Freitag, September 27

In Deutschland und Österreich sterben aufgrund von Unwettern Tausende Schwalben. In der Schweiz ist vor fünfzig Jahren Ähnliches passiert, sie wusste sich aber zu helfen.

Ab in den Süden, der Sonne hinterher: für manche ein Sommerhit, für Zugvögel eine jährliche Reise. So auch für Schwalben.

Von Ende August bis Ende Oktober fliegen Schwalben von Europa nach Afrika. Doch diesen Herbst haben es viele Schwalben nicht in den Süden geschafft. Die Zugvögel wurden von dem Kälteeinbruch und dem Dauerregen Mitte September überrascht, besonders in Ober- und Niederbayern sowie in Österreich.

Mehrere Medien berichten, dass in Deutschland Hunderte und in Österreich gar Tausende Schwalben durch die Unwetter ums Leben kamen. Bilder von Tierschutzvereinen zeigen Dutzende Schwalben, die tot mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden liegen. Der Vogelschutzverein Birdlife Österreich berichtet, dass es sich bei den meisten toten Tieren um Mehlschwalben handelt.

Laut Tierschutz Austria führt der Starkregen dazu, dass die Schwalben schlechter fliegen und sich ihre Nahrungsaufnahme erschwert. Während andere Zugvögel auf dem Boden nach Fressen suchen oder gar Früchte essen können, können das Schwalben nicht. Schwalben sind sogenannte Fluginsektenjäger, sie können nur im Flug fressen. Doch durch den Starkregen und den Kälteeinbruch fliegen keine Insekten und somit keine Nahrung für die Schwalben. Und so verhungern sie in der Luft.

Sterben Schweizer Schwalben?

Die Folge solcher Unwetter für Zugvögel heisst Zugstau. Das bedeutet, dass Zugvögel, die eigentlich schon im Süden Europas sein sollten, in Österreich oder Deutschland feststecken. So sichtbar wie in den letzten Tagen sei dieses Phänomen lange nicht gewesen, schreibt Birdlife Österreich.

Auch in der Schweiz regnet es in den nächsten Tagen. Sind die einheimischen Schwalben dem gleichen Risiko ausgesetzt? Livio Rey, Sprecher der Vogelwarte Sempach, sagt, für ein Szenario wie in Österreich oder Deutschland müsse es mehr als nur ein paar Tage regnen. Daher gebe es in der Schweiz derzeit keinen Grund zur Sorge. Zudem seien die meisten Schwalben schon in den Süden gezogen.

Lokal könnten einzelne tote Schwalben gefunden werden. Livio Rey sagt: «Aber für aussergewöhnlich viele tote Schwalben braucht es deutlich schlechteres Wetter.» Etwa so wie im Jahr 1974.

«Aktion Schwalbenrettung»

Das Wetter im Herbst 1974 war schlecht. So schlecht, dass die Schwalben nicht über die Alpen fliegen konnten und in der Schweiz starben. So schlecht, dass die Schwalben mit dem Flugzeug in den Süden geflogen wurden.

Am 7. Oktober 1974 meldete die NZZ, die Swissair nehme Ladungen mit Schwalben gratis in südliche Destinationen mit. Mit «metallenen Flügeln» würden Tausende von Schwalben aus der Schweiz und dem Elsass in den Süden gebracht. Eingefangen wurden sie von der Bevölkerung. Die Schwalben landeten in der französischen und der italienischen Riviera sowie in Spanien.

Am 8. Oktober 1974 schrieb die NZZ: «Die Swissair brachte im Laufe des Tages mit drei Flügen an die zehntausend Schwalben in den Süden.» Die Tiere, in Pappschachteln verpackt, wurden gefüttert und durch das Flughafenpersonal betreut und registriert. Die Swissair stellte weitere Flüge für die «Aktion Schwalbenrettung» zur Verfügung. Sie wurde von den Fluggesellschaften Air France und Iberia unterstützt.

Es habe sich dabei nicht um die erste Rettungsaktion gehandelt. Frühere Erfahrungen hätten gezeigt, dass solche Rettungen vier bis sieben Tage dauern könnten, wenn das Wetter gleich bleibe.

Neben der Swissair halfen auch die SBB bei der Rettungsaktion. Die Schwalben wurden per Eisenbahn ins Tessin transportiert. Von dort aus sollten sie selber an ihr südliches Reiseziel fliegen.

Am 15. Oktober 1974 vermeldete die NZZ, dass mit den Linienflügen der drei Fluggesellschaften 200 000 Schwalben in den Süden gebracht wurden. 100 000 wurden per Bahn transportiert.

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