In Deutschland sorgte Henning Conle für einen Politskandal. Nun zeigen NZZ-Recherchen: Er ist in der Schweiz politisch aktiver als bisher bekannt.

Den Politikern ist ein kunstaffiner Herr angekündigt. Ein Mann mit einer Vorliebe für das Malen von Aktbildern, grossem Vermögen – und mit Sympathien für die politischen Ziele ihrer Partei.

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Der Milliardär Henning Conle empfängt seine Gäste – einflussreiche Vertreter der Schweizerischen Volkspartei (SVP) – am Zürichsee zum Dinner. Bei den Treffen geht es ums Kennenlernen, um Vernetzung. So berichten es der NZZ mehrere Personen, die an solchen Essen teilgenommen haben.

Die Treffen finden während Jahren immer wieder statt, mindestens seit 2010. Conle, gebürtiger Deutscher, ist damals öffentlich kaum bekannt. Sein Name ist noch nicht mit illegalen Spenden an die Alternative für Deutschland (AfD) verknüpft. Er ist noch nicht der «Schattenmann», das «Phantom vom Zürichberg», als die er heute gilt.

Seine SVP-Gäste wissen nach eigenem Bekunden wenig über ihn. Nur dass er im Herbst gern Hirsch auftischt, selbst geschossen. Und dass er, zumindest auf sie, introvertiert und zurückhaltend wirkt.

Wie viele solche Anlässe es gab und welche Ziele der Milliardär damit genau verfolgte, bleibt unklar. Denn Conle schweigt zu allen Fragen.

Sicher ist: Der Ort der Nachtessen ist nicht jedes Mal derselbe, immer aber sollen sie am See stattgefunden haben. Zum Beispiel in Conles dreistöckiger Villa in der Goldküstengemeinde Küsnacht. Ein ehrwürdiges Steingebäude von 1911, mit Umschwung und Anlegeplatz, direkt an einer der begehrtesten Wohnlagen der Schweiz.

Den Gästen wird es bescheiden als «Bootshaus» angekündigt.

Unter ihnen sind immer wieder auch prominente Vertreter der Volkspartei. So etwa der heutige Bundesrat Albert Rösti, wie CH Media kürzlich berichtete. Für die Politiker sind es gemäss eigener Auskunft informelle, soziale Anlässe. Rösti beschreibt das Essen als «geselliges Beisammensein unter Parteifreunden». Vor acht Jahren war er dabei, damals noch als Parteipräsident.

Auch Nationalrat Thomas Matter sagt gegenüber der NZZ, dass er vor rund acht Jahren an einem solchen Essen teilgenommen habe. Matter ist in der SVP-Leitung für die Finanzen zuständig. «Es war ein Vernetzungstreffen mit SVP-Vertretern aus der ganzen Schweiz», sagt er. Der Gastgeber habe dafür die Örtlichkeit zur Verfügung gestellt.

Andere bei Conle eingeladene SVP-Politiker berichten von weitergehenden Interessen: Man habe auf Spenden des vermögenden Gastgebers gehofft, sich bei ihm finanzielle Unterstützung holen wollen. Ein Umstand, der, wie die Treffen selbst, nie publik wird.

Bis etwas geschieht, womit die Eingeladenen nicht gerechnet haben: Conle, heute 81, erlangt international Berühmtheit – als zentrale Figur in einem Politskandal um geschenkte Millionen für die AfD.

I. Die Spende

Die Plakate sind gelb, grell und wirken wie von einem Praktikanten gestaltet. «Weiter Arbeitsplätze vernichten mit CSU + Rot/Grün?», steht zum Beispiel darauf. Und zuunterst: «Deshalb AFD! Die bürgerliche Alternative».

Wenige Wochen vor der deutschen Bundestagswahl tauchen sie Anfang Jahr in ganz Deutschland auf und sorgen für Aufsehen. Nicht weil ihre Gestaltung so gar nicht zu den restlichen AfD-Plakaten passt, sondern weil sie das Resultat der grössten Spende sind, die die Partei je erhalten hat.

2,35 Millionen Euro hat die Plakatkampagne gekostet. Geld, das laut AfD aus Österreich stammt, vom Unternehmer Gerhard Dingler, einst aktiv in der rechtspopulistischen FPÖ. Die Millionen stammten aus seinem Privatvermögen, beteuert der Unternehmer. Doch die österreichischen Behörden haben einen anderen Verdacht: Dingler ist bloss ein Strohmann für den eigentlichen Spender.

Genau das ist laut dem deutschen Parteiengesetz jedoch verboten. Es gilt: Wer spendet, muss auch mit Namen dazu stehen.

Auch in Österreich laufen deshalb Ermittlungen wegen Geldwäsche und verdeckter Parteienfinanzierung. Das zentrale Beweisstück: eine Schenkungsurkunde, die Dingler kurz vor Weihnachten 2024 seiner Bank aushändigte. Es geht um einen Betrag, der fast identisch ist mit dem, der später an die AfD-Kampagne bezahlt wurde.

Der Urheber der Transaktion: Henning Conle, der verschwiegene Unternehmer mit dem Bootshaus am Zürichsee.

«Spiegel» und «Standard» machen den Fall im Februar publik, die AfD bestreitet, vom Ursprung des Geldes etwas geahnt zu haben. Das «Phantom» Conle wird zum prominenten Thema im deutschen Wahlkampf. Am vergangenen Donnerstag hat die deutsche Bundestagsverwaltung ein offizielles Prüfverfahren in Sachen Conle-Spende an die AfD eingeleitet.

Es ist nicht das erste Mal. 2017, im Wahlkampf für den Bundestag, flossen insgesamt 132 000 Euro aus der Schweiz an den AfD-Kreisverband Bodensee, versehen mit dem Vermerk «Wahlkampfspende Alice Weidel Socialmedia».

Das Geld, ausbezahlt in 17 unauffälligen Tranchen, stammte angeblich von der Firma eines Zürcher Drogeriebesitzers, der am Zürichberg ein Geschäft betreibt. Dieser musste jedoch bald zugeben, dass die Spende in Wahrheit von einem «reichen Mann vom Zürichberg» kam, für den der Betrag nicht der Rede wert sei. Er trage «100 000 Franken im Hosensack herum».

Dieser Mann war, wie sich bald herausstellte: Henning Conle, der ganz in der Nähe der fraglichen Drogerie mehrere Villen besitzt. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Konstanz musste die AfD 2020 ein Strafgeld von 396 000 Euro bezahlen, wegen der verschleierten Herkunft der illegalen Spende.

Conle selbst soll mindestens seit 2015 in Kontakt mit der AfD-Führung stehen. Das zumindest schrieb die ehemalige Parteichefin Frauke Petry 2021 in ihrem Buch «Requiem für die AfD». Laut diesem hat Conle sich drei Mal mit ihr und ihrem Co-Chef Jörg Meuthen getroffen. Thema, unter anderem: eine finanzielle Unterstützung der Partei.

Von Petry stammt auch die einzige Beschreibung Conles, von dem bis heute kein öffentlich bekanntes Bild existiert. Sie lautet: «dunkle Hornbrille, Lederjacke, kurzer Bart, wenig Haar».

Bei ihrem ersten Treffen, so Petry, habe Conle sie gefragt, was die stärkste Triebkraft des Menschen sei. Neid und Gier, habe sie geantwortet. Falsch, soll er entgegnet haben. Es sei die Angst.

II. Das Phantom

Ulrich Schlüer erinnert sich gut an sein Treffen mit Henning Conle. Vier Jahre ist es her, ein heisser Sommertag in Conles Anwesen am Zürichsee. Im Garten seien sie gesessen, erzählt Schlüer, und hätten über Politik gesprochen.

Schlüer, heute 80, ist ehemaliger SVP-Nationalrat und war bis vor kurzem Herausgeber der nationalkonservativen «Schweizerzeit». Er stieg einst als Sekretär von James Schwarzenbach, dem Vater der «Überfremdungsinitiative» von 1970, in die Politik ein. Später wurde er zu einem engen Weggefährten des SVP-Doyens Christoph Blocher. In der Partei politisierte er stets am rechten Rand – mit klarer Kante gegen Ausländer, die EU und die Legalisierung von Abtreibungen.

Wie es zum Treffen mit Conle gekommen sei, sei ihm entfallen, sagt Schlüer. Was er aber noch wisse: «Es war ein spannendes Gespräch, mit einem politisch interessierten Gegenüber.» Über die damalige Strommangellage hätten sie sich unterhalten, über die bewaffnete Schweizer Neutralität und die Europäische Union.

Um die AfD sei es höchstens am Rand gegangen, um Conles Spende an die Partei gar nicht. «Ich habe ihm erzählt, dass wir vor zehn Jahren als erste Schweizer Zeitung ein Interview mit Alice Weidel geführt haben», sagt Schlüer. «Das hat ihn sehr interessiert.»

Conle, sagt Schlüer, sei «ganz klar ein Konservativer». Man sei sich bei vielem einig gewesen. Er gehöre unterdessen auch zu den Gönnern der «Schweizerzeit».

Den Betrag, mit dem Conle die Zeitung unterstützt, will Schlüer nicht nennen. Aber, fügt er lachend an: «So hohe Summen, wie medial herumgereicht werden, können wir uns nur wünschen.»

Dass ausgerechnet Schlüer ein privates Treffen mit Conle zugebilligt wurde, ist durchaus sprechend. Immer wieder haben Journalisten in den vergangenen Jahren versucht, mit Conle über seine politischen Aktivitäten zu reden. Sämtliche Anfragen – auch jene der NZZ für diese Recherche – blieben unbeantwortet.

Gleichzeitig verschwinden immer wieder alte Presseberichte über seine Familie. So etwa ist ein Artikel in der «Bilanz» von 2015 in der Schweizerischen Mediendatenbank nicht mehr abrufbar.

In dem Bericht wird unter anderem über die Einbürgerung des Ehepaars Conle in Zürich berichtet. Eine Einbürgerung, die 50 000 Franken gekostet haben soll. Wie es zu diesem aussergewöhnlich hohen Betrag gekommen ist, will die Stadt Zürich auf Anfrage der NZZ nicht kommentieren.

Online nicht mehr abrufbar ist auch ein Eintrag über Henning Conle in der «Bilanz»-Liste der 300 reichsten Schweizer von 2016 und 2017. Er belegte dort zuletzt Rang 119, mit einem geschätzten Vermögen von 1,25 Milliarden Franken.

Das bewegt sich in derselben Grössenordnung wie das, was die britische «Sunday Times» ihm und seiner Familie 2024 zurechnete: Umgerechnet 1,3 Milliarden Franken schwer sollen die Conles sein, vor allem dank einem hochkarätigen Immobilienportfolio in der Londoner Innenstadt.

Was aufgrund britischer Transparenzvorschriften ausserdem bekannt ist: Eine von Conle und seiner Tochter geführte Firma hat in den letzten fünf Jahren über eine Viertelmillion Pfund – rund 285 000 Franken – an den «Carlton Club» in London gespendet, eine altehrwürdige Institution, die laut «Guardian» als Spendevehikel der britischen Tory-Partei fungiert.

Gemäss der britischen Wahlkommission floss die letzte Tranche erst im Januar dieses Jahres. Die Art der Überweisung war dieselbe wie in den Jahren zuvor: «Cash».

III. Der Immobilientycoon

Den Grundstein für Henning Conles Reichtum legte nicht er selbst, sondern sein Vater.

Heinz Conle, ein Sozialdemokrat aus dem Ruhrgebiet, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mit Immobiliengeschäften reich. Laut «Spiegel» profitierten er und sein Bruder Kurt von lukrativen öffentlichen Aufträgen, bauten beispielsweise Tausende von Sozialwohnungen.

Sein Sohn Henning setzte die Immobiliengeschäfte von Duisburg aus fort, kaufte in deutschen Grossstädten en masse Wohnhäuser, oftmals unsanierte Altbauten. Das sorgte immer wieder für Kritik: Mieter warfen ihm vor, seine Liegenschaften verrotten zu lassen und überrissene Mieten zu verlangen. Conle liess die Vorwürfe bestreiten.

Sein Ruf als «Immobilienhai» war allerdings derart schlecht, dass selbst die Firmengruppe seines Onkels Kurt sich von ihm distanzierte. «Wir möchten auf keinen Fall mit Henning Conle und seinen Geschäften verwechselt werden», sagte deren Geschäftsführer 1992. Die Verwandten verlegten dafür sogar ihren Firmensitz.

Nach dem Fall der Berliner Mauer weitete Conle seine Geschäfte auf den Osten aus. In Städten wie Berlin, Magdeburg oder Leipzig erwarb er für einen Spottpreis Immobilien ehemaliger Staatsbetriebe. Das wurde 1994 auch Thema im Deutschen Bundestag. Dort warf ihm der Linke-Abgeordnete Gregor Gysi vor, sich im Lauf der Privatisierungswelle 42 hochkarätige Objekte auf zweifelhafte Weise angeeignet zu haben.

Dies, indem er einen «Strohmann» in den zuständigen Betrieb eingeschleust und durch ihn die Bewertung der Immobilien manipuliert haben soll, wie die «Berliner Zeitung» damals berichtete.

Auch in England begann Conle in den 1990er Jahren zu investieren, dort jedoch mit einem Fokus auf Prestigebauten. In London gehören seiner Familie bekannte Gebäude wie das Shell Mex House an der Themse oder die Kensington Roof Gardens, ein 6000 Quadratmeter grosser Dachgarten mitten in der Grossstadt.

Die Käufe sollen laut dem «Independent» und der «Süddeutschen Zeitung» über ein internationales Firmengeflecht getätigt worden sein, in dem wiederum ein erfahrener Liechtensteiner Treuhänder eine zentrale Rolle spielt. Dieser will sich auf Anfrage der NZZ nicht zum Fall Conle äussern und verweist auf sein Berufsgeheimnis.

Kaum durchschaubar bleibt Conles Geschäftstätigkeit in der Schweiz. In Zürich beispielsweise ist er offiziell an bloss zwei Firmen beteiligt: einem medizinischen Startup, das von einem Chefarzt der Universitätsklinik Balgrist geführt wird. Und einer Beteiligungsgesellschaft, die als Gründerin eine Firma auf den Britischen Jungferninseln aufführt, einem Steuerparadies. Sein Sohn führt hierzulande ausserdem mehrere Immobilienfirmen.

Ähnlich diskret wie bei seiner Geschäftstätigkeit ist Conle, wenn es um sein politisches Engagement in der Schweiz geht. Und doch hat er auch hier Spuren hinterlassen.

IV. Die Klima-Flyer

Im Mai 2023, kurz bevor die Schweizer Stimmbevölkerung über ein neues Klimagesetz abstimmt, erhalten sämtliche Haushalte des Landes Post. Sie besteht aus einem Flyer, Grösse A 4, «Komitee Rettung Werkplatz Schweiz» steht darauf. Zu sehen ist ein Männlein, das an dem Ast sägt, auf dem es steht.

Darunter wird mit eindringlichen Worten vor dem Gesetz gewarnt: Von kalten Wintern, Stromausfällen und einer Zerstörung der Natur ist die Rede. Werde die Vorlage angenommen, seien die Folgen gravierend: «Autofahren können nur noch Reiche. Wir verarmen.»

Dabei, so heisst es auf dem Flugblatt, habe von Menschen erzeugtes CO2 doch «eine kaum messbare Wirkung» auf die Klimaerwärmung. Das würden nur «sogenannte Klimawissenschaftler» behaupten mit ihren «Panik erzeugenden theoretischen Klimamodellen».

Die Aussagen stehen ohne klaren Absender da. Letzterer ist aber schnell gefunden: ein lokaler SVP-Politiker aus Stäfa am Zürichsee. Ob er die Aktion allein finanziert hat, ist allerdings fraglich. Die Tamedia-Zeitungen beziffern die geschätzten Kosten auf rund eine Million Franken, davon allein 600 000 für den Versand der Flyer.

Zu seinen Geldgebern befragt, sagt der Politiker bloss: «Es sind viele.»

Einer von ihnen – das zeigen nun Recherchen der NZZ – soll Henning Conle gewesen sein.

Zwei Personen aus dem Umfeld des Stäfner SVP-Manns sagen unabhängig voneinander, dass Conle den Flyer-Versand finanziell unterstützt habe. Dazu würde passen, dass der gut vernetzte Lokalpolitiker gemäss mehreren anwesenden SVP-Vertretern auch die regelmässigen informellen Treffen in Conles Bootshaus mitorganisiert haben soll.

Weder Conle noch der Lokalpolitiker reagierten auf Kontaktversuche und Fragen der NZZ.

Was jedoch bekannt ist: Schon sechs Jahre zuvor trat ein «Henning Conle» – der 81-jährige Unternehmer und sein Sohn tragen beide diesen Namen – als Unterstützer der SVP auf. 2017, bei der Feier zum 100-Jahr-Jubiläum der Partei, ist er im Parteiblatt «Zürcher Bote» als «grosszügiger Spender» gelistet, gleich neben bekannten Parteigrössen wie Christoph Blocher, Thomas Matter oder Walter Frey.

Der Präsident des zuständigen Organisationskomitees wird gleich darunter ebenfalls verdankt. Es ist derselbe Stäfner SVP-Politiker, der Jahre später die Flyer zum Klimagesetz verschicken wird.

V. Der «Mustermann»

Ein Donnerstagnachmittag im März, durch Küsnacht rauscht bereits der Vorabendverkehr. Verlassen liegt das mehrstöckige «Bootshaus» von Henning Conle da, abgeschirmt von einer efeubewachsenen Mauer. Die Vorhänge sind zugezogen, die Räume liegen im Dunkeln. Am Klingelschild steht kein Name.

Dasselbe Bild bietet sich einige Kilometer weiter in einem ruhigen Villenquartier am Zürichberg, der teuersten Wohngegend der Stadt. Wieder ein altehrwürdiger Bau, wieder Gemäuer, wieder ein Klingelschild. Diesmal mit einem Namen: «Mustermann».

Hier, in zwei nebeneinander gelegenen Villen, haben Conles Ehefrau und sein Sohn ihren offiziellen Wohnsitz. Gemäss Auskunft der Stadt Zürich versteuerte sie zuletzt ein Jahreseinkommen in tiefer zweistelliger Millionenhöhe – und ein Vermögen von null Franken. Der Sohn dagegen versteuert ein Vermögen in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe, sein Einkommen ist im tiefen einstelligen Millionenbereich.

Henning Conle senior ist in der Stadt Zürich weder gemeldet noch steuerpflichtig – trotz Einbürgerung und diversen politischen Aktivitäten. Auch in Küsnacht, wo er neben dem «Bootshaus» noch mindestens zwei weitere Immobilien am See besitzt, ist er den Behörden nicht bekannt. Offiziell residiert er in London, im Stadtteil Kensington.

Dennoch ist er dem stillen Wohnquartier am Zürichberg offensichtlich verbunden. Die Villen von Frau und Sohn gehören laut Grundbuch ebenso ihm wie drei angrenzende Häuser, eine Eigentumswohnung und ein Mehrfamilienhaus eine Strasse weiter.

Auch einen Privatjet samt eigener kleiner Fluggesellschaft besitzt die Familie. Er ist auf einem diskreten Mini-Flughafen in Süddeutschland stationiert – nur 16 Flugminuten von Zürich entfernt. Das Modell, eine Dassault Falcon 900LX, ist eines, wie es auch das britische Königshaus führt. Und der Schweizer Bundesrat, allerdings in einer älteren Variante.

Im nahen Österreich schliesslich gehören der Familie unter anderem ein Schloss, ein Hotel und ein Forstgut mit acht Jagdrevieren, 2023 gekauft für 130 Millionen Euro.

Bemerkenswert ist, wie unbekannt der Unternehmer trotz all diesen Besitztümern, all seinen Immobilien und Geschäften ein Leben lang blieb. Selbst seine politischen Aktivitäten in der Schweiz wären ohne die AfD-Spendenaffäre wohl nie öffentlich geworden.

Denn anders als in Deutschland waren geheime Spenden hierzulande bis vor wenigen Jahren nicht verboten.

Zwar gelten in der Schweiz seit 2023 gesetzliche Transparenzvorschriften. So müssen etwa Spenden von über 15 000 Franken und Kampagnenbudgets über 50 000 Franken offengelegt werden. Doch Conles vermutete Zuwendungen an die SVP fallen in die Zeit davor. Und auch die gegenwärtigen Regeln lassen anonymen Gönnern Möglichkeiten, unerkannt zu bleiben.

Die Partei, die sich stets am stärksten gegen die neuen Transparenzvorschriften wehrte, ist die SVP. Für deren Exponenten ist klar: Müsste jede Spende offengelegt werden, bestünde die Gefahr, dass Privatpersonen wegen ihrer politischen Meinung an den Pranger gestellt würden.

Gut möglich, dass Henning Conle genau diese langjährige helvetische Spendenkultur auf sein Geburtsland anwandte. Doch genau dadurch kam er mit dem Gesetz in Konflikt – und wurde zur öffentlichen Figur.

Genau das also, was er immer vermeiden wollte.

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