Mittwoch, November 27

The Hollywood Archive / Imago

Im Juli 1964 drehte eine Filmcrew in den Schweizer Alpen Szenen für den Bond-Film «Goldfinger». Ein Blick zurück.

Es ist eine der Schlüsselszenen des Bond-Films «Goldfinger»: James Bond, gespielt von Sean Connery, verfolgt auf einer steilen Passstrasse in den Schweizer Alpen den Bösewicht Auric Goldfinger und dessen Handlanger Oddjob. Mitten auf der Strecke kommt ihm Tilly Masterson, gespielt von Tania Mallet, in die Quere. Auch Masterson ist hinter Goldfinger her. Sie will den Tod ihrer Schwester rächen.

Die Passstrasse, die Verfolgungsjagd und, vor allem, die Autos: Die Bond-Szene in den Schweizer Alpen ist legendär. Die Dreharbeiten fanden vor genau 60 Jahren statt. Vom 5. bis zum 12. Juli verbrachte eine englische Filmequipe dafür eine Woche in Andermatt. Die Produktionsfirma Eon Productions mietete sich im Hotel «Bergidyll» ein.

Tania Mallet und Sean Connery während der Dreharbeiten auf der Furkapass-Strasse oberhalb von Realp.

Der Film «Goldfinger» ist der dritte Teil der James-Bond-Filmreihe. James Bond wird darin auf den vermeintlichen Goldschmuggler Auric Goldfinger angesetzt. Die Bank of England verdächtigt Goldfinger, Gold aus Grossbritannien zu schmuggeln. Bond folgt Goldfinger von Grossbritannien in die Schweiz, wo dieser eine Fabrik betreiben soll. Wie schon die beiden Bond-Filme davor basiert auch Goldfinger auf einem gleichnamigen Roman des Autors Ian Fleming aus dem Jahr 1959.

Unerwünschte Kritik

Die Dreharbeiten waren zum Teil öffentlich zugänglich. Die ganze Woche lang waren Medienschaffende und Fotografen vor Ort und hielten fest, was die Filmcrew in den Schweizer Bergen veranstaltete.

Auch ein Journalist der NZZ reiste zu dem Anlass in den Kanton Uri, er schrieb: «Die Dreharbeiten dauern eine Woche lang, denn eine Jagd von James Bond ist nicht einfach ein Rennen. Da geht es mitunter recht spektakulär zu und her. Und solche Spektakel herzustellen, braucht Zeit.»

Allerdings, ganz zum Verdruss des NZZ-Journalisten, war ausgerechnet am Tag seines Besuchs das Wetter schlecht. Die Dreharbeiten wurden unterbrochen. Also weilte er im Hotel und stellte Produzenten und Filmcrew unangenehme Fragen. Nach den ersten beiden Bond-Filmen «Dr. No» und «From Russia with Love» hatte es nämlich kritische Berichterstattung gegeben, die deutsche «Zeit» hatte von «Filmen in der Nähe des Faschismus» berichtet. Als der Journalist den Co-Produzenten Harry Saltzman darauf hinwies, antwortete dieser unwirsch. Er sagte: «Leute, die mit meinen Filmen Probleme haben, sind humorlos.»

«Goldfinger» feierte am 17. September 1964 in London Premiere. Der Film war ein riesengrosser Erfolg. Innert kurzer Zeit hatte der Verkauf der Kinotickets dessen Budget wieder eingespielt. Mit «Goldfinger» wurden die Bond-Filme weltberühmt. Bis heute gilt er unter Fans als einer der wichtigsten Bond-Filme aller Zeiten.

Und dann war da noch dieses Auto, das auf der Serpentinenstrasse am Furkapass besonders gut zur Geltung kommt. Der Aston Martin, den Bond die Strasse hochfährt, sollte später Kult werden. Ganz in der Manier des Agenten hatte das silbergraue Auto Gadgets, wie etwa Maschinengewehre unter den Scheinwerfern oder Messer, die Pneus zerfetzen können. Die Gadgets demonstriert Bond im Film allerdings erst später, als es in einer Fabrikhalle zu einem Gefecht mit dem Schurken Auric Goldfinger kommt. Der Film «Goldfinger» gewann ausserdem als erster Bond-Film einen Oscar. Dies in der Kategorie «Beste Toneffekte».

James Bond in Uri, Bern, Graubünden

Im Jahr 2020 haben die beiden Bond-Fans Steffen Appel und Peter Wälty anlässlich dieser Drehtage in den Schweizer Bergen einen Bildband publiziert. Titel: «The Goldfinger Files». Für Appel und Wälty sind diese Tage geschichtsträchtig. Und weil in jenem Sommer 1964 so viele Medienschaffende zugegen waren, gibt es allerhand Material zu zeigen und Geschichten zu erzählen. Etwa, dass die Schauspielerin Tania Mallet erst wenige Tage ihren Führerschein hatte, ehe sie in einem Ford Mustang und mit hoher Geschwindigkeit die kurvige Passstrasse hochfahren musste.

Der Bildband umfasst 192 Seiten und zeigt Filmcrew sowie Schauspielerinnen und Schauspieler vor und hinter der Kamera. Neben der Sequenz auf der Serpentinenstrasse wurden für «Goldfinger» noch zwei weitere Szenen in der Schweiz gedreht: So wurde die Sequenz, die in Goldfingers Fabrikhalle spielt, in den Pilatus-Flugzeugwerken in Stans aufgenommen. Eine weitere Szene spielt an der BP-Tankstelle an der Gotthardstrasse 163 in Andermatt.

Nach dem Sommer 1964 kehrten Filmcrews der Bond-Filme übrigens mehrfach für Dreharbeiten in die Schweiz zurück. Weltberühmt geworden ist etwa eine der Hauptszenen von «On Her Majesty’s Service», die 1968 auf dem Schilthorn im Berner Oberland gedreht wurde.

Bildband: Steffen Appel und Peter Wälty: The Goldfinger Files. Steidl, 2020.

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