Mittwoch, März 19

In Frankreich ist die Zigarette ein Kultobjekt. Bisher haben Preiserhöhungen nur wenig gebracht, um die Raucherquoten zu senken. Der Senat schlägt nun noch drastischere Mittel vor.

1o Euro 50 zahlten die Franzosen vergangenes Jahr für eine Schachtel Marlboro-Zigaretten. Geht es nach einem Teil des Senats, ist das noch lange nicht genug: In einem Bericht von vergangener Woche fordert der Ausschuss für soziale Angelegenheiten der kleineren französischen Parlamentskammer, die Preise für Tabakwaren weiter anzuheben – bis Zigaretten im Jahr 2040 mehr als das Doppelte kosten sollen.

Wenn man die Preise jedes Jahr um 5 Prozent anhebe, rechnet der Ausschuss vor, komme man inklusive Inflation in 15 Jahren auf 25 Euro. Das Geld, das der Staat dadurch einnehme, solle wiederum in weitere Massnahmen zur Prävention investiert werden. Nur so könne man etwas tun gegen die 70 000 frühzeitigen Todesfälle, die der Tabakkonsum in Frankreich jedes Jahr verursache. Als Vorbild nennt der Senatsausschuss Australien und Neuseeland, wo die Zigarettenpreise bereits heute über 20 Euro pro Schachtel liegen.

Die Preise sind bereits hoch

In Europa zählen die französischen Zigarettenpreise zu den höchsten, nur im Vereinigten Königreich, in Irland, Norwegen und Island kosten Tabakprodukte mehr. Im Jahr 2018 zahlte man in Frankreich mit durchschnittlich 7 Euro für eine Schachtel Zigaretten noch weniger als in der Schweiz. Doch dann verabschiedete die damalige Gesundheitsministerin Agnès Buzyn einen Plan, der den Preis innerhalb von drei Jahren schrittweise auf 10 Euro ansteigen liess.

Die französischen Zigarettenpreise zählen zu den höchsten

Preis für eine Schachtel Marlboro im Jahr 2023

Ende vergangenen Jahres legte die Regierung nochmals mit einer Preiserhöhung auf 13 Euro bis zum Jahr 2026 nach. Bei einer Schachtel Zigaretten, die 12 Euro 50 kostet, entfallen 8 Euro 50 auf die Tabaksteuer und 2 Euro auf die Mehrwertsteuer, wie die Zeitung «Le Figaro» vorrechnet. Darüber hinaus kündigte der damalige Gesundheitsminister Aurélien Rousseau an, das Rauchen an Stränden, in Parks, in Wäldern und vor Schulen zu verbieten. «Tabakfreie Zonen sollen zur Norm werden», sagte Rousseau bei der Vorstellung des Plans.

Seit der Einführung von ersten Werbebeschränkungen im Jahr 1976 kämpft die französische Regierung mit diversen Massnahmen gegen den Tabakkonsum im Land. Seit 1991 gelten ein Werbeverbot für Tabakprodukte und ein Rauchverbot in gemeinschaftlich genutzten Räumen, 2016 wurde die Kampagne «Rauchfreier Monat» ins Leben gerufen. Auch die Tabakrichtlinie der EU setzt Frankreich besonders streng um und erlaubt seit 2017 nur noch «neutrale» Zigarettenschachteln, auf denen der Markenname kaum sichtbar ist.

Eine rauchfreie Generation in wenigen Jahren?

Präsident Macron hat sich vorgenommen, bis zum Jahr 2032 die erste «rauchfreie Generation» zu erreichen. Doch wer an einem Freitagabend durch Paris schlendert, kann sich das kaum vorstellen. Man sieht, dass nach wie vor rund ein Viertel der Franzosen raucht, fast zehn Prozentpunkte mehr als im OECD-Durchschnitt. Laut dem Institut Santé publique France hat sich dieser Wert seit 2019 kaum verändert, bei den Frauen gab es zwischen 2019 und 2021 sogar einen Anstieg.

Yves Bur, ehemaliger Parlamentsabgeordneter und Vorsitzender der Allianz gegen Tabak, beklagte im Radiosender «France Bleu Alsace», dass Frankreich bei der Prävention sehr viel weniger gut vorankomme als etwa Grossbritannien: «In den letzten 20 Jahren ist der Tabakkonsum in Grossbritannien um 53 Prozent zurückgegangen, in Frankreich nur um 16 Prozent.» Bur lobte die Überlegungen im Vereinigten Königreich, den Kauf von Zigaretten für Generationen ab dem Geburtsjahr 2009 zu verbieten.

Wenn eine komplette Generation der Jüngeren nicht rauche, könne sich das auch auf die älteren Franzosen positiv auswirken, so Bur. Doch wer einmal mit dem Rauchen angefangen hat, dem fällt es bekanntlich schwer, davon wegzukommen – vor allem wenn die Zigarette, wie in Frankreich, für viele ein Kultobjekt ist. «Je suis amoureux d’une cigarette» – ich bin in eine Zigarette verliebt – sang der Chansonnier Jacques Higelin im Jahr 1974. Für viele Franzosen gilt das noch heute.

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