Donnerstag, Oktober 3

Der Pool im Tresorraum, die Lobby voller Prunk? In einstigen Bankgebäuden von Genf bis Istanbul haben sich Hotels niedergelassen. Eine Übernachtung dort könnte man getrost als Investition sehen.

Man muss nicht Dagobert Duck heissen, um in Gold baden zu können – im Wiener «Park Hyatt» ist der Pool im Tresorraum der ehemaligen Escompte-Gesellschaft, einer österreichisch-ungarischen Grossbank, untergebracht und mit echtem Blattgold ausgelegt. Das monumentale Gebäude wurde zwischen 1913 und 1915 in prominenter Lage beim Platz «Am Hof» errichtet, mitten im sogenannten Goldenen Quartier der Walzer-Stadt.

Im später von der Bank Austria genutzten Palast befindet sich seit 2014 ein Luxushotel. Glücklicherweise gingen die Architekten beim Umbau behutsam vor, vieles wurde erhalten: die mit weissem und dunkelbraunem Marmor verkleideten Wände in der Lobby, die sechs Meter hohen Kassettendecken, die freistehenden Säulen mit Bronzefiguren. Anderes präsentiert sich verwandelt: Der wie eine Kathedrale wirkende Kassensaal wurde zu einem eleganten Restaurant mit offener Küche. Zahlende Gäste übernachten in den ehemaligen Büroräumen, in denen 143 imposante, durchgestylte und trotzdem gemütliche Zimmer und Suiten eingerichtet wurden.

hyatt.com, DZ ab 567 Euro

Man betritt das Hotel durch eine kleine Tür und fährt mit einem kleinen Aufzug in die oberen Stockwerke, wo sich die ebenfalls kleine Rezeption in einem Salon, der wie das elegante Wohnzimmer eines Privathauses wirkt, verbirgt. Das 1901 im post-haussmannschen Stil erbaute Gebäude am Quai Wilson verströmt Diskretion pur – tatsächlich verbarg sich hinter der neoklassizistischen Fassade erst das feine L’Hôtel Bellevue, in dem Staatsoberhäupter, Könige und Künstler aus aller Welt übernachteten, dann eine Privatbank.

Erst im September 2021 wurde hier wieder ein Hotel eröffnet: das zur Oetker Collection gehörende «The Woodward». Der Pariser Stardesigner Pierre-Yves Rochon gestaltete die 26 unterschiedlichen Suiten mit handgefertigten Teppichen und Tapeten, Marmorkaminen, beleuchteten Regalen, hellen Textilien und viel Kunst.

Für kulinarische Highlights sorgen zwei Gourmetrestaurants: das innovative und Gemüse-lastige «Le Jardinier» und das mit Michelin-Stern ausgezeichnete «Atelier Robuchon». Für Wellness und Beauty steht das Guerlain-Spa mit traumhaftem Indoor-Pool bereit, und als besondere Attraktion gilt derzeit die neue Cocktailbar mit Terrasse.

oetkercollection.com, Suite ab 1200 CHF

Schon die Adresse ist bezeichnend: Die Bankalar Caddesi (Bankenstrasse), in der das Hotel steht, war früher das Zentrum der Goldschmiede und Bankiers und galt bereits im 19. Jahrhundert als Finanz- und Handelszentrum des Osmanischen Reiches. Das 1867 im Stil der Neorenaissance errichtete Gebäude – eigentlich sind es zwei zusammengefügte Stadtpaläste – wurde vom italienischen Architekten Antoine Tedeschi entworfen und beherbergte ursprünglich die Banken Crédit Général Ottoman, Deutsche Bank und Sümerbank.

Inzwischen ist um die Bankalar Caddesi das hippe Stadtviertel Karaköy entstanden, geprägt von schicken Lokalen, Läden und Luxushotels. «The Bank» punktet mit 62 Zimmern, geprägt von hohen Decken, Kronenstuck, einer reichen Farbpalette aus Orange- und Grüntönen, massgefertigten italienischen Möbeln, abstrakten Gemälden und Badezimmern aus Carrara-Marmor.

In den öffentlichen Räumen vermitteln Marmorsäulen, kunstvolle Keramikfliesen und ein elegantes historisches Treppenhaus noch einen guten Eindruck von der Pracht der Alten Welt. Der ehemalige Banktresor beherbergt jetzt einen Weinkeller, in dem auch Verkostungen stattfinden, während die Bank Roof Bar leckere Cocktails und einen unschlagbaren Blick auf den Bosporus bietet.

thebankhotelistanbul.com, DZ ab 7645 TRY

In Bayern wird bekanntlich gerne etwas dicker aufgetragen, und so ist es kein Wunder, dass das Gebäude der ehemaligen Bayerischen Staatsbank ein imposanter, opulent dekorierter, neobarocker Palast ist. Hinter der prunkvollen Fassade befindet sich seit knapp einem Jahr ein Hotel der renommierten Rosewood-Gruppe. Man betritt es über ein majestätisches, denkmalgeschütztes Treppenhaus in der Kardinal-Faulhaber-Strasse 1, das zusammen mit dem Vestibül als Eingangsbereich des Hotels dient.

Dahinter: Ein Fünf-Sterne-Ultra-Luxury-Hotel, das Gästen aus aller Welt höchste Standards bezüglich Eleganz, Komfort und Service bietet. Und weil anspruchsvolle Feriengäste mehr Platz benötigen als Bankmitarbeiter, wurde das angrenzende Palais Neuhaus-Preysing in den Hotelkomplex integriert, inklusive seines Ballsaals mit Stuckdecken, historischem Parkett und Originalkronleuchtern.

Davon abgesehen besticht das Hotel durch geschmackvolle Zurückhaltung – nicht prunkvoll, sondern selbstverständlich schön und sogar gemütlich. München und vor allem Bayern widerspiegeln sich in den Farben und Materialien, die das zeitgeistorientierte Interieur prägen: Viel Holz, Leder und Stein erinnern daran, dass die Alpen nicht fern sind. Die meisten Möbel wurden extra für das Hotel angefertigt und sehen aus, als stünden sie schon immer hier. In der luftig-hellen Hotelbrasserie wird mit Regionalbezug gekocht, und die schicke Hotelbar ist auch bei Einheimischen beliebt.

rosewoodhotels.com, DZ ab 680 Euro

Direkt am eleganten Paseo de Gracia, an der Stelle, an der Mitte des 19. Jahrhunderts der exklusive Círculo Ecuestre residierte und später, nach dem Spanischen Bürgerkrieg, der Hauptsitz der wichtigen Banco Hispano Americano war, befindet sich heute das wohl eleganteste Luxushotel der katalanischen Kapitale. Das Mitte des 20. Jahrhunderts neu erbaute Bankgebäude wurde unter der Leitung des bekannten Architekten Carlos Ferrater und seines in Barcelona ansässigen Studios OAB komplett renoviert und umgebaut. Dabei blieb die Natursteinfassade weitgehend erhalten, nur die Fenster im Erdgeschoss wurden vergrössert und in eine Kolonnade umgewandelt, die das Gebäude zur Strasse hin öffnet, exklusive Geschäfte beherbergt sowie den Zugang zum Hotel ermöglicht.

Eine imposante Rampe führt in ein lichtdurchflutetes Atrium mit Glasdach, das sich über alle neun Etagen des Gebäudes erstreckt. Über einen breiten Steg ist die helle Hotellobby in einem Zwischengeschoss erreichbar. Von hier aus blickt man auf den ehemaligen Börsensaal, in dem sich heute ein Lounge-Bereich und das ganz in Weiss gehaltene Restaurant Blanc befinden.

Das gesamte Interieur stammt von der spanischen Interior-Designerin Patricia Urquiola. Sie gestaltete die 98 modernen Zimmer und Suiten in hellen Crème- und Weisstönen, das in warmen Gold- und Brauntönen gehaltene Gourmetrestaurant Moments mit moderner katalanischer Küche, die elegante Bankers Bar, die in den ehemaligen Tresorraum der Bank integriert wurde, und die 300 Quadratmeter grosse Dachterrasse mit Mimosengarten, Infinity-Pool und Panoramablick auf die Stadt.

mandarinoriental.com, DZ ab 725 Euro

Dieser Palazzo aus den 1930er Jahren beherbergte einst den Hauptsitz der mächtigen italienischen Zentralbank Cassa di Risparmio, dessen grosse Vergangenheit hinter der crèmefarbenen Fassade mit verzierten Balkonen und Türen noch gut zu spüren ist: Die luxuriöse Lobby prunkt mit schimmerndem grünem Cipollino-Marmor, imposanten Säulen, hohen Decken und glitzernden Kronleuchtern. Doch trotz aller Pracht wirkt das Hotel angenehm unprätentiös.

Die 88 Zimmer und Suiten sind eine Hommage an den Minimalismus – von den sanften Beigetönen der Textilien über die weissen Marmorböden bis zu den hohen, beleuchteten Decken sind sie eindeutig zeitgenössisch, dabei warm und einladend. Auch das gastronomische Angebot ist für ein Luxushotel überraschend innovativ. Es gibt es keine Haute Cuisine, sondern ein trendiges Restaurant im Diner-Stil im Erdgeschoss sowie das Sky-Restaurant im sechsten Stock mit feiner italienischer Trattoria-Küche und einer Terrasse mit Blick über die Dächer von Rom.

Das Spa im Untergeschoss des Hotels versteckt sich hinter der ursprünglichen Tresortür. Sie führt in einen prächtigen, mit Marmor ausgekleideten Raum mit Whirlpool, finnischer Sauna, Hammam, türkischem Bad und privaten Behandlungsräumen – ideal für eine Entspannungspause nach einem Stadtrundgang.

alephrome.com, DZ ab 371 Euro

Nur wenige Schritte von Königspalast und Dam-Platz entfernt, verbindet das «W Amsterdam» mühelos modernes Design mit niederländischem Erbe. Das Hotel ist auf zwei Gebäude verteilt: das Exchange- und das Bankgebäude. Ersteres wurde 1924 nach dem Vorbild des Larkin Building von Frank Lloyd Wright erbaut und beherbergte ursprünglich die Telefonzentrale der königlichen niederländischen Post.

Heute sind hier die lebhafte W Lounge, ein beheizter Dachpool mit Blick auf den Königspalast, fast 4500 Quadratmeter Tagungs- und Veranstaltungsfläche und das moderne Steakhouse Mr. Porter untergebracht. Das Bankgebäude wurde dagegen schon früher, zwischen 1906 und 1908, erbaut und beherbergte 99 Jahre lang die KAS-Bank. Während der Exchange-Teil ein angesagter Hotspot auch für Einheimische ist, bietet das Bank-Building mit seinem grosszügigen Spa und der Detox X Bar einen exklusiven Rückzugsort.

Die Zimmer und Suiten sind auf beide Gebäude verteilt. 172 davon befinden sich im The-Exchange-Gebäude und wurden in zeitgenössischem, von Amsterdam inspiriertem Design gestaltet. Das Bankgebäude bietet weitere 66 luxuriöse Zimmer und anspruchsvolle Suiten mit schwarz-goldenen Tagesdecken, die das Muster des ursprünglichen Bankgewölbes aufnehmen, und Minibars, die Tresoren nachempfunden sind.

marriott.com, DZ ab 195 Euro

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