Die Bewerbungsfrist für die 369 gemeinnützigen Wohnungen in der Leutschenbach-Überbauung ist angelaufen. Am Schluss entscheidet der Zufallsgenerator.
Das Gebiet zwischen dem Zürcher Hallenstadion und dem Glattpark hat sich in den letzten 15 Jahren mehr und mehr vom reinen Arbeitsort zum Wohngebiet gemausert. Und die Entwicklung ist alles andere als abgeschlossen: Allein auf dem Areal Thurgauerstrasse sollen dereinst 800 gemeinnützige Wohnungen entstehen. Dieses Jahr kommt nicht nur ein neues Schulhaus für 18 Primar- und sechs Kindergartenklassen dazu, sondern mit der städtischen Siedlung Leutschenbach auch Wohnraum für mindestens 1100 Personen.
Noch braucht es eine gute Portion Phantasie, um die trübe, verregnete Baustelle mit eingerüsteten Betonwänden, Staub und Pfützen mit den einladenden Visualisierungen der fertigen Siedlung auf einen Nenner zu bringen. Bis im Oktober sollen die Bauarbeiten an den beiden U-förmigen Gebäudekomplexen mit sieben bis neun Stockwerken und Pavillons im begrünten Innenhof abgeschlossen sein.
Nebst Wohnraum bietet die Überbauung auch Platz für Gewerbe, und es stehen Ateliers, Studios und Gemeinschaftsräume zur Verfügung.
Es ist die zweitgrösste städtische Siedlung, und wie Stadtrat Daniel Leupi (Grüne) anlässlich einer Baustellenführung am Mittwoch sagte, ein wichtiger Beitrag, dass der gemeinnützige mit dem privaten Wohnungsbau zumindest mithalten könne. «Im Quartier Seebach erreichen wir rund 23,5 Prozent gemeinnützige Wohnungen, das entspricht etwa dem städtischen Durchschnitt.»
Bis 2027 will die Liegenschaftenabteilung ihren Wohnungsbestand von derzeit rund 9000 auf 10 510 ausbauen.
Mit der Ausschreibung der 369 Wohnungen hat die Stadt bereits begonnen. Im Januar ist sie mit der Suche nach Mietern für die beiden 15-Zimmer-Wohnungen und die sieben 6-Zimmer-Wohngemeinschaften gestartet, jetzt kann man sich auch für die übrigen 2- bis 6,5-Zimmer-Wohnungen bewerben.
Zwei Drittel der Wohnungen will die Stadt zur Kostenmiete anbieten, ein Drittel werden subventionierte Wohnungen sein. Insgesamt liegen die Preise deutlich unter dem, was man in der Stadt Zürich allgemein, aber auch im Raum Oerlikon und Seebach antrifft. Für eine 4-Zimmer-Wohnung bezahlt man zwischen 1460 und 1825 Franken. Auf dem freien Markt beginnen die Preise für ähnliche Wohnungen bei etwa 2500 bis 3000 Franken.
Die Frist für die Bewerbung dauert bis zum 22. März und ist über die Webseite der Liegenschaftenabteilung organisiert. Interessierte müssen ein E-Vermietungs-Konto anlegen und sich für die gewünschte Wohnung bewerben. Die Plattform prüft dann, ob die Bewerberinnen und Bewerber die Vergabekriterien erfüllen.
Bei den Kostenmiete-Wohnungen in der Siedlung Leutschenbach gilt nebst einer Einkommenslimite auch eine Mindestbelegung, die sich aus der Anzahl Zimmer ergibt. In einer 3-Zimmer-Wohnung müssen demnach mindestens zwei Personen wohnen, in einer 5-Zimmer-Wohnung mindestens vier.
Spezielle Regeln gelten zudem für die beiden 15-Zimmer-Wohnungen: Dort sollen mindestens zwölf Personen leben, die sich zu einem Verein zusammentun.
Bei den subventionierten Wohnungen gilt nebst den Beschränkungen für das maximale Einkommen auch eine Grenze für das Vermögen.
Wer die Kriterien der Stadt erfüllt, kommt in die Endauswahl – noch nicht für eine Wohnung, aber zumindest für die Besichtigung. Per Zufallsgenerator fällt dann der Entscheid dafür, wer einen Termin erhält. Auf diese Weise will die Stadt nicht nur Fairness sicherstellen, sondern auch verhindern, dass sich bei Besichtigungsterminen Schlangen bilden, wie es beispielsweise 2016 bei der städtischen Überbauung Kronenwiese der Fall war.
Man ist sich bewusst, dass die Nachfrage weit über das Angebot hinaus gehen wird. Beispiele gibt es genug. So etwa auch bei der Erstvermietung der Hornbachsiedlung, der städtischen Überbauung im Seefeld. Tausende Bewerbungen gingen für die 125 gemeinnützigen Wohnungen ein.
Leupi betonte am Mittwoch, dass der Stadt an einer gut durchmischten Mieterschaft liege. Ein grosser Teil der Wohneinheiten seien zwar «familientauglich» mit 3,5 bis 6,5 Zimmern, man wolle aber auch Singles und Menschen über 65 ansprechen.
Die Grundrisse der Wohnungen sind einfach gehalten. Bunte Einbauschränke bieten Stauraum. Ziel sei gewesen, den Quadratmeterverbrauch pro Person klein zu halten. Im Schnitt seien es etwa 30 Quadratmeter, sagte Leupi.
Grünraum und rezyklierter Beton
Viel Grünraum und Klimafreundlichkeit ist der zweite Schwerpunkt der Leutschenbach-Siedlung. 97 Prozent des verwendeten Betons sei rezykliert, Strom werde über Photovoltaikanlagen hergestellt, geheizt werde mit Fernwärme, zählte Hochbauvorsteher André Odermatt (SP) im Rahmen der Baustellenführung auf. «Es ist eine Vorzeigesiedlung.» Sämtliche Dachflächen würden begrünt, und man habe darauf geachtet, möglichst wenig Boden zu versiegeln. «Das trägt zur Hitzeminderung im ganzen Quartier bei.»
Nicht ohne Stolz sagte Odermatt, dass man den 213-Millionen-Franken-Kredit für den Bau der Siedlung habe einhalten können.
Wegen der guten Anbindung des Gebiets an den öffentlichen Verkehr stünden in der Leutschenbach-Siedlung weniger Parkplätze zur Verfügung, als das normalerweise der Fall sei, heisst es vonseiten der Stadt. Dafür gebe es zahlreiche Veloabstellplätze, Lastenvelos und die Möglichkeit, einen Car-Sharing-Anbieter zu nutzen.