieg auf der Westseite von Wolfs Ort recht steil ist (T3) – bei nassen Verhältnissen ist es da eher heikel. Sonst ist dies ein wunderbarer Wanderweg, man kann einfach den Wegweisern «262 Gastlosen Rundtour» folgen.

An ihrem zerfressenen Look ist deutlich erkennbar, dass die Gastlosen und die südlich anschliessenden Sattel­spitzen geologisch einiges erlebt haben. Sie bestehen aus Kalk, der vor etwa 160 Millionen Jahren, also zur Zeit der Dinosaurier, im mittleren Teil des Urmittelmeeres abgelagert wurde. Etwa 130 Millionen Jahre lagen sie ruhig da, dann wurden sie im Zuge der Alpenfaltung gehoben, aufgerichtet und schliesslich zur heutigen Form zurechtgestutzt und -gekerbt.

Koordinaten

Start

Bergstation der Gastlosen-Luftseilbahn

Route

auf der Route 262 via Chalet Grat, Wolfs Ort, Chalet du Soldat zum Ausgangspunkt; 11,1 km, je 730 m Auf- und Abstieg, rund 4 1⁄2 Std.

Verpflegung

Bergstation, Chalet Grat, Chalet du Soldat

Karte

1:25 000, Blätter 1226 und 1246; 1:50 000, Blätter 253 und 263

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