Samstag, Februar 1

Die Bündner Alpen locken mit aussergewöhnlichen Kunstorten: Museen, Galerien, Hotels und Parks verbinden Kultur und Landschaft auf eine faszinierende Weise.

Im kleinen Bergdorf Susch, inmitten der Engadiner Bergwelt, liegt das Muzeum Susch – ein imposanter Rückzugsort mit zeitgenössischer Kunst. Eröffnet 2019, ist es Teil eines historischen Gebäudeensembles eines Klosters aus dem 12. Jahrhundert.

Die bestehende Architektur wurde von den Schweizer Architekten Chasper Schmidlin und Lukas Voellmy umgestaltet, mit dem Ziel, den Charakter der ursprünglichen Strukturen zu bewahren und gleichzeitig Räume zu schaffen, die ihrem neuen Zweck angemessen sind. Zusätzliche Ausstellungsräume wurden in den Fels gehauen.

Initiatorin ist die polnische Unternehmerin und Sammlerin Grażyna Kulczyk. Sie suchte einen Ort der Ruhe, wo ein Dialog zwischen Kunst und den Betrachtenden entstehen konnte.

Im Muzeum Susch werden ortsspezifische und dauerhafte Kunstwerke sowie ein regelmässig wechselndes Programm kuratierter Ausstellungen gezeigt. Der Schwerpunkt liegt auf der Kunst von Frauen und der Forschung zu Künstlerinnen aus Osteuropa der 1960er bis 1980er Jahre.

Informationen: Muzeum Susch, Sur Punt 78, Susch, Mittwoch bis Sonntag, 11.00 bis 17.00 Uhr.

Strahlend weiss hebt sich Das Gelbe Haus wie ein Klotz von der umliegenden Flimser Architektur ab. Mit seiner strengen Geometrie und der fast abstrakten Formensprache scheint der Bau beinahe surrealistisch im Ferienort – besonders in der Dämmerung, wenn die Innenbeleuchtung die tiefen, regelmässig angeordneten Fensteröffnungen betont.

Die Architektur des Gelben Hauses wirkt skulptural, fast schon monolithisch.

Kurz vor seinem Tod 1995 vermachte der Architekt Rudolf Olgiati der Gemeinde Flims einen Teil seiner Kulturgütersammlung – unter der Bedingung, das zentral gelegene Gebäude nach seinen Vorstellungen umzugestalten. Wichtig war ihm, dass «es von zuoberst bis zuunterst weiss angestrichen» wird, wie er auf der Website der Ausstellungsstätte zitiert wird. 1997 erhielt sein Sohn, Valerio Olgiati, den Auftrag zur Neugestaltung.

Das lange ungenutzte, einst kleinbürgerliche Wohnhaus mit Gemüseladen wurde radikal umgebaut. Es wurde bis auf die Hülle entkernt, und im Inneren entstanden völlig neue Räume, geprägt von den unterschiedlichen Laufrichtungen von Balken und Pfeilern, deren Position frei gewählt wurde. Das mehrfach preisgekrönte Bauwerk dient heute als Ausstellungsort für unterschiedlichste Kunst.

Informationen: Das Gelbe Haus, Via Nova 60, Flims, Dienstag bis Sonntag,
14.00 bis 18.00 Uhr.

Am Eingang von Sent hat der weltbekannte Engadiner Künstler Not Vital einen Park geschaffen, in dem Skulpturen und Bauten mit der Natur eine Umgebung bilden, die wie eine faszinierende und irritierende Traumlandschaft auf die Besucherinnen und Besucher wirkt.

Ursprünglich hätte hier eine Sommerresidenz entstehen sollen – geplant vom aus Sent stammenden Unternehmer Luzio Crastan, der in der Toskana zu Reichtum gelangte. Doch das Projekt blieb unvollendet, und die Natur nahm sich das Areal zurück. Vital, der hier als Kind spielte, erwarb 1998 das verwilderte Gelände, um dort zwischen Wäldern, Wiesen und Wasserläufen seine Werke zu inszenieren. Vom «Disappearing House», das man per Knopfdruck im Boden verschwinden lassen kann, bis zu einer «unsichtbaren» Brücke, die ins Nirgendwo führt, wirken sie wie ein Kontrast und zugleich eine Brücke zwischen Natur und Kultur.

Die Fundaziun Not Vital besteht aus zwei weiteren Standorten: dem imposanten Schloss in Tarasp, das Vital 2016 gekauft und in dem er ebenso seine Kunst platziert hat, sowie der Chasa Planta in Ardez, wo Teile seiner umfangreichen Kunst- und Büchersammlung untergebracht sind.

Informationen: Parkin Sent, Stradella Vers Scuol, Sent. Der Parkin kann nur mit einer Führung besichtigt werden. Öffentliche Führungen finden von Juni bis Oktober jeden Freitag statt.

Bis zu seinem Freitod im Jahr 1938 fand Ernst Ludwig Kirchner in den Graubündner Alpen Heimat, in der Bergwelt rund um Davos Inspiration. Heute erinnert das Kirchner-Museum in Davos an den bedeutenden Expressionisten – an jenem Ort, an dem viele seiner Werke entstanden.

Das Museum beherbergt die weltweit grösste Sammlung von Kirchners Arbeiten. Mit über 1500 Gemälden, Skulpturen, Zeichnungen, Druckgrafiken und textilen Werken sowie 160 Skizzenbüchern spannt sie den Bogen über sämtliche Schaffensphasen. Hinzu kommen mehr als 1500 Fotografien, historische Dokumente und eine umfassende Bibliothek zum Expressionismus.

Neben wechselnden Präsentationen aus der Sammlung widmen sich Sonderausstellungen nicht nur Kirchner, sondern auch weiteren Künstlern der klassischen Moderne und der Gegenwart.

Informationen: Kirchner-Museum, Ernst-Ludwig-Kirchner-Platz,
Promenade 82, Davos, Dienstag bis Sonntag, 11.00 bis 18.00 Uhr.

In Zuoz ist Kunst allgegenwärtig – nicht zuletzt wegen des Hotels «Castell». 1996 wurde das 1913 als Höhenklinik erbaute Hotel von der Sammlerfamilie Bechtler übernommen. Ruedi Bechtler initiierte diverse Kunst- und Architekturprojekte und integrierte Werke aus seiner Sammlung ins Haus.

Ein Höhepunkt ist «Skyspace» – die Lichtinstallation des amerikanischen Künstlers James Turrell, die direkt neben dem Hotel errichtet wurde und frei zugänglich ist. Von aussen mutet die Architektur schlicht und fast sakral an, im Inneren eröffnet der oben offene Zylinder einen Blick in den Himmel. Die Stimmung verändert sich durch eine Lichtquelle, die sanft ihre Farbe wechselt.

Im Hotel selbst treffen sich Hotelgäste im Kino, wo Filme von Fischli/Weiss laufen, oder in der roten Bar, die Pipilotti Rist mit der Architektin Gabrielle Hächler gestaltet hat. Die Besitzer von Hauser & Wirth übernehmen das «Castell», Veränderungen für das Engadiner Kunsthotel sind derzeit jedoch nicht geplant.

Informationen: Hotel Castell, Via Castell 50, Zuoz.

Mit nur rund 200 Einwohnern ist Madulain die kleinste Gemeinde im Oberengadin – doch ab 2014 hat mit der Stalla Madulain auch die Kunst hier Einzug gehalten. In einem vom Architekten Chasper Schmidlin behutsam restaurierten Stall aus dem Jahr 1488, der den Geist vergangener Jahrhunderte bewahrt, schuf der Gründer und Besitzer Gian Tumasch Appenzeller eine Galerie für zeitgenössische Kunst von lokalen Kunstschaffenden oder solchen, die sich während ihres Aufenthalts im Engadin inspirieren liessen.

Gerade in diesem historischen Rahmen entfaltet die zeitgenössische Kunst eine besondere Wirkung. Ausser auf Malerei, Skulptur und Fotografie, verteilt auf mehrere Ausstellungsräume, setzt die Stalla Madulain auch auf Austausch: Regelmässige Veranstaltungen, Vernissagen und Künstlergespräche für den direkten Dialog zwischen Kunstschaffenden und Publikum werden organisiert.

Informationen: Stalla Madulain, Via Principela 16, Madulain, bis 15. März 2025 jeweils Freitag bis Sonntag, 15.00 bis 18.00 Uhr.

Das Segantini-Museum in St. Moritz wurde 1908 als Gedenkstätte für Giovanni Segantini eröffnet und mehrfach erweitert. Heute beherbergt es die weltweit bedeutendste Sammlung des Malers, dessen Kunst den Menschen als Teil einer Natur zeigt, die ihn zugleich beschützt und bedroht.

Segantini selbst übersiedelte von der Brianza nach Savognin, 1894 dann nach Maloja, wo er bis zu seinem Tod 1899 lebte. Wer sein Schaffen in einem intimeren Rahmen erleben möchte, kann sein ehemaliges Atelier ebenda besuchen. Das kleine, runde Gebäude steht unweit des Hotels «Schweizerhaus».

Informationen: Segantini-Museum, Via Somplaz 30, St. Moritz, Dienstag bis Mittwoch und Freitag bis Sonntag, 11.00 bis 17.00 Uhr, Donnerstag, 11.00 bis 18.00 Uhr.

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