Mittwoch, Februar 12

Der weltberühmte chinesische Künstler wurde bei der Einreise in die Schweiz aufgehalten, weil er kein Visum hatte.

Dem chinesischen Künstler und Dissidenten Ai Weiwei ist die Einreise in die Schweiz am Flughafen Zürich verweigert worden. Das postete Ai Weiwei in der Nacht von Montag auf Dienstag auf Instagram: «Das ist die Schweiz, nicht Portugal, haben sie mir gesagt», schreibt Ai Weiwei. «Ich schlafe diese Nacht auf einer Bank mit einer Decke und warte darauf, ausgewiesen zu werden.» Dazu stellte er Fotos von seinem Pass, Videos vom Flughafen Zürich und Schnappschüsse seiner Reisedokumente.

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Diese zeigen: Ai Weiwei hatte kein Visum für die Schweiz und wurde deshalb abgewiesen. Dies bestätigt die Kantonspolizei Zürich auf Anfrage der NZZ: «Bei der Kontrolle an der Schengen-Aussengrenze stellte die Kantonspolizei Zürich fest, dass Ai Weiwei nicht über die erforderlichen Einreisedokumente verfügte.»

Eigentlich müssten Airlines die Reisepapiere der Passagiere überprüfen, bevor diese in ein Flugzeug steigen. Das scheint beim Flug Ai Weiweis von London nach Zürich nicht geschehen zu sein.

Ai Weiwei wurde deshalb erst bei der Ankunft in der Schweiz die Einreise verweigert, er durfte sich für eine Nacht lediglich in der Transitzone des Flughafens bewegen. Festgenommen wurde er nicht, wie die Kantonspolizei Zürich schreibt. «Wie in solchen Fällen üblich, hielt sich Herr Ai bis zu seinem Rückflug an den Ursprungsflughafen im Transitbereich auf», schreibt die Kantonspolizei weiter. Ai verbrachte dort die Nacht im Transithotel, wo er ebenfalls ein Video aufnahm.

Am Dienstag wurde Ai Weiwei kurz vor 7 Uhr mit Linienflug BA 709 zurück nach London gebracht, wie ebenfalls aus den Fotos in Ai Weiweis Instagram-Post ersichtlich ist. Am Dienstagmorgen postete Ai Weiwei schliesslich erneut Videos auf Instagram, diesmal davon, wie er zum Flugzeug gebracht wird. Seither hat sich Weiwei nicht erneut geäussert.

Ai durfte vier Jahre lang nicht aus China ausreisen

Ai Weiwei hatte schon in der Vergangenheit wiederholt Schwierigkeiten beim Reisen: Der weltbekannte Künstler kritisierte immer wieder das chinesische Regime und durfte deshalb von 2011 bis 2015 nicht aus China ausreisen. 2019 wollte Ai Weiwei nach Grossbritannien, wo ihm die Regierung zuerst eine Aufenthaltsbewilligung verweigert hatte, schliesslich aber einlenkte. 2021 zog Ai Weiwei schliesslich nach Portugal, wo er bis heute lebt und arbeitet.

Auch mit der Schweiz geriet der Künstler bereits aneinander: Im Oktober 2021 löschte die Credit Suisse Ai Weiweis Schweizer Konten, Ai Weiwei warf der Bank politische Gründe vor und nannte die Schweiz den «scheinheiligsten Staat der Welt». Die Credit Suisse stritt die Vorwürfe ab.

Beruflich hat Ai in der Schweiz schon verschiedene Erfolge erlebt. Seine Werke, die unter anderem das chinesische Regime, Umweltverschmutzung oder die europäische Flüchtlingspolitik kritisieren, wurden 2004 zum ersten Mal in der Schweiz gezeigt.

2010 folgte eine grosse Ausstellung seiner Werke in Lausanne. Dort wurde unter anderem ein Teil seines Werks «Sunflower Seeds» gezeigt, das ursprünglich in der Tate Modern in London zu sehen war. Der Lausanner Ausschnitt des Kunstwerks bestand aus 10 Millionen Sonnenblumenkernen aus Porzellan, die knöchelhoch in einem rechteckigen Feld angehäuft wurden. Mit den einzeln von Hand hergestellten Kernen betonte Ai Weiwei die Individualität jedes Mitglieds einer Gesellschaft und kritisierte damit das chinesische Regime.

Im Rahmen einer grösseren Ausstellung wurden Ais Werke 2017 im kantonalen Kunstmuseum in Lausanne gezeigt. In seiner Fotoreihe «Study of Perspective» zeigte er seinen ausgestreckten Mittelfinger vor bekannten Institutionen wie etwa dem Weissen Haus oder dem Eiffelturm. Auch die Schweiz kam in der Reihe vor: Eines dieser Mittelfinger-Fotos nahm Ai Weiwei vor dem Bundeshaus in Bern auf.

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