Fünf Fakten über die grösste Insel der Welt.
Seit Donald Trump angekündigt hat, dass er Grönland kaufen möchte, ist die abgelegene Insel weltweit in den Schlagzeilen. Der Plan scheint nicht sehr realistisch, denn es gibt ein Grundsatzproblem: Grönland steht nicht zum Verkauf.
Trotzdem hat der Präsident seinen Sohn bereits vorgeschickt, um die ersehnte Parzelle zu inspizieren. Trump junior war begeistert («Grönland ist schön!!!»). Und sein Vater scheint es ernst zu meinen. Als er am Dienstag gefragt wurde, ob er es ausschliessen könne, wirtschaftlich oder militärisch gegen Grönland vorzugehen, wollte er dies nicht versichern.
Doch was würde Trump bekommen, wenn er Grönland tatsächlich kaufen würde? Fünf Fakten über die grösste Insel der Welt
1. Ein Bollwerk aus Eis
Grönland ist die grösste Insel der Welt. Ihre Küstenlinie ist mit 44 000 Kilometern länger als der Erdumfang. Fast 80 Prozent der Insel werden von einem Eisschild bedeckt. Noch. Die Klimaerwärmung bringt das Eis mit einer Rekordgeschwindigkeit zum Schmelzen, und Grönland wird – wie es der Name sagt – immer grüner werden. Unter dem Eis befinden sich seit Millionen von Jahren uralte tiefgefrorene Erde und gigantische Trinkwasserreservoirs.
Das Schmelzwasser ist ein Problem, denn es bringt den Meeresspiegel zum Steigen. Seit Beginn der neunziger Jahre sind laut der Sendung «Galileo» 3800 Milliarden Tonnen Eis geschmolzen. Damit liesse sich der Bodensee 76 Mal füllen. Und das Tempo nimmt zu: Seit 2012 verliert Grönland jährlich 13-mal so viel Eis wie noch in den neunziger Jahren. Würde ganz Grönland wegschmelzen, stiege der Meeresspiegel weltweit um 7,4 Meter.
Für Trump ist Grönland geostrategisch interessant, weil es wie ein riesiges Bollwerk aus Eis zwischen den USA und Russland liegt. Die Insel gehört geografisch zu Nordamerika, politisch jedoch als selbstverwaltetes Territorium zu Dänemark. Ein Verteidigungsabkommen erlaubt es den Amerikanern, auf der Insel die Pituffik Space Base (früher Thule-Luftwaffenbasis) mit einem Frühwarnsystem für ballistische Raketen zu betreiben.
2. Riesige Mengen an strategischen Rohstoffen
Was Trump stark interessieren dürfte: Unter dem Eis werden grosse Mengen an Erdöl, Gas, seltenen Erden und anderen Rohstoffen vermutet. Diese werden von der Industrie für zivile und militärische Güter gebraucht. Vor allem seltene Erden spielen für die Energiewende eine Schlüsselrolle, denn sie werden für die Herstellung von Magneten für Elektromotoren benötigt. China dominiert bis jetzt den Markt.
Doch der Bergbau harzt: Auf der Insel sind derzeit nur zwei Minen in Betrieb – keine davon für seltene Erden. Zum einen sind die Bedingungen für den Bergbau ausserordentlich schwierig. Zum anderen gibt es Widerstand aus der Bevölkerung. Im Süden der Insel, unweit der Ortschaft Narsaq, sollen seltene Erden und Uran abgebaut werden, doch die Bevölkerung wehrt sich gegen die Mine. 2021 entschied die grönländische Regierung zudem, aus Klimaschutzgründen keine neuen Lizenzen mehr für die Erschliessung von Erdöl- und Gasvorkommen zu vergeben.
3. 57 000 Däninnen und Dänen
Zu Grönland gehören 57 000 Däninnen und Dänen. Da die Insel als selbstverwaltetes Territorium zum Königreich Dänemark gehört, besitzen die Einwohnerinnen und Einwohner die dänische Staatsbürgerschaft. Ein Drittel von ihnen lebt in der Hauptstadt Nuuk, der Rest ist verteilt auf kleinere Siedlungen, die zum Teil Hunderte Kilometer auseinanderliegen. Ein Strassennetz, das sie verbindet, gibt es nicht.
Fischereierzeugnisse machen 90 Prozent der grönländischen Exporte aus, und der Sektor beschäftigt etwa die Hälfe der Bevölkerung. Der Tourismus spielt für die lokale Wirtschaft eine kleinere Rolle, wird aber immer wichtiger.
4. Hybride aus Eisbären und Grizzlys: die Pizzlys
Der Eisbär – das Wappentier Grönlands – ist unter Druck. Der Klimawandel bedroht seinen Lebensraum, das Packeis. Die Hauptnahrung des Eisbären sind Robben, die er auf Packeis und Eisschollen jagt. Fehlt das Eis, hat der Bär ein Problem, denn im Wasser sind die Robben viel flinker als die 700 Kilogramm schweren Räuber. Bis 2050 könnte laut WWF ein Drittel der weltweiten Population sterben.
Doch es gibt Hoffnung: 2022 entdeckten Forscher im südöstlichen Grönland eine Population, die zum Jagen nicht auf Meereis angewiesen ist. Stattdessen nutzen die Eisbären zur Jagd das zur Verfügung stehende Süsswassereis, das von abbrechenden Gletschern ins Meer abgegeben wird. Die Hybride aus Eisbären und Grizzlys werden Pizzlys genannt. Zu den Pizzly-Bären hat sich Trump bisher nicht geäussert. Sie würden sich aber bestimmt als Pendant zu Chinas Panda-Diplomatie eignen.
5. Eine komplizierte Geschichte und Gegenwart
Die Grönländerinnen und Grönländer hadern mit ihrer Geschichte. Sie ist gesprenkelt von dunklen Ereignissen. 1951 liess die Kolonialmacht Primarschüler aus Grönland nach Dänemark verfrachten, um ihnen die dänische Sprache und Kultur zu vermitteln. Die jagenden und fischenden Inuit sollten in die Moderne geführt werden. Für die Kinder wurde das Experiment zum Albtraum. Als sie nach anderthalb Jahren zurückkehrten, hatten sie ihre Muttersprache verlernt und wurden in einem Heim, weit weg von ihren Familien, untergebracht, damit die dänische Erziehung nicht verwässert wurde.
Schlimmes trug sich auch in den 1960er Jahren zu, als die dänische Regierung Tausenden Frauen und Mädchen Spiralen ohne deren Einwilligung einsetzte, um die indigene Bevölkerung zu dezimieren. Die Untersuchung ist bis heute nicht abgeschlossen.
Die arktische Insel ist seit 1953 keine Kolonie mehr, sondern ein weitgehend autonomer Teil des Königreichs. Doch die Vergangenheit hat Spuren hinterlassen. Ob unter Trump alles so «great» wäre, ist fraglich. Grönland träumt stattdessen davon, endlich unabhängig zu werden.