Montag, Oktober 7


Schneller Imbiss

Zürich ist keine Stadt der Stehesser wie New York, aber das heisst nicht, dass die Leute hier weniger Wert auf schnelles Essen zum Mitnehmen legen. Im Gegenteil. Vor allem Sandwiches, Hotdogs und Focaccia haben hohe Beliebtheit erlangt.

Vom Gourmet-Hotdog und koreanischen Egg-Drop-Toast über Glace in der Brioche zum Fusion-Sandwich: In den letzten Monaten haben in Zürich zahlreiche neue Imbisse und Take-aways eröffnet, die auf das Prinzip «Fast Casual» setzen – qualitativ hochwertiges Essen, das schnell und einfach serviert wird. Ohne Besteck – für fettige Finger liegen Papierservietten bereit. Zusammengehalten wird das Essen von feuchten Krumen und knusprigen Krusten.

Der Inbegriff des schnellen Lebensgenusses

Neu ist die Idee des gestapelten Glücks nicht. In Brot eingeklemmtes, schnelles Essen kannten Menschen, sehr lange bevor sie einen Begriff dafür hatten. Später nannten es die Engländer Sandwich, nach John Montagu, dem vierten Earl of Sandwich. 1762 soll er – so die Legende – entweder beim Kartenspielen oder bei der Arbeit keine Lust auf einen Unterbruch für eine banale Tätigkeit wie Essen gehabt haben. Wie genau das Ur-Sandwich genau aussah, ist nicht überliefert. Angenommen wird, dass sein Roastbeef zwischen zwei Brotscheiben gequetscht wurde.

Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Vorläufer dessen, was heute Inbegriff von Fast Food ist, «im Stil von Sandwich» bestellt – erst in England, später auch jenseits der Landesgrenzen.

Das ist aber nicht die einzige Form von Eingeklemmtem. 1867 steckte der aus Deutschland stammende Metzger Charles Feltman an seinem Hotdog-Stand in New York Wiener Würstchen zwischen zwei Brothälften. Die erste Fast-Food-Kette für Hamburger in den USA entstand Anfang der 1920er Jahre; nicht McDonald’s, sondern White Castle, und Burger nannte man damals auch noch nicht Burger, sondern Sliders. In den 1970er Jahren erfuhren Panini besondere Beliebtheit in Bars in Mailand. Essen in Brothälften wurde zum Inbegriff des schnellen Lebensgenusses.

Daran hat sich nichts geändert. An der Qualität allerdings schon. Noch immer Fast Food, ein- bis zweihändig und in fünf Minuten gegessen, weist das moderne Brotmahl heute eine Vielzahl von Aromen und Texturen auf. Der Trend zu Slow Food und Nachhaltigkeit hat die Wertschätzung für qualitativ hochwertiges Brot gesteigert. Die Zutaten, die zwischen die Scheiben geklemmt werden, sind sorgfältig ausgewählt, oft regional und nachhaltig produziert. Da kann das «Iklämmti» auch einmal so viel kosten wie ein ganzes Menu in der Kantine.

7 Zürcher Lokale, die Eingeklemmtes auf eine neue Genussebene heben:

1. Egg-Drop-Sandwichs bei K-Street Toast

Seit Juli 2024 erfreut K-Street Toast das Zürcher Lochergut mit seinen üppig beladenen koreanischen Egg-Drop-Sandwiches, die es zuvor nur am Take-away-Fenster in der Central-Bar hinter dem Kanzlei-Areal gab. Die Speisekarte ist (glücklicherweise) dieselbe geblieben: cremig-fluffiges Rührei und geschmolzener Cheddar Cheese zwischen zwei dicken Scheiben frischem, gold-getoastetem Brioche-Brot. So der Klassiker.

Geschmacklich schon umwerfend, kommen auch noch verschiedene Variationen, etwa mit Avocado, Kimchi, knusprigen Speckstreifen, Bulgogi-Rindfleisch oder Schinken, dazu. Serviert wird der Food-Trend aus Südkorea mit süsser Mayonnaise, präsentiert in einer durchdesignten Schachtel. Das Egg-Drop-Sandwich ist sättigend, befriedigend und wehrt Heisshungerattacken bei Kater erfolgreich ab.

K-Street Toast, Badenerstrasse 217, Zürich. Montag bis Freitag, 11.30 bis 14 Uhr und 17.30 bis 21 Uhr, Samstag, 11.30 bis 20 Uhr, Sonntag, 11.30 bis 16 Uhr.

2. «Hasan’s Sandwich»: Das beste Sandwich Winterthurs nun in Zürich

«Hasan’s Sandwich» ist längst mehr als nur ein Imbiss – es ist ein Stück Winterthurer Kultur. Hasan Kandils Kreationen sind gemäss NZZ als die besten der Stadt, wenn nicht des Landes bekannt. Im Frühling 2024 eröffnete er seinen zweiten Standort in Zürich Oerlikon. Auch hier hat der Gast die Wahl: Von Gemüse, Käse, Poulet, Roastbeef bis zur türkischen Knoblauchwurst stehen ihm schier endlose Kombinationsmöglichkeiten zur Verfügung. Zusammen mit hausgemachten Pasten wird das Ganze auf zwei Ciabatta-Hälften verteilt, anschliessend kommt das Wunsch-Sandwich kurz in den Ofen. Das macht das Brot knusprig, das Innere bleibt saftig.

Hasan’s Sandwich, Schaffhauserstrasse 433, Zürich Oerlikon, Montag bis Freitag, 9 bis 20 Uhr, Samstag, 11 bis 19 Uhr.

3. Ein Frankenstein-Sandwich bei «Thunder Buns»

Nach seiner Kochlehre hat Till Roth ein Praktikum im Sternerestaurant «Arzak» in San Sebastián absolviert, anschliessend drei Monate im weltberühmten Restaurant «Noma» in Kopenhagen gekocht. Obwohl ihn die Gourmetküche schon immer sehr fasziniert hat, hat sich Roth mit «Thunder Buns» dieses Jahr den Traum erfüllt: den eigenen Sandwich-Shop zu eröffnen.

Das, was Roth in der neu eröffneten Bar «Raedli» an der Kurzgasse serviert, hat mit einem Sandwich im klassischen Sinn jedoch wenig zu tun: Zwischen die langen, fluffigen Buns, die an Hotdogs erinnern, steckt er etwa Hackfleisch, so scharf angebraten, dass es an Smash Burger erinnert, mit Käsesauce, Salat und Tomaten eingeklemmt. Leicht ist anders, ein Wohlfühlgericht ist der Bun aber garantiert.

Neben den drei Klassikern Sloppy Joe, Cheesy Chicken Bun und dem vegetarischen Birria Mushroom Bun gibt es einen monatlich wechselnden Sunday Special Bun. Die Auswahl hält Roth absichtlich klein, da die Qualität für den Koch an oberster Stelle steht: Das Fleisch etwa bezieht er aus der Traditonsmetzgerei Keller in Wiedikon.

Thunder Buns, Kurzgasse 4, Zürich, Montag, 11.30 bis 14 und 18 bis 21.30 Uhr, Dienstag bis Freitag, 11.30 bis 14 Uhr, Samstag geschlossen, Sonntag, 12.30 bis 21.30 Uhr.

4. Im «Brenso» kommt Glace in die Brioche

Anfang Jahr hat Lorenzo Dal Bo im ehemaligen «Tremondi» an der Molkenstrasse einen dauerhaften Standort für sein Restaurant gefunden. Im «Brenso» setzt der Italiener, der in einigen Sternelokalen der Welt gekocht hat, auf die «Nose to Tail»- und «Leaf to Root»-Konzepte. Nachhaltigkeit steht auch beim Dessert im Fokus: Zwischen zwei Scheiben einer angerösteten Brioche klemmt er Glace, gemacht aus der Schokolade der Firma Garçoa. Diese wird in ihrer Manufaktur in Zürich verarbeitet, aus Bio-Kakao aus fairen und transparenten Wertschöpfungsketten und von der Bohne bis zur fertigen Tafel.

Brenso, Molkenstrasse 20, Zürich. Dienstag bist Freitag, 11.30 bis 0.00 Uhr, Samstag, 17 bis 0.00 Uhr, Mittagessen: 11.30 bis 14 Uhr (nur à la carte), Abendessen 18 bis 22 Uhr.

5. Hotdogs und Rüebli-Dogs bei «Sprüngli»

Hotdogs bei Sprüngli? Der Traditionsbetrieb am Paradeplatz zeigt, dass er nicht nur Pralinés und Luxemburgerli kann, sondern auch Fast Food im klassischen Sinn. Grund dafür ist die Renovation des Restaurants samt Küche im ersten Stock. Damit die geschmacksverwöhnte Kundschaft doch auf ihre Kosten kommt, serviert Sprüngli in einer Art Pop-up im Erdgeschoss zwei Varianten: einen traditionellen Hotdog mit Rindswürstchen und eine vegetarische Alternative mit sous-vide gegartem Rüebli, das mit seinem frischen Aussehen selbst Karnivoren zum Probieren verführt. Beide werden in ein glasiertes Brioche-Brötchen gebettet, und belegt mit eingelegten und gerösteten Zwiebeln sowie einem Sellerie-Apfel-Coleslaw. Getoppt wird der «heisse Hund» mit einer rauchigen Smoking-Gun-Sauce.

Confiserie Sprüngli, Bahnhofstrasse 21, Zürich. Montag bis Freitag, 7 bis 18.30 Uhr,
Samstag, 9 bis 18.30 Uhr, Sonntag, 9 bis 17 Uhr. Das Pop-up bleibt bis zum Abschluss der Renovationsarbeiten im Herbst bestehen.

6. Wirklich authentische Focaccia bei «Via del Gusto 28»

«Authentisch» ist ein inflationär verwendetes Wort, vor allem in Bezug auf Essen. Focaccia wirklich wie in Italien findet man aber im «Via del Gusto 28», dem kleinen neueröffneten Take-away-Laden bei der Europaallee. Es stehen dreizehn verschiedene Focacce zur Auswahl – zwei davon süss, die restlichen sind mit Zutaten wie Parmaschinken, Gorgonzola oder Grillgemüse gefüllt.

Sie stammen allesamt von kleinen Herstellern und werden direkt aus Italien importiert. Die Grundlage einer guten Focaccia – das Brot – bezieht der geborene Römer und Gründer Christian Macrino aus einer Bäckerei in der Zentralschweiz, die seit über sechzig Jahren von Italienern geführt und seit Generationen weitergegeben wird.

Via del Gusto 28, Lagerstrasse 28, Zürich, Montag bis Mittwoch, 10 bis 20 Uhr, Donnerstag bis Samstag, 10 bis 22 Uhr.

7. Grilled-Cheese-Sandwich im «Roten Delfin»

Neben den «Super Toasts» – fünf Kreationen mit üppigen Toppings – setzt der «Rote Delfin» auf Bewährtes: Die Initiantinnen Linda Hüsser und Meret Diener, die mit ihrem Pop-up «Iklämmt» bereits Erfolge in Zürich feierten, haben ihren früheren Signature-Dish, das Grilled-Cheese-Sandwich, vor einigen Wochen mit auf die Karte des Restaurants an der Langstrasse genommen. Dieses ist längst Klassiker in Zürich, dank der wunderbar abgestimmten Mischung aus Alpkäse und Appenzeller Bergkäse, geschichtet zwischen zwei Scheiben hausgemachtem Sauerteig-Toast.

Roter Delfin, Langstrasse 31, Zürich. Dienstag bis Freitag, 17 bis 24 Uhr, Samstag, 11 bis 24 Uhr.

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