Sonntag, Oktober 6

Salsa-Party und ein aufreizender Dresscode: Eine exzentrische Hochzeit spaltet Norwegen.

Der norwegische Königshof war lange einer der beliebtesten Europas. Doch der Rückhalt im Volk bröckelt. 2017 unterstützten 81 Prozent die Monarchie, fünf Jahre später waren es noch 68 Prozent. Unter anderem, weil eine Beziehung das Land spaltet.

Am Wochenende heiratet die norwegische Prinzessin Märtha Louise den Amerikaner Durek Verrett. Das exzentrische Paar widerspricht der zurückhaltenden Tradition des Königshofs: Märtha Louise, 52 Jahre alt, geschieden, verdient mit Esoterik ihr Geld. Ihr zukünftiger Mann, der 49-jährige Verrett, ist Hollywood-Guru, dunkelhäutig, bisexuell, Verschwörungstheoretiker.

Immer wieder landeten Märtha Louise und Verrett in den internationalen Schlagzeilen. 2022 gab das norwegische Königshaus bekannt, dass Märtha Louise von ihren königlichen Pflichten zurückgetreten sei. Umstrittene Aussagen ihres Verlobten Verrett hatten Märtha Louises öffentlicher Wahrnehmung geschadet.

Mit der bevorstehenden Hochzeit erreicht die Empörung über das Paar einen neuen Höhepunkt – und der Ruf der Königsfamilie einen Tiefpunkt.

Sie kennen sich aus einem anderen Leben

Märtha Louise hat zwar ihre königlichen Pflichten abgegeben und steht hinter ihrem jüngeren Bruder Haakon in der Thronfolge. Trotzdem sieht sie sich als Auserwählte. Sie behauptet, sie sei mit übersinnlichen Fähigkeiten geboren worden, habe bereits als Kind mit Bäumen und Blumen gesprochen. Die selbsternannte Hellseherin eröffnete 2017 eine «Engelsschule», sagt, sie könne mit Toten und Engeln kommunizieren.

Der königliche Hof fürchtete einen Reputationsverlust und hat Märtha Louise verboten, den Prinzessinnen-Titel für unternehmerische Zwecke zu verwenden.

2019 lernte Märtha Louise ihren jetzigen Verlobten Durek Verrett durch gemeinsame Freunde kennen. Verrett sagte dem Magazin «People», er kenne Märtha aus einem früheren Leben: «Ich erinnere mich an uns in Ägypten, wo sie meine Königin war und ich ein Pharao.»

So weit, so skurril.

Märtha Louises zukünftiger Ehemann Verrett glaubt an die Reptilien-Verschwörungstheorie, sagt, er sei halb Mensch, halb Reptil. Sein Buch «Spirit Hacking» wurde von norwegischen Verlagen aufgrund haltloser Behauptungen boykottiert. Verrett schreibt darin, dass Krebs bei Kindern durch Unzufriedenheit ausgelöst werde, Chemotherapie wirkungslos sei, Sex ausserhalb einer romantischen Beziehung Geister anziehe, die den weiblichen Geschlechtsorganen schadeten. Und während der Pandemie verkaufte er ein Medaillon, mit dem man angeblich die Viren abwehren kann.

Damit kommt Verrett im fortschrittlichen Norwegen schlecht an. Ein Kolumnist beschrieb ihn als «Hochstapler», «Scharlatan» und als «Gauner». Zeitungen beschuldigten ihn, Falschinformationen zu verbreiten. «Er hat davon gesprochen, Kinder von bösen Geistern zu befreien», sagte eine norwegische Journalistin der «Times of London».

Gewalttätiger Stiefsohn ist nicht dabei

Märtha Louise ist nicht das einzige Sorgenkind der königlichen Familie. Marius Borg Höiby, der 27-jährige Sohn der norwegischen Kronprinzessin Mette-Marit aus einer früheren Beziehung, sorgt in diesen Tagen für dunkle Wolken über dem königlichen Palast. Höiby wurde Anfang August wegen des Verdachts auf Körperverletzung festgenommen. Er soll im Drogenrausch seine Freundin geschlagen und gewürgt und ihre Wohnung verwüstet haben. Und damit das Bild der harmonischen Patchwork-Familie endgültig zerstört haben.

In einer Stellungnahme sagte Höiby, er sei in jener Nacht berauscht gewesen, habe Alkohol getrunken und Kokain konsumiert. Er leide an «mehreren psychischen Störungen» und habe «seit langer Zeit mit Drogenmissbrauch zu kämpfen», wofür er nun eine Behandlung wiederaufnehmen werde.

Höiby wird nicht an der Hochzeit von Märtha Louise und Verrett dabei sein. Die Feierlichkeiten finden in einem kleinen Dorf am Fjord Geiranger statt, einer beliebten Feriendestination. Sie sollen laut Medienberichten bereits am Donnerstag gestartet sein und insgesamt vier Tage dauern. 350 Gäste werden erwartet. Sie werden zu südamerikanischer Salsa-Musik tanzen, statt Ballkleidern wünscht sich das Brautpaar bei der Welcome-Party einen «Sexy Dresscode».

Lange hielt sich der norwegische Königshof bedeckt zur unkonventionellen Hochzeit. In Interviews sprechen die Familienmitglieder von einem «wunderbaren» Familienzusammenhalt. An Montag teilte ein Sprecher mit, dass König Harald V. und Königin Sonja teilnähmen, Kronprinz Haakon und Kronprinzessin Mette-Marit ebenso. Auch die schwedische Thronfolgerin Kronprinzessin Victoria und ihr Mann Prinz Daniel reisen an die Hochzeit.

Die Hochzeit wäre eine Gelegenheit, um die angebliche königliche Harmonie in die Welt zu tragen. Doch der Sprecher des Königshauses sagte dem öffentlichrechtlichen Rundfunk, dass die Mitglieder der königlichen Familie es vermeiden würden, fotografiert oder gefilmt zu werden. Märtha Louise und Verrett haben mit einer Tradition gebrochen und sämtliche norwegischen Medien von der Hochzeitsfeier ausgeschlossen. Ein britisches Promi-Magazin wird exklusiv über die Hochzeitsfeier berichten.

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