Donnerstag, Februar 20

Die Geschichte der Videoplattform, erzählt in Videos.

Am Anfang stehen unscheinbare 18 Sekunden. Mit einem so kurzen Video startete Jawed Karim, einer der drei Gründer, vor zwanzig Jahren die Geschichte von Youtube. Im Video steht Karim im Zoo von San Diego vor den Elefanten. Er sagt: «Also, hier sind wir vor den Elefanten. Das Coole an den Teilen ist, dass sie sehr, sehr, sehr lange, ähm, Rüssel haben. Und das ist cool. Und das ist eigentlich alles, was es dazu zu sagen gibt.» Bis heute wurde das Video mit dem Titel «Ich im Zoo» knapp 350 Millionen Mal angeschaut.

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Das erste Video steht stellvertretend für die Idee hinter Youtube. Es ist keine aufwendige Produktion. Es steht dafür, dass jede Person ein eigenes Video drehen und auf die Videoplattform hochladen kann. Diese Idee gilt zwar immer noch, doch hat sich Youtube inzwischen zu einem der grössten Medienunternehmen der Welt entwickelt. Und wurde zu weit mehr als einer Plattform für körnige, verwackelte Videos.

Me at the zoo

Gegründet wurde Youtube am 14. Februar 2005, zwei Monate bevor Jawed Karim das Video aus dem Zoo hochlud. Neben Karim zählen auch Steve Chen und Chad Hurley zu den Gründern. Alle drei arbeiteten zuvor für den Bezahldienst Paypal. Eigentlich wollten sie eine Dating-Website aufbauen, auf der Nutzerinnen und Nutzer sich mit kurzen Videos selbst vorstellen konnten. Rasch wurde dieses Konzept jedoch wieder verworfen.

Virale Videos – und Probleme mit dem Urheberrecht

Schon bald wurde das Potenzial von Youtube, Millionen von Menschen zu erreichen, offensichtlich. Das fiel auch der Werbeindustrie auf. Im November 2005 erreichte eine Nike-Werbung mit dem brasilianischen Fussballer Ronaldinho eine Million Aufrufe. Es gilt als das erste Video, das diese Marke geknackt hat. Im Video zieht sich Ronaldinho ein neues Paar Nike-Fussballschuhe an, jongliert scheinbar mühelos einen Ball und schiesst ihn immer wieder von der Strafraumgrenze an die Latte, von wo er präzise zurück zu seinen Füsse fällt.

Hochgeladen wurde das Video nicht von einem offiziellen Nike-Kanal, sondern von einem Kanal ohne offensichtliche Verbindung zum Sportartikelhersteller. Zudem kommt es ganz ohne Musik aus, als ob einfach eine Person beiläufig die Situation beobachtet, aufgenommen und hochgeladen hat.

Ein weiteres Beispiel dafür ist «Lazy Sunday», ein Sketch aus der amerikanischen Comedy-Show «Saturday Night Live», ebenfalls von 2005. Im Video rappen die beiden Darsteller Chris Parnell und Andy Samberg darüber, wie sie Cupcakes essen und den Film «Die Chroniken von Narnia» schauen. Ein Nutzer lud das Video auf Youtube hoch, wo es laut Medienberichten in wenigen Tagen über fünf Millionen Aufrufe verzeichnete. Plötzlich war Youtube überall.

NBC, der Sender von «Saturday Night Live», reagierte auf die unerlaubte Verbreitung des Videos. Der Sender forderte Youtube auf, das Video zu löschen, und drohte mit rechtlichen Schritten. Das Video wurde gelöscht. Doch der laxe Umgang mit Urheberrechten auf Youtube sollte die Plattform noch lange begleiten.

Teurer Erfolg führt zum Kauf durch Google

Der schnelle Erfolg der Plattform brachte die Youtube-Gründer in die Bredouille. Die vielen Videos konnten Nutzerinnen und Nutzer gratis anschauen. Es gab daher kaum Einnahmen. Gleichzeitig kostete der Betrieb der Plattform viel Geld.

Auf der Suche nach Kapital gelangten die drei Gründer an Google. Das Suchmaschinen-Unternehmen übernahm Youtube 2006 für 1,65 Milliarden Dollar. Was heute wie ein Schnäppchen aussieht, war damals eine sehr hohe Summe. Im vierten Quartal 2024 spielte Youtube alleine über Werbeeinnahmen mehr als 10 Milliarden Dollar ein. Einen Teil davon schüttet Youtube wieder an die Videoproduzenten aus – trägt aber, im Gegensatz zu Fernsehsendern oder Streaming-Anbietern wie Netflix, dabei nur ein kleines finanzielles Risiko, weil es die Videos nicht selbst produziert oder in Auftrag gibt.

Die Übernahme durch Google tat der Beliebtheit von Youtube keinen Abbruch. Im Monat März 2013 verzeichnete die Videoplattform erstmals mehr als eine Milliarde Nutzerinnen und Nutzer. Heute sind es mehr als doppelt so viele pro Monat.

Eine Plattform für kleine und grosse Videos

Zum Erfolg trugen wenig durchkomponierte Videos wie «Charlie Bit My Finger» aus dem Jahr 2007 bei, das heute 880 Millionen Aufrufe hat. Darin beisst der kleine Charlie seinem älteren Bruder in den Finger. «Das tut weh», beklagt sich der grosse Bruder. Mehr passiert nicht. Einen Teil des Charmes von Youtube machen solche kleinen Heimvideos aus, über die man lachen und die man mit Freunden teilen kann. Ein Beispiel aus der Schweiz ist etwa das Video von Bruno, dem Kameramann: Darin kündigen drei Knaben an, dass sie einen Kanal gegründet haben. Unter ihnen ist auch Bruno, der sich als Kameramann vorstellt.

Youtube wurde aber auch die Heimat von grossen, durchkomponierten Videos. Ein Paradebeispiel ist «Gangnam Style», ein Musikvideo des südkoreanischen Künstlers Psy aus dem Jahr 2012. Es ist das erste Youtube-Video, das auf über eine Milliarde Aufrufe kam. Im Jahr 2014 musste die Obergrenze des Zählers erhöht werden, damit all die Aufrufe protokolliert werden konnten. Heute wurde es über fünf Milliarden Mal angeschaut. «Gangnam Style» war ein Vorbote der K-Pop-Welle und demonstrierte die globale Kraft von Youtube.

Youtuber, die Betreiber der einzelnen Kanäle, werden mittlerweile verehrt wie Pop- und Filmstars. Der erfolgreichste Youtuber ist derzeit der 27 Jahre alte MrBeast, der eigentlich Jimmy Donaldson heisst. Seinen Kanal haben mehr als 360 Millionen Nutzer abonniert. Bekannt wurde er mit einem Video, in dem er in vierzig Stunden von 1 bis 100 000 zählte. Heute haben seine Videos ein Produktionsbudget von mehr als einer Million Dollar. Donaldson stellt darin oft Leute vor eine Mutprobe, an deren Ende eine hohe Belohnung winkt.

Das bis heute erfolgreichste Video auf Youtube ist «Baby Shark» in der Version des südkoreanischen Kanals Pinkfong aus dem Jahr 2016. Es wurde mehr als 15,5 Milliarden Mal geklickt. Neben «Baby Shark» gibt es auf Youtube eine Reihe von anderen Videos, die sich gezielt an Kinder richten.

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