Freitag, Oktober 4

Der Parteichef der CDU hat erneut mit einer Aussage gegen Migranten provoziert – meinen jedenfalls seine Gegner. Doch sie lassen ein wichtiges Detail aus.

Er hat es wieder getan, angeblich. Mit einem Nebensatz hat Friedrich Merz vermeintlich abermals sein eindimensionales, ausländerfeindliches Weltbild offengelegt. So zumindest dachten Gesundheitsminister Karl Lauterbach und einige andere, die beim Scrollen auf einen 14-sekündigen Videoschnipsel des CDU-Chefs bei einer Wahlkampfrede in Brandenburg stiessen.

Was sagt Merz dort? «Schaut euch die Schulen an, schaut euch die Wohnraumsituation an, schaut euch die Universitäten an, schaut euch die Krankenhäuser an, schaut euch die Arztpraxen an. Schaut euch an, welche Konsequenzen es hat, wenn ein Land überfordert ist.»

Lauterbach reagierte auf die 14 Sekunden mit demonstrativer Entrüstung: «Er macht es wieder, Ausländerhetze in Reinform. In Brandenburg gibt es chirurgische Abteilungen, in denen der Ausländeranteil in der Weiterbildung 100 Prozent beträgt. Ohne diese Ärzte würde dort schon lange nicht mehr operiert. Friedrich Merz vertreibt diese Ärzte, sie werden fehlen.» Journalisten sprangen ihm bei. Ein «Zeit»-Redakteur monierte: «In Krankenhäusern in Thüringen ist jeder vierte Arzt Ausländer. Weiss Merz das nicht? Interessiert es ihn nicht?»

CDU-Chef spricht von «phantastischen Menschen»

In der Tat sprach Merz an dieser Stelle seiner Rede über die Aufarbeitung der Politik der offenen Grenzen unter der Merkel-CDU. Er kritisierte seine Partei, die die Nachteile dieser Politik nicht klar genug gesehen habe. «Und es gab viele, die gesagt haben, das sei doch eigentlich gar nicht so falsch gewesen. Und dann haben wir gesagt, schaut euch einmal diese Zahlen an. Schaut euch die Konsequenzen an, die das hat.»

Aber weder der SPD-Minister noch andere Empörte haben sich offenbar die Mühe gemacht, den Gesamtkontext seiner Rede zu betrachten. Der Schnipsel stammt aus einer Passage, in der Merz über die negativen Auswirkungen der illegalen Migration spricht. Er thematisiert den Terroranschlag in Solingen, Messerattacken sowie sexuelle Übergriffe und Gruppenvergewaltigungen, bei denen Migranten überproportional häufig beteiligt sind. «Weil sie gegenüber Frauen völlig respektlos sind», sagt er sehr deutlich.

Auch Journalisten üben fehlgeleitete Kritik an Merz

Immer wieder gehen kurze Clips von Merz viral. Ins politische Gedächtnis der Nation brannte sich etwa Merz’ Aussage in der Sendung des ZDF-Moderators Markus Lanz über «kleine Paschas» ein. Oft lassen Kritiker allerdings wesentliche Punkte seiner Aussagen weg, um ein bestimmtes Bild von Merz in die Welt zu setzen. So auch in diesem Fall.

Denn der CDU-Vorsitzende weiss sehr wohl, dass viele Ärzte einen Migrationshintergrund haben und gebraucht werden, anders als seine Kritiker behaupten. Er spricht es in der etwa zwanzigminütigen Rede mehrfach an: «Und damit hier keine Missverständnisse entstehen», sagt er. «Die Mehrheit derer, die zu uns kommen und die schon lange hier sind, ist in dieses Land gut integriert.»

Merz nennt explizit die «vielen Betriebe, Krankenhäuser, Gastwirtschaften und das Hotelgewerbe», in denen ohne Zugewanderte nichts mehr ginge, und lobt die «phantastischen Menschen», die ihren Platz in Deutschland gefunden hätten. «Selbstverständlich sind sie akzeptiert und auf Dauer auch in Deutschland willkommen. Sie sind Teil unseres Landes», betont er.

Diesen Teil seiner Rede haben seine Kritiker ausgelassen. Und man muss befürchten, dass sie das bewusst taten. Schliesslich müssten sie sonst ihr Bild eines vermeintlich rechten Scharfmachers korrigieren.

Exit mobile version