Montag, Januar 13

Als Bodybuilder und «Gladiator» machte sich Ralf Moeller einen Namen in Hollywood. Jetzt berichtet er aus dem Feuersturm.

Das Jahr hatte für Ralf Moeller ganz normal angefangen, er drückte Gewichte, während hinter ihm Arnold Schwarzenegger stand. Der «Terminator» motivierte den «Gladiator». Moeller postete ein Video von diesem Workout der beiden Schauspieler im legendären Gold’s Gym am Venice Beach, in einem Vorort von Los Angeles. Kurz danach war nichts mehr normal für Moeller und seine Wahlheimat Los Angeles.

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Seit Dienstag hat ein Feuersturm die kalifornische Metropole erfasst, vor allem die teuren Vororte, in denen viele Prominente leben. So wie Moeller, der wegen der Flammen aus seinem Penthouse in Santa Monica evakuiert worden ist.

Wo befinden Sie sich derzeit, Herr Moeller?

Ich bin in einem Hotel in Culver City untergekommen, wo die MGM-Studios standen. Vor zwei Tagen musste ich mein Penthouse verlassen, so wie alle aus meiner Nachbarschaft. Gott sei Dank steht mein Wohnkomplex noch. Zehn Minuten entfernt liegen die Palisades, da ist alles total zerstört. Freunde und Bekannte von mir haben ihre Häuser verloren, die mussten schnell weg und hatten von heute auf morgen nichts mehr.

Wie haben Sie den Beginn der Brände erlebt?

Ich lebe seit mehr als dreissig Jahren hier. Aber solche Brände, die so schnell und vernichtend und so nah an die Stadt gekommen sind, habe ich noch nie erlebt. Die Santa-Ana-Winde haben wir hier jedes Jahr, sie kommen meist im September oder Oktober. Da freut man sich dann auch mal, wenn leichten Winde aus der Wüste kommen und die stehende Hitze in der Stadt durchwirbeln. Aber jetzt kamen sie als Orkan. Die Böen haben aus einem kleinen Feuer eine riesige Lawine gemacht, die dann auf Hollywood, Bel-Air und die Palisades niederging.

Wann war Ihnen klar, dass dieses Feuer anders ist?

Ich kam aus dem Gym und sah, dass es brennt. Das ist man gewohnt hier, es gibt immer wieder Brände. Über Nacht aber hat sich das Feuer verschlimmert. Als hätte jemand einen Föhn oder einen Laubbläser in die Glut gehalten.

Sie haben dann von Ihrem Balkon aus die Feuer beobachtet und angefangen, zu packen.

Die Behörden haben Benachrichtigungen an die Handys der zu Evakuierenden geschickt, im Fernsehen liefen Live-Schalten, man bekam gleich mit, was da droht. Ich habe mich dann erkundigt: Wo kann ich hin? Ich konnte alle wichtigen Dokumente und Unterlagen einpacken. Andere wurden von den Flammen überrascht, die konnten nur noch springen und abhauen, ohne etwas mitzunehmen. Das Feuer kommt mit einer solchen Geschwindigkeit, das ist der Wahnsinn.

Donald Trump sieht in Gouverneur Gavin Newsom den Schuldigen an den Bränden. Wie beurteilen Sie die Reaktion der Behörden?

Gegen Naturgewalten an sich ist man machtlos. In diesem Fall kam zusätzlich die Politik ins Spiel: Die Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, hat vor einigen Monaten das Feuerwehrbudget gekürzt. Sie strich fast 20 Millionen Dollar im städtischen Haushalt aus der Feuerbekämpfung und verteilte die Mittel auf, sage ich jetzt mal, unwichtigere Dinge. Dabei müsste man gerade hier, wo man es jedes Jahr mit Waldbränden zu tun bekommt, das Feuerwehrbudget doch aufstocken. Nun gibt es nicht genügend Feuerwehrleute, in der Feuerbekämpfung fehlt es an allen Ecken und Enden.

Wie erleben Sie Ihre Mitmenschen in dieser Situation?

Die Menschen sind geschockt. Ist ja klar, viele haben plötzlich alles verloren. Das ist «devastating», wie man in Amerika so schön sagt.

Denken Sie in einer solchen Situation darüber nach, wegzuziehen?

Wer in Los Angeles lebt, muss immer mit Feuern und Erdbeben rechnen. Ich weiss, dass so etwas nicht jeden Monat passiert. Und alle werden aus dieser Katastrophe lernen und Vorbereitungen treffen, damit sie sich nicht in diesem Ausmass wiederholt. Wie gesagt: Die netten Politiker hätten auch jetzt schon viel eindämmen können.

Sie wurden evakuiert, andere Prominente haben ihre Häuser verloren.

Der Komplex, in dem ich in Santa Monica direkt am Strand wohne, ist momentan nicht mehr gefährdet. Klar, kann sich der Wind immer drehen, das kann man nie ganz ausschliessen. Wir hatten Glück. Aber, mein Gott, was an anderen Orten weggebrannt ist! Häuser, die zweistellige Millionenbeträge kosten. Da sagen die einen: «Was interessieren uns die Prominenten?» Einige werden auch sagen: «Ganz gut, dass es mal die Reichen trifft.» Aber es trifft doch alle. Das Feuer entscheidet nicht zwischen Villenbesitzern und Mietern in einem kleinen Apartment. Alle haben was verloren. Und jetzt gilt es, das gemeinsam wieder aufzubauen.

Während die Brände an einigen Orten noch lodern, beginnen anderswo schon die Aufräumarbeiten. Wie werden die Menschen in Los Angeles aus dieser Katastrophe herausgehen?

Na ja, die Amerikaner sind ja einiges gewohnt – und bleiben immer zuversichtlich. Die Zuversicht der Menschen ist das, was dieses Land immer ausgemacht hat. Egal, ob nach den wahnsinnigen Hurrikans in Florida oder den Bränden in Kalifornien. Da sind Menschen, die haben alles verloren und verzweifeln aber nicht, sondern fragen noch: «Wo können wir helfen?» Das ist unglaublich. Ihre Haltung ist: Ein Menschenleben ist endlich, aber ein Haus wieder aufzubauen, das geht immer. Und das werden sie tun. Sie werden mit Zuversicht und Kraft alles wieder aufbauen, was jetzt abgebrannt ist. Auch wenn das zwei, drei Jahre dauert.

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