Donnerstag, April 17

Fallende Kurse in den USA machten die Hoffnung auf eine Wende zunichte. Japans Nikkei-225 sackte wieder um vier Prozent ab. Einige Länder mobilisieren Hilfsprogramme.

Nach der Erholung vom Vortag setzen die asiatischen Börsen die Talfahrt der Wall Street fort. Der japanische Nikkei-225-Index verlor bereits in der ersten halben Stunde vier Prozent. Bis zur Mittagspause fiel er schliesslich um 2,6 Prozent auf 32.147,04 Punkte. Der Topix sank um 2,1 Prozent auf 2.380,84 Punkte.

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Auch andere Märkte von Südkorea über Shanghai und Hongkong bis Singapur gaben zu Handelsbeginn wieder deutlich nach. Es dominiert wieder die Angst vor einer Eskalation des Handelskrieges. Denn US-Präsident Donald Trump hält daran fest, ab Donnerstag Zölle von über 100 Prozent auf chinesische Produkte zu erheben.

Die Verhärtung im Zollkrieg verunsichert die Anleger. Der Stratege Naka Matsuzawa von der japanischen Investmentbank Nomura meint zwar, dass sich die Aktienkurse einem Niveau näherten, auf dem allgemein mit einer Erholung zu rechnen sei. Doch die steigende Volatilität bei Aktien und die Kreditspreads bei Unternehmensanleihen trüben für ihn die Aussichten.

«Wenn die US-Zölle wie geplant und ohne Schonfrist eingeführt werden, könnte es zu einem finanziellen Schock im Kreditzyklus kommen», warnt Matsuzawa – mit lang anhaltenden Folgen für den Aktienmarkt. Das Problem: Solange sich die Ausschläge auf den Aktienmarkt begrenzen, ist eine schnelle Trendwende möglich. Aber nach einem Finanzschock könnte es ein Jahr dauern, bis sich die Märkte wieder erholen, meint Matsuzawa, «und nach einem Wirtschaftsabschwung mehrere Jahre.»

Die neue Vorsicht spiegelte sich auch auf den Devisen- und Anleihemärkten wider. Der Dollar schwächte sich erneut ab. Gegenüber dem Yen fiel er zeitweise um 1,5 Prozent auf 145 Yen. Dies war ein weiterer Belastungsfaktor für die Aktien. Denn bei einem steigenden Yen drohen den Unternehmen Währungsverluste. Im Gegenzug sank die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen um 0,005 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent, da die Anleger sicherere Anleihen bevorzugten.

China prescht bei Markteingriff voran

Die wachsenden Risiken haben bereits die Regierungen auf den Plan gerufen. China ist bereits im grossen Stil aktiv geworden, um den historischen Einbruch der Aktienmärkte am Montag zu begrenzen. Am Dienstag erholte sich der Markt, weil die Regierung den Markt über mehrere Kanäle stützte.

An erster Stelle stand das so genannte «Nationalteam», der staatliche Fonds Central Hujin Investment. Er kaufte ETFs, um das «reibungslose Funktionieren der Kapitalmärkte» zu gewährleisten.

Zudem erhöhte die Regierung die Obergrenzen für den Aktienbesitz von Versicherern, um auf diesem Weg die Kurse zu stützen. Darüber hinaus kündigten viele Staatskonzerne Aktienrückkäufe an. Andere börsennotierte Unternehmen folgten dem Aufruf der Regierung und kauften eigene Aktien zurück.

Eine Trendwende ist jedoch nicht in Sicht. Denn die chinesische Regierung hat versprochen, den Zollkrieg «bis zum Ende» zu führen. Am Mittwoch fiel der Shanghai Composite Index zu Handelsbeginn um 1,7 Prozent auf 3.091,9732 Punkte. Der Hangseng-Index in Hongkong gab sogar um 3,2 Prozent auf 19.490,51 Punkte nach.

Andere Regierungen könnten folgen

Die japanische Regierung greift zwar noch nicht direkt in den Aktienmarkt ein, hat aber finanzielle Hilfsprogramme für von Zollerhöhungen betroffene Unternehmen aufgelegt. Anleger fragen sich aber bereits, ob die Bank of Japan wieder börsennotierte Aktienfonds (ETFs) aufkaufen könnte, um den Markt zu stützen.

Noch ist es nicht so weit, meinen die Analysten von Morgan Stanley MUFG Securities. Denn die Notenbank will dieses Instrument eigentlich auslaufen lassen, weil es ihre Ausstiegsstrategie verzögern würde. Eigentlich will die japanische Notenbank die immer noch niedrigen Zinsen von derzeit 0,5 Prozent anheben, um ihre Geldpolitik weiter zu normalisieren.

In Südkorea erklärte die Finanzaufsicht am Mittwoch, dass Stützungsmassnahmen vorbereitet werden müssten. Der Kospi lag am Vormittag zeitweise um mehr als ein Prozent im Minus.

In Taiwan wurde der nationale Stabilisierungsfonds bereits ermächtigt, Aktien zu kaufen. Es wäre das neunte Mal seit der Gründung des Fonds im Jahr 2000, dass dieser Mechanismus aktiviert wird. 15 Milliarden Dollar stehen dem Fonds zur Verfügung, eine beträchtliche Summe für den kleinen taiwanesischen Aktienmarkt. Taiwans Taiex sank am Mittwoch um 1,8 Prozent und liegt nun 19 Prozent unter dem Wert vom 2. April, dem Tag, als US-Präsident Trump seine Zölle ankündigte.

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