Donnerstag, Oktober 31

Diese Naturräume in der Stadt bieten die kleine Erholung von Dichtestress und Alltagssorgen. Das sind die Lieblingsparks der Redaktion.

Weniger bekannt und etwas unscheinbarer als der benachbarte Patumbah-Park ist diese Grünanlage. Gerade deswegen mag ich den übersichtlicheren Seeburgpark im Seefeld. Wenn sich die Massen an heissen Sommertagen ums Seebecken tummeln, findet man hier eine ruhige Oase mit einigen Schattenplätzen vor. Auch im Hebst bietet sich der Park als ideale kleine Flucht vom Alltag an. Für seine kleine Grösse ist der Park relativ vielfältig gegliedert. Im oberen Teil gibt es eine kleine Wildwiese. Romantisch bis kitschig wirkt ein ausgedienter Springbrunnen, dahinter gibt es ein winziges Wäldchen mit schönen alten Baumbeständen.

Zugang zu diesem Gelände in Hanglage hat man entweder von unten via Mühlebachstrasse oder vom oberen Ende an der Zollikerstrasse. Am oberen Eingang gibt es auch einige Hochbeete, daneben ist ein Kiesplatz mit Sitzbänken und Ausblick auf eine kleine Hangwiese und eine riesige Blutbuche. Bevor der Park 2010 saniert wurde, befand sich in dieser einst verwunschenen und leicht verwahrlosten Anlage gar eine Sitzbank in deren grossen Ästen.

Ein Gartenlabyrinth und eine Jünglingsstatue im Seeburgpark Zürich.

Ein gewundener Weg führt zum unteren Teil der Parkanlage, wo eine hübsche Jünglingsstatue aus dem 19. Jahrhundert steht, eine Metallpergola und ein Pavillon mit rankenden Rosen, ein kleines, hübsch bepflanztes Gartenlabyrinth lädt zur Kontemplation ein.

Der Seeburgpark liegt zwischen der Mühlebach- und der Zollikerstrasse; dahin kommt man mit dem Tram Nr. 2 oder 4 bis Haltestelle Feldeggstrasse.

Text: Kim Dang

Es ist ein Luxus, in einer Stadt zu leben und gleichzeitig eine Grünfläche als Naherholungsgebiet vor den Türen zu haben. Erstmals als solchen erkannt habe ich dies in den ersten Wochen des Covid-Lockdowns – damals wohnte ich noch im Zürcher Kreis 6 und die tägliche Runde durch den benachbarten Irchelpark gehörte zu meiner festen (und liebsten) Routine. Ausser ein paar Joggerinnen, die ihre Runden auf der Finnenbahn drehten, die um die Grünanlage führt, war fast niemand hier. Es war ein Ausnahmezustand.

Der Park gehört zur Universität Irchel. Anders als damals im Frühling 2020 herrscht hier meist ein frohes Treiben. Ich geniesse dieses noch mehr als die Ruhe. Deshalb komme ich auch heute, nach meinem Wegzug aus dem Quartier, gerne hierher. Meist setze ich mich nach meinem Spaziergang quer durch den Park auf die Treppe, die hoch zur Hochschule führt. Ich beobachte die Menschen, die hier im Grünen so wie ich eine kurze Pause suchen vom kopflastigen Arbeits- oder Uni-Alltag. Das Stadtleben wird zum Nebengeräusch aus der Ferne, das man höchstens noch an den vorbeifahrenden Trams erkennt. Und wer will, taucht noch tiefer ab. Mit seinen 32 Hektaren ist der Park so gross, dass man sich wunderbar darin verlieren kann.

Der Irchelpark wurde Anfang der achtziger Jahre errichtet. Mit dem öffentlichen Verkehr bis Haltestelle Irchel oder Milchbuck.

Text: Lea Hagmann

Ist das wirklich ein Park und nicht doch eher eine begrünte Fabrikhalle? Der MFO-Park in Oerlikon ist eine imposante Stahlkonstruktion, an der Kletterpflanzen dicht emporwachsen und eine Art modernes «grünes Gebäude» schaffen. Dieses nimmt die Dimensionen vom ehemaligen Gebäude der Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) auf, das während rund hundert Jahren auf dem Grundstück des Parkes stand. Dazu präsentiert sich die mehrfach ausgezeichnete Konstruktion ganz ohne die verspielte Note eines traditionellen Parks: Hier gibt es kein Rasengrün, keine klassischen Blumenbeete. Offiziell gilt sie aber tatsächlich als Park.

Architektonisch noch spannender ist es im Inneren: Im MFO-Park, der 2002 im Rahmen der Gebietsentwicklung Zentrum Zürich-Nord als zweite von vier Parkanlagen eröffnet wurde, gibt es mehrere Ebenen und Plattformen, die über Treppen erreichbar sind. Das erlaubt den Besuchenden, die Aussicht und vertikale Begrünung aus verschiedenen Perspektiven zu erleben, das Mittagessen zu geniessen oder einfach nur zu sein. Hier im Inneren fühlt man sich wie in einem XL-Gewächshaus der Zukunft. Romantisch wirkt das vielleicht für Ingenieure, für alle anderen ist das ein Parkerlebnis der besonderen Art.

Der MFO-Park ist immer zugänglich und ab Bahnhof Oerlikon Nord über den Emil-Oprecht-Platz oder die Sophie-Taeuber-Strasse erreichbar.

Text: Sonja Siegenthaler

Der Rieterpark, auf einem Hügel gelegen, ist mit seiner Fläche von 67 000 Quadratmetern einer der wenigen Orte in Zürich, an denen zumindest bei klarem Wetter unverstellte Sicht bis zum Horizont möglich ist. Das nächstgelegene Hindernis sind erst die Glarner Alpen. Der Park spiegelt stilistisch die Landschaftsarchitektur des 19. Jahrhunderts wider – die macht deutlich, welchen Stellenwert Flanieren und zielloses Schönverweilen einst hatten. Der Park bietet die perfekte Kulisse für beides.

Steigt man zackig den Hügel hoch, kann man je nach Kondition auch ein bisschen aus der Puste geraten, was einem wohlwollend das Gefühl vermittelt, auch noch etwas für die Fitness getan zu haben. Auf dem Parkgelände, das im Stadtquartier Enge liegt, finden sich auch die Villa Schönberg und das Museum Rietberg. Der Park ist so angelegt, dass das heutige Museum perspektivisch immer neu entdeckt werden kann. Weit hinter diesem liegt das Bonsai-Atelier, welches allerdings nicht städtisch ist.

Durch seine Grösse kommt das Gefühl von städtischem Dichtestress erst gar nicht auf. Zwei Spielplätze für Kinder oder kindische Erwachsene gibt es, Bänke hier und da, Wiesen und Inseln bieten Platz für Rastsuchende, diskret schmusende Liebespaare, ausgiebige Gespräche zwischen Freunden, Fernsichtsehnende, Erholungssuchende in der Mittagspause, Museumsbesuchende und natürlich Botanikliebhaber. Gerade jetzt, während der herbstlichen Farbverschwendungszeit, lässt sich der Park mit allen Sinnen geniessen. Bei schönem Wetter, aber auch, wenn es suppig und neblig ist, hat das seinen Reiz.

Der Rieterpark liegt an der Gablerstrasse 15 in Zürich Enge und ist mit dem öffentlichen Verkehr (Haltestelle Brunaustrasse) erreichbar. Er ist das ganze Jahr durchgehend geöffnet.

Text: Ulrike Hug

Zwischen dem belebten Hafen Enge und dem Seebad Mythenquai am Seebecken sowie dem lauschigen Rieterpark am Hügel findet man diese schöne Parkanlage, die etwas weniger überlaufen ist. Die untere, weite Fläche auf Seeniveau ist mit Mid-Century-Modern-Einflüssen gestaltet – denn hier fand 1959 die einst wegweisende Gartenausstellung «G59» statt: Grafisch angelegte Blumenbeete und schnörkellose architektonische Elemente sind Zeugen davon, ebenso wie der Teich mit Stufen und Steinplatten oder eine lange Pergola entlang einer Mauer. Am hinteren Teil wird es mit reich bepflanzten Rabatten etwas üppiger. Eine Attraktion dort sind die vielen Beete voller Iris und Taglilien, mit über 120 Sorten, die im Mai blühen – eine explosive Farbenpracht.

Verschlungene Weglein führen an stattlichen, alten Bäumen und zwei metallenen Kranichen in einem Wasserbecken hinauf zum höher gelegenen Teil, der stilistisch an den Rieterpark, gleich gegenüber an der Seestrasse, anknüpft: Herrschaftlicher ist es hier mit der Villa mit dem heutigen Restaurant Belvoirpark und grossen Hortensienbüschen. Hermann Hallers Frauenskulptur «Schauende» reckt sich im kreisrunden, mit schönen Blumenrabatten umrahmten Wasserbecken in die weite, prächtige Aussicht auf See und Umgebung hinaus. Einziger Wermutstropfen ist der Verkehrslärm der angrenzenden Durchfahrtsstrassen. Dennoch komme ich immer wieder sehr gerne hierher, weil dieser Park von jeder Ecke aus immer wieder neue, schönste Gartenansichten präsentiert.

Text: Kim Dang

Der Belvoirpark liegt zwischen der Seestrasse und dem Mythenquai und ist mit dem Tram Nr. 7 (Haltestelle Museum Rietberg oder Brunaustrasse) oder dem Bus Nr. 161 oder 165 (Haltestelle Sukkulenten-Sammlung) erreichbar.

Exit mobile version