Mittwoch, Januar 15

Im Heck der Sauber-Rennwagen wird weiter ein italienischer Leasing-Motor stecken – wohl bis Audi 2026 in die Formel 1 einsteigt. Der deutsche Konzern hat unterdessen sein milliardenschweres Engagement bekräftigt. Pläne von Alfa, zum Sauber-Konkurrenten Haas zu wechseln, haben sich zerschlagen.

Seit Freitag ist es offiziell: Nach sechs Jahren ist der Markenname Alfa Romeo von den Rennwagen des Schweizer Formel-1-Teams Sauber verschwunden, und die ursprüngliche Firmenbezeichnung kehrt in die Meldeliste für die WM zurück.

Im Hinblick auf die neue Grand-Prix-Saison, die am 2. März 2024 beginnen wird, sind nun anstelle der italienischen Automarke zwei andere Sponsorennamen für die Nennung beim Weltverband FIA berücksichtigt worden, und so werden die Hinwiler bald als «Stake F1 Team Kick Sauber» an den Start gehen. Die beiden australischen Geldgeber waren bereits in der abgelaufenen Saison auf den Autos der Stammfahrer Valtteri Bottas und Zhou Guanyu zu sehen, nun bekommen sie prominentere Rollen.

Neben der offiziellen Bezeichnung, die das Zeug zum Zungenbrecher hat, wird in den Ergebnislisten traditionell nur der Name des Chassis genannt. Diese Rechte hat die Streamingplattform kick.com erworben. Stake, ein getrennt von Kick operierendes Online-Kasino, unterliegt in einigen Ländern Werbebeschränkungen.

Das deutsche Fachmagazin «Auto, Motor und Sport» hat daher bereits kurz nach der Bekanntgabe der neuen Bezeichnung verkündet: «Ab sofort heisst das Team auch bei uns wieder einfach nur Sauber – zumindest so lange, bis Audi das Ruder übernimmt.» Ab 2026 soll Sauber als Werksteam von Audi unterwegs sein.

Aufgrund der Zwischenlösung scheint fraglich, ob für die Namensrechte ähnlich hohe Erlöse wie zuvor mit Alfa Romeo erzielt werden können, die auf 20 Millionen Franken geschätzt worden waren. Die bisherige Namensgebung war dem Wunsch des Motorenlieferanten Ferrari geschuldet, der die Konzernmarke Alfa ohne aktive technische Beteiligung promoten wollte.

2026 wird das Reglement in der Formel 1 um einen hohen Elektro-Anteil am Motor ergänzt

Bis Audi das neue Aggregat für den Reglementwechsel in zwei Jahren stellt, wird im Heck der Sauber-Rennwagen weiter ein italienischer Leasing-Motor stecken. Das ist auch einer der Gründe, warum die berühmten vier Ringe aus Ingolstadt bei Sauber nach aussen hin noch nicht auftauchen. Audi investiert dafür bereits kräftig in die Strukturen. Die Zusatzfinanzierung für das laufende Tagesgeschäft durch Sponsoring ist höchst willkommen.

Wenn Audi in zwei Jahren komplett erscheint, dürften andere Sponsoren als heute zu sehen sein und auch der Name Sauber wieder entfallen. Für Alfa Romeo war es nach der Audi-Beteiligung nicht mehr möglich, Geldgeber zu bleiben. Pläne der Italiener, zum Konkurrenten Haas zu wechseln, haben sich zerschlagen.

Die Ereignisse in dieser Woche haben bei Audi sowohl Bewegung als auch Beruhigung ins Formel-1-Projekt gebracht. Dieses wurde in letzter Zeit von Gerüchten um einen Ausstieg der Marke umrankt, nachdem der Befürworter Markus Duesmann seinen Posten an der Spitze des Konzerns hatte räumen müssen.

Nun hat der neue Audi-Vorstandschef Gernot Döllner – nach einer Schweigepflicht während der ersten hundert Tage auf seinem Posten – im Rahmen eines ersten Interviews ein Bekenntnis zum Formel-1-Engagement abgegeben. Dem «Handelsblatt» sagte der ehemalige Porsche-Manager nüchtern: «Es gibt eine klare Entscheidung vom Vorstand und von den Aufsichtsräten von Audi und Volkswagen, dass Audi 2026 in die Formel 1 einsteigt. Der Plan steht.»

Zuvor war durchgesickert, dass Döllner nach einer neuerlichen Prüfung des milliardenschweren Engagements positive Signale an den zuständigen Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann ausgesendet habe. Dieser hatte in einer Management-Konferenz noch einmal geschildert, dass Audi von der Königsklasse erheblich profitiere.

2026 wird das Reglement in der Formel 1 um einen hohen Elektro-Anteil am Motor ergänzt, was den Einstieg für Automobilhersteller in die boomende Serie attraktiver macht. Kosten sind in der Zukunft durch ein Budget-Cap gedeckelt, bei einem jetzigen Ausstieg wären für Audi die hohen Anlaufinvestitionen verloren gewesen.

Für die Winterpause wird erwartet, dass Audi einen weiteren Anteil am Paket der Sauber Motorsport AG übernimmt, was dem deutschen Unternehmen die Mehrheit der Stimmrechte bringen dürfte. Nach der kompletten Abwicklung des Geschäfts soll nur noch eine Sperrminorität beim bisherigen Sauber-Besitzer Finn Rausing verbleiben.

Eine Schlüsselrolle spielt der Technikchef James Key

Schon jetzt ist hinter den Kulissen in Hinwil Andreas Seidl als CEO der starke Mann. Der Deutsche schafft neue Strukturen und wirbt Personal an. Das wird durch das Audi-Bekenntnis nun wieder leichter. Erwartet wird, dass Seidl in zwei Jahren als Teamchef auch an der Rennstrecke übernimmt. Zuletzt war der Jurist Alessandro Alunni Bravi als Repräsentant jeweils vor Ort.

Dessen Erwartung für die neue Saison ist nach dem enttäuschenden zweitletzten Platz in der diesjährigen Konstrukteurswertung eher eine unternehmerische als eine sportliche. Die Anzahl von 500 Sauber-Mitarbeitern sei bereits überschritten. Eine Schlüsselrolle dabei spielt der Technikchef James Key, der im Herbst die Arbeit aufgenommen hat.

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