Donnerstag, Oktober 3

Der Stadtrat baue teure Überkapazitäten, finden die Grünen. Mit dem ehemaligen Meteo-Schweiz-Gebäude liesse sich Gescheiteres tun.

Es war ein seltenes Schauspiel, das sich vergangenen November im Zürcher Gemeinderat abspielte: Im letzten Moment war dem Stadtrat klar geworden, dass er im Parlament eine peinliche Schlappe erlitten hätte. Also zog er während der Ratssitzung seine Schulhausvorlage zurück, welche die Parlamentarier eigentlich gerne diskutiert hätten. Diesen Mittwoch versuchte er sein Glück nochmals – im Grunde mit dem gleichen Plan, aber etwas besseren Argumenten.

Beim umstrittenen Geschäft geht es um ein temporäres Schulhaus, das auf dem Zürichberg entstehen soll – und dies zu beträchtlichen Kosten. Die Sekundarschülerinnen und Sekundarschüler sollen zehn Jahre lang in einer Liegenschaft unterrichtet werden, in der einst Meteo Schweiz untergebracht war. Das markante Gebäude unterhalb des Zoos hatte die Stadt Ende 2021 für 29 Millionen Franken vom Bund erworben. Im November 2023 wollte der Stadtrat dann vors Parlament treten mit der Idee, das Gebäude für rund 34 Millionen Franken zu sanieren und so umzubauen, damit dort temporär neun Schulklassen Platz finden.

Doch dann zog er seine Vorlage zurück, weil er von rechts und links unter Druck gekommen war. SVP und GLP lehnten die Pläne der Stadt ab: viel zu teuer. Das allein wäre für den Stadtrat zu verkraften gewesen, doch auch die Grünen sprachen von einer «teuren Zürichberg-Lösung». Zum einen brauche es gar nicht so viel neuen Schulraum, argumentierten sie. Und dieser könne auch in Provisorien realisiert werden. Stattdessen solle die Stadt doch gleich auf «preisgünstige Wohnungen» setzen, von denen es im Quartier viel zu wenige gebe.

Diesen Argumenten hätte sich auch die AL angeschlossen. Und schliesslich – und das war der Todesstoss – entschied sich die SP am Nachmittag vor der Parlamentssitzung, sich in der Schulvorlage zu enthalten und damit den eigenen Hochbauvorsteher André Odermatt im Regen stehen zu lassen.

Grüne: «Maximale Schülerzahlen bald erreicht»

Trotz aller Kritik bleibt der Stadtrat auch ein halbes Jahr später bei seinem Vorhaben. In seiner Weisung schreibt er, dass er nochmals sorgfältig alles geprüft habe: Alternativen zu seinem Plan gebe es nicht. Nicht nur brauche es wegen des Bevölkerungswachstums Platz für vier bis fünf neue Klassen. Es müssten auch die Sekundarschulstandorte Hirschengraben und Hofacker dringend entlastet werden. Dort fehle es an Spezialräumen, wie Handarbeits- oder Reservezimmern.

Zudem sei auch noch nicht klar, wie das ehemalige Meteo-Schweiz-Gebäude nach der temporären Schulnutzung verwendet werden solle. Ob und wie die Liegenschaft in ein Wohnhaus umfunktioniert werden könne, müsse nun erst einmal sauber abgeklärt werden, zumal das Gebäude denkmalgeschützt sei.

Mit seinen präzisierten Argumenten konnte der Stadtrat die GLP und die SP überzeugen. Nicht aber die Grünen, die weiterhin scharf dagegen hielten. Balz Bürgisser rechnete anhand der offiziellen städtischen Prognosen vor, dass schon in drei Jahren die maximale Schülerzahl auf dem Zürichberg erreicht sei. Und selbst dann werde es lediglich Platz für vier zusätzliche Klassen brauchen. Und diese könnten problemlos in einem Pavillon untergebracht werden.

Somit hätte es in der Liegenschaft Platz für den in der Stadt dringend benötigten Wohnraum, sagte Bürgisser. «Stattdessen schafft der Stadtrat auf dem Zürichberg lieber teure Überkapazitäten im Schulbereich.» Um die temporäre Schule auszulasten, hole man gar eigens Klassen aus dem Schulkreis Waidberg hinzu.

Stadtrat: «Nötige Kapazitäten seriös abgeklärt»

Der Schulvorsteher Filippo Leutenegger (FDP) widersprach: Die nötigen Kapazitäten seien seriös abgeklärt worden, und man könne am Zürichberg nicht einfach irgendwo Schulpavillons aufstellen. Zudem lasse sich Wohnraum im ehemaligen Meteo-Schweiz-Gebäude schlicht nicht so schnell realisieren.

Dem pflichteten die meisten Parteien bei. GLP und FDP wunderten sich darüber, dass die Grünen plötzlich zusätzliche Schulpavillons verlangten. «Normalerweise wollt ihr die doch abbauen», sagte Sabine Koch (FDP).

Am Ende stellte sich nur die SVP auf die Seite der Grünen. Die lehnte aber nicht nur die teure Schulraumlösung ab, sondern befand auch, dass die Liegenschaft nicht für Wohnraum geeignet sei. «Am besten hätte der Bund das Gebäude behalten sollen», sagte Bernhard im Oberdorf. Die Abstimmung war schliesslich eine klare Sache: Mit 84 zu 29 votierte der Gemeinderat für die Schulpläne des Stadtrats.

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